Wegen Olivia Jones? Kiez-Wirt verliert seine Existenz

Hamburg - Mahmood Alkassaby fühlt sich gemobbt. Der 49-Jährige muss seine zwei Clubs an der Großen Freiheit schließen, weil sein Mietvertrag nicht verlängert wird. Die Schuld dafür gibt der Kiez-Wirt seiner Nachbarin Olivia Jones und ihrem Management.

Mahmood Alkassaby vor seinem Club "Location 1".
Mahmood Alkassaby vor seinem Club "Location 1".  © Janis Peitsch

"Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Olivia Jones. Wir kannten uns von Events und hatten immer eine tolle Nachbarschaft", erzählt Alkassaby. "Doch dann ist die ganze Stimmung gekippt."

Was war passiert?

Alkassabys Geschichte geht so: Seit fast 20 Jahren betreibt der 49-Jährige im Hinterhof der Großen Freiheit 27 die "Location 1" und "Location 2". Beide Betriebe sind als Frühclub konzipiert. Wenn andere Discotheken um 3 Uhr morgens Feierabend machen, fängt bei Alkassaby die Party erst an. Vor allem Angestellte im Gastro-Gewerbe und nimmermüde Partymacher gehören zu seinen Stammgästen.

2012 bekommt Alkassaby Gesellschaft. Drag-Queen Olivia Jones eröffnet ebenfalls in dem Hinterhof ihren Show-Club. Für den Wirt bekommt die harmonische Nachbarschaft erste Risse, als Olivias Management ihm ein Angebot für seine Räumlichkeiten unterbreitet.

Der 49-Jährige lehnt ab. "Mir geht es nicht um's Geld. Ich hänge mit meinem Herzen an den Clubs", sagt Alkassaby. "Das war für die wohl wie eine Ohrfeige."

Plötzlich habe er zehn Abmahnungen seiner Hausverwaltung erhalten - innerhalb von zwei Wochen. Mal ist es eine Beschwerde über zu laute Musik, dann über den verdreckten Innenhof oder die Öffnungszeiten. Alkassaby vermutet dahinter eine gezielte Kampagne. Er fühlt sich bestätigt, als er herausfindet, dass auch ein Mitarbeiter von Olivia Jones, der in der Nachbarschaft wohnt, für die Beschwerden verantwortlich ist. "Er hat mich in die Pfanne gehauen", ärgert sich Alkassaby.

Management und Hausverwaltung dementieren die Vorwürfe

Dann machen Gerüchte die Runde. Getränkelieferanten und andere Geschäftskunden erzählen dem Clubbesitzer, dass Olivias Management bereits über die Übernahme seiner Locations verhandeln soll. Wenig später der Schock: Die Hausverwaltung teilt ihm mit, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Kurz darauf erscheint während Alkassabys Abwesenheit ein Mitarbeiter von Olivia Jones in seinem Laden und lässt sich von seinen Angestellten den Betrieb zeigen.

Spätestens jetzt ist Alkassaby davon überzeugt, dass ihn die Travestie-Künstlerin mit allen Mitteln vertreiben will. Deren Management dementiert und bedauert, bei dem Konflikt zwischen Alkassaby und der Hausverwaltung zwischen die Fronten geraten zu sein. Richtig sei, dass sich auch ein Mitarbeiter von Olivia Jones über Alkassabys Laden beschwert habe. Man habe versucht, beschwichtigend auf den Mann einzuwirken, leider ohne Erfolg. Außerdem sei es die Hausverwaltung gewesen, die auf Olivia Jones zugekommen sei und ihr Alkassabys Räumlichkeiten angeboten habe. Aufgrund des schwelenden Konflikts habe man aber zunächst Abstand von dem Angebot genommen, so das Management.

Auch die Hausverwaltung, die seit 2016 für das Gebäude zuständig ist, wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe und spricht von einer "Hetzkampagne". Unstimmigkeiten habe es mit dem Wirt in den letzten Jahren immer wieder gegeben. "Dass die Abmahnungen aber etwas mit Olivia Jones zu tun haben ist totaler Quatsch. Das grenzt an Verleumdung", sagt ein Vertreter der Hausverwaltung. Vielmehr seien regelmäßige Verstöße gegen den Mietvertrag Ursache für die Abmahnungen gewesen. Zudem wären schwere Gewalttaten zwischen Gästen vor dem Club und die häufigen Ruhestörungen der Hauptgrund dafür, dass der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Derzeit soll es zwei Interessenten für Alkassabys Räumlichkeiten geben. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

So oder so - fest steht: Alkassaby und seine Clubs stehen vor dem Aus."Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Ich bin auf der Suche nach einer alternativen Location, doch das ist verdammt schwierig", sagt der Kiez-Wirt.

Am 30. Juni steigt die große Abschiedsfeier in der "Location 1 und 2". Bis dahin hat Alkassaby Olivia Jones und ihrem Management Hausverbot erteilt.