"Horror-Haus"-Prozess: Was enthüllen die Notizen von Wilfried W.?

Was bringen die Notizen ans Licht?
Was bringen die Notizen ans Licht?  © DPA

Paderborn - Nach einer überraschenden Pause im Prozess um das Horror-Haus von Höxter-Bosseborn geht es am Dienstag vorm Landgericht Paderborn endlich mit dem 30. Verhandlungstag weiter.

Der Vorsitzende Richter verkündete vorm Prozesstag am 22. August, dass ein Richter unverhofft erkrankt war (TAG24 berichtete). Dieser und der Folgetermin wurden abgesagt.

Wilfried (47) und Angelika W. (48) müssen sich immer noch wegen des Vorwurfs der schweren Misshandlung und des versuchten Mordes durch Unterlassen verantworten. Mehrere Frauen sollen von dem Ex-Paar brutal gefoltert worden sein. Zwei von ihnen starben an den Folgen.

Am Dienstag werden Notizen vom Angeklagten Wilfried W. verlesen. Die fast 100 Seiten lagen dem psychiatrischen Gutachter Dr. Michael Osterheider vor, sodass er sich ein Urteil über den geistigen Zustand des Angeklagten bilden konnte.

Ein direktes Gespräch lehnte W. damals nämlich ab. Doch auch ohne das kam Osterheider letztendlich zu dem Schluss, dass der 47-Jährige voll schuldfähig ist und für die Allgemeinheit eine Gefahr darstellt.

Wie immer berichtet TAG24 ab Prozessbeginn im Live-Ticker.

Die Inhalte der Briefe zeigen eine gewisse Formulierungsschwäche von Wilfried W.. Teilweise werden Sachverhalte aus dem Zusammenhang gerissen und sind kaum zu verstehen.

13 Uhr: Weiter aus dem Schreiben von Wilfried: "Was Angelika nicht passt, wird niedergeredet. Ich bin froh, dass das jetzt vorbei ist. Ich will in die katholische Kirche eintreten. Ich will Pater werden. Habe Kontakt zu einem katholischen Kirchenmann in der JVA Detmold. Angelika hat das Auto meiner Mutter zu Schrott gefahren. Auf das Geld wartet meine Mutter heute noch. Ich hätte Angelika gleich rausschmeißen müssen, aber meine Gutmütigkeit wird jetzt bestraft. Aber ich sehe immer das Gute im Menschen. Wie oft habe ich Strafzettel von Angelika bezahlt. Sie raste immer mit dem Auto. Wollte Anzeige erstatten wegen der Misshandlungen, die ich durch Angelika erlitten habe. Obwohl sie keinen Führerschein hatte, ist sie trotzdem gefahren mit dem PKW."

Peter Wüller, Strafverteidiger von Angelika W., regt an, für nächste Woche zwei Beamte der Mordkommission zu laden. Sie haben den gesamten Chatverkehr der Handys von Angelika W. und Wilfried W. ausgewertet. 13.000 geschriebene Nachrichten und Voicemails wurden begutachtet. Ein Ergebnis könnte neues Licht in das Tatgeschehen bringen.

12.30 Uhr: "Was Angelika sagt, musste gemacht werden. Sie war wie das Hohe Gericht. Sie drohte mir immer, zur Polizei zu gehen und ihre blauen Flecken zu zeigen. Dann hätte ich wieder in den Knast gemusst. Angelika hat keine Ruhe gegeben. Wir konnten nie alleine schmusen oder Sex haben. Angelika fing an, Anika Luft wegzunehmen. Angelika kann gut reden und schnell überzeugen. Sie sagte oft zu mir, ich müsste das auch können, dann wäre ich gut.

Angelika hat mir viel verhindert, den Kontakt zu meinen zwei Kindern. Sie wollte meine Tochter besuchen und sie schlagen. Ich wollte in Sportverein gehen, das wollte Angelika nicht. Ich musste machen, was sie wollte, sonst fingen ihre Wutausbrüche wieder an. Angelika wollte mich umbringen mit Gift, damit ich mit Herzversagen liegenbleibe. Angelika fing an, Stress zu machen, wenn sich Kirsten H. ankündigte. Angelika ruft Kirsten H. an und droht ihr Schläge, sie soll sich raushalten. (Immer wieder stockt der Vors. Richter Bernd Emminghaus beim Vorlesen, da das Geschriebene nur sehr schwer zu entziffern ist, Anm. d. Red.)

