Klitoris und Schamlippen abgeschnitten: So viele Frauen sind von grausamer Verstümmelung betroffen

"Null Toleranz für weibliche Genitalverstümmelung" steht auf einem Flyer von Amnesty International.
"Null Toleranz für weibliche Genitalverstümmelung" steht auf einem Flyer von Amnesty International.  © dpa/Patrick Pleul, dpa/Arno Burgi

Wiesbaden - "Weibliche Genitalverstümmelung", hinter diesem Begriff verbirgt sich die grausame traditionell begründete Beschneidung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane im Genitalbereich. Die Klitoris und die Schamlippen werden dabei teilweise oder vollständig entfernt.

Was vielen nicht bewusst ist: Auch in der Bundesrepublik gibt es zahlreiche betroffene Frauen. In ganz Deutschland leben einer Studie des Bundesfamilienministeriums von 2017 zufolge fast 50.000 weibliche Opfer von Genitalverstümmelung. Verbreitet ist diese Praxis demnach unter anderem in Ägypten, Eritrea, Somalia, Äthiopien, Mali und dem Irak. Millionen Frauen weltweit erleben während der Verstümmelung sowie später bei Geschlechtsverkehr und Geburt schwere Komplikationen und Trauma.

Im Bundesland Hessen wurden im Jahr 2016 572 Fälle von Genitalverstümmelung erfasst. Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums in Wiesbaden auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. Die Dunkelziffer in Hessen liege aber vermutlich deutlich darüber. Dem Ministerium zufolge werden in der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen nur Daten der gesetzlich Versicherten erfasst – sofern sie ein Arzt notiert hat.

In der polizeilichen Kriminalstatistik werden solche Fälle nicht eigens aufgelistet. Genitalverstümmelung fällt dort dem Ministerium zufolge unter den Oberbegriff der Körperverletzung. Zur Anzahl oder Herkunft der betroffenen Frauen könne daher nichts gesagt werden.

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im hessischen Landtag, Daniela Sommer, kritisierte, es sei unzureichend, medizinische Maßnahme von der Vorlage einer Asylberechtigung abhängig zu machen. Laut dem hessischen Sozialministerium werden aber nur dann Operationen von Krankenkassen übernommen.

Titelfoto: dpa/Patrick Pleul, dpa/Arno Burgi