Wildnis in der Großstadt: Hier entsteht Dresdens erster Urwald

Dresden – Das gab's noch nie in Dresden: Die Stadt will zwei Wäldchen zu Urwäldern machen! Ohne jeden menschlichen Einfluss soll Pflanzen und Tieren freier Lauf gelassen werden. Wie sich diese "Natur pur" entwickeln wird, ist offen.

Hier soll ein Urwald wachsen: Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (52, Grüne), Stadtwaldförster Förster Thomas Hensel (60) und Umweltamt-Sachbearbeiterin Petra Kirchhoff (54) freut's.
Hier soll ein Urwald wachsen: Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (52, Grüne), Stadtwaldförster Förster Thomas Hensel (60) und Umweltamt-Sachbearbeiterin Petra Kirchhoff (54) freut's.  © Eric Münch

Dresdens erster Urwald ist der Eichen-Buchenwald "An der Kucksche", liegt im östlichen Helfenberg (Schönfeld-Weißig). Das Wäldchen im Naturschutzgebiet ist 130 Jahre alt. Mit 4,8 Hektar so groß wie knapp sieben Fußballfelder. Ein Schild am einzigen vorhandenen Weg erklärt das Naturschutzprojekt.

"Wir machen Prozess-Schutz im Wald", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (52, Grüne). "Das klingt juristisch. Gemeint ist, dass sich der Wald hier ganz natürlich entwickeln kann. Bäume altern, verfallen, sind Sturm und Trockenheit ausgesetzt. Manche sterben ab. Die Arten im Wald können Totholz nutzen, vor allem Tiere profitieren."

Schon jetzt leben hier seltene geschützte Arten wie die Mopsfledermaus, Großes Mausohr, Schwarzspecht und Juchtenkäfer.

Schon 30 Prozent der städtischen Waldgebiete (800 Hektar, Heide größtenteils nicht mitgezählt) sind geschützt, dürfen nicht wirtschaftlich genutzt werden (etwa Holz-Entnahme).

Allerdings können artfremde Pflanzen oder Tiere entfernt werden. Mit dem Urwald geht das Rathaus jetzt noch weiter! "Wir machen hier im Wald gar nichts. Außer den Verkehrsschutz der Wege", sagt Förster Thomas Hensel (60).

Petra Kirchhoff (54) vom Umweltamt: "Ein total spannender Prozess. Wir werden auch Stürme und Schädlinge aushalten, nicht eingreifen." Besucher sollten unbedingt auf den Wegen bleiben, können so künftig einzigartige Natur erleben.

Wie sich der Wald und seine Bewohner verändern werden, könne man frühestens in einigen Jahrzehnten sagen. Vom Natur-Schatz "Urwald" werden also vor allem künftige Genrationen profitieren.

Ein zweiter Urwald (2,5 Hektar) wächst in Wilschdorf am Waldhof.

Das Wäldchen "An der Kucksche" kann jetzt ohne den Einfluss störender Menschen wachsen und gedeihen.
Das Wäldchen "An der Kucksche" kann jetzt ohne den Einfluss störender Menschen wachsen und gedeihen.  © Eric Münch
Schon jetzt dient Totholz in dem Wald 210 Käferarten als Lebensraum. Spannend, wie es in einigen Jahrzehnten aussehen wird.
Schon jetzt dient Totholz in dem Wald 210 Käferarten als Lebensraum. Spannend, wie es in einigen Jahrzehnten aussehen wird.  © Eric Münch
Ein Schild (nahe der Straße An der Kucksche) klärt über Dresdens ersten Urwald auf. Es wurde am einzigen Weg angebracht, der durch den Wald führt.
Ein Schild (nahe der Straße An der Kucksche) klärt über Dresdens ersten Urwald auf. Es wurde am einzigen Weg angebracht, der durch den Wald führt.  © Eric Münch