Passanten schockiert: Gänse mitten in der Innenstadt geschlachtet
Köln - Sie kommt knusprig aus dem Ofen, dazu Rotkohl und Klöse - für die Deutschen gehört die Weihnachtsgans einfach zu den Festtagen mit ihren Liebsten dazu. Doch wer denkt beim köstlichen Braten noch an das weiße Federvieh, das gackernd (im besten Fall) über die Wiese rennt?
Das wollte der WDR in einem Sozialexperiment am Samstag in der Kölner Innenstadt herausfinden. "Schlachtung beim Fleischkauf", heißt die Aktion, die ihr Euch hier noch einmal ansehen könnt.
Was sonst nur hinter verschlossenen Türen in Schlachthöfen passiert, spielte sich vor aller Augen ab. Ein Landwirt hatte zehn seiner Tiere vom Hof in Essen mitgebracht. Gerne erklärte er den potenziellen Käufern, wie die Tiere aufgewachsen und gelebt haben und was er ihnen gefüttert hat.
Schnell stellte sich heraus: Die gewichtigen Schnabeltiere hatten ein gutes Leben - nicht vergleichbar mit dem, was die Vögel in den osteuropäischen Mastzüchtungen erleben müssen, um dann tiefgekühlt im Discounter zu landen.
Die Kölner durften sich ihr künftiges Festmahl selbst aussuchen - und es vor ihren Augen schlachten lassen.
"Wir tun so, als ob wir Tiere nicht töten müssten"
Manche überdachten bei dem Gedanken den Kauf nochmal. "Ich finde es absolut schrecklich, was hier passiert", meint eine Frau beispielsweise. Auch weitere Passanten zeigten sich schockiert von der Aktion. "Ich will das nicht sehen, wenn die geschlachtet werden", meint ein anderer.
Ganz normal findet der Ernährungspsychologe Christoph Klotter aus Fulda. "Wir tun so, als ob wir Tiere nicht töten müssten. Es wird so verpackt, dass nichts mehr ans Tier erinnert."
Wenn die Fleischesser dann damit konfrontiert werden, dass ein Tier elektrisch betäubt und dann geschlachtet und gerupft wird, die Geräusche, Gerüche und Bilder aufnehmen müssen, kann es schnell zu einer abneigenden Haltung kommen.
"Keiner macht sich Gedanken darüber, dass die Tiere ja nicht gebraten vom Himmel fallen. Schlachtungen gibt es jeden Tag, aber hier regt sich jeder auf, wenn mal eine Gans gerupft wird", meint eine Passantin nachdenklich.
Doch wer sich nicht bewusst für ein fleischloses Leben entscheidet, sondern ein leidenschaftlicher Tierprodukt-Genießer ist, bei dem hält der Schock-Effekt meist nur kurz an, meint Klotter.
Eine Facebook-Userin bringt es jedoch auf den Punkt: "Diesen Anblick sollte jeder Fleischkonsument ertragen können, alles andere ist Heuchlerei. Denn dann begegnen wir den Tieren vielleicht mit mehr Ehrerbietung und Liebe, machen uns mehr Gedanken über die Aufzucht und die Schlachtung an sich."
Vielleicht werden sich einige bei diesen Bildern, die Weihnachtsgans noch einmal überlegen. Mitterweile gibt es auch zahlreiche vegetarische Alternativen.