Ich hatte große Schmerzen, dass ich nicht mehr laufen kann. Hat meiner Mutter den Finger gebrochen, meinen Stiefvater in den Bauch geschlagen, obwohl er Krebs hat. Meine Mutter sagte, sie hat Angst vor Angelika. Sie können meine Mutter fragen. Als Angelika nach Hause kam, sagte sie, sie hoffe, das Anika endlich kaputt sei. Sie hat Anika in eine Wanne gelegt, dass sie bewusstlos war. Ich habe Mund- zu - Mund-Beatmung gemacht, hatte Angst, dass Anika stirbt. Ich habe nie verstanden, warum Angelika das gemacht hat."

12.15 Uhr: Inzwischen hat Wilfried noch weitere von ihm geschriebene Seiten dem Gericht überreicht, die auch verlesen werden sollen, bevor Angelika befragt wird.

Emminghaus liest vor: "Ich, Wilfried, komme aus gutem Haus. Als ich Angelika kennenlernte, ist alles den Bach runtergegangen. Ich habe Angelika meine Gerichtsakte mit meiner Inhaftierung gezeigt. Sie hat mich in den Arm genommen und gesagt, du kommst nicht wieder in den Knast. Angelika hat meine Tochter im fünften Monat umgebracht, sie ist mit Stopfnadel dabei gewesen und sagte, ich will das Kind nicht. Sie hat mein Kind in Amsterdam kaputtschneiden lassen und dann für Untersuchungen freigegeben.

Christel P. hat mich mit Schraubenzieher angegriffen, weil ich sagte, sie müsse nach Magdeburg zurück. Das müsste Angelika entscheiden, sagte sie. Sie nahm den Schraubenzieher und riss ihn über meinen Arm. Ich habe zur Abwehr eine Schippe genommen. Dann kam Angelika runter, siehe zu, das du wegkommst, sagte sie. Als Christel zuhause in Magdeburg war, hat sie mir noch SMS geschrieben. Ich sollte nach Magdeburg kommen, sie sucht Arbeit für mich, Angelika soll abhauen, dann kommt sie wieder nach Bosseborn. So war es. Ich habe mich nicht mehr gemeldet, hat noch mal angerufen und mir gesagt, sie hätte einen anderen Mann gefunden. Woher soll ich das alles wissen, wenn sie nicht mit mir gesprochen hätte.

Angelika hat mir bei ihren Wutausbrüchen einen Zahn mit der Kaffeekanne ausgeschlagen, mich mit der Pfanne geschlagen, weil ich zu Anika gehalten habe. Ich habe den Doktor vom Gericht Münster die Narben gezeigt. Attest liegt vor. Das gleiche hat sie mit Anika gemacht, sie hat mir mit einer Metallstange vor das Bein geschlagen. Angelika hat immer Kraftworte benutzt. Sie stach während ich am schlafen war, mit einer Nadel auf mich ein. Narben kann man sehen. Sie tat mir Glutamat ins Essen, das wäre die Strafe, wenn wir nicht auf sie hören würden. Angelika meinte, dass wir ohne sie nicht klar kommen würden. Wenn wir alleine waren, ohne Angelika, wollten wir garnicht mehr weg."

Wilfried W. sitzt am Dienstag zwischen seinen beiden Verteidigern.
Wilfried W. sitzt am Dienstag zwischen seinen beiden Verteidigern.  © Jürgen Mahncke

Während einer Verhandlungspause wurde unter Prozessbeobachtern heftig darüber diskutiert, in wie weit die Einlassungen des wegen Doppelmordes angeklagten Wilfried W. glaubwürdig sind.

Einige Beobachter meinten, dass der Angeklagte bei seiner Schlichtheit sich unmöglich alles ausgedacht haben kann.

Schlüssig argumentiert Wilfried W., dass Angelika ihm mit der Polizei gedroht habe und er so wieder nach einer bereits verbüßten Haftstrafe im Knast gelandet wäre. Schlüssig hört sich auch die Einlassung von Wilfried zum Tod von Anika W. an. Wilfried habe in einem Waldstück von Angelika erfahren, dass sie Anika W. in der Badewanne erwürgt habe. Danach seien sie beide zur Toten gefahren.

Angelika W. hatte ausgesagt, dass Wilfried W. beim Tod von Anika mit auf dem Gehöft in Bosseborn war. Angelika hatte über den Tod von Anika bei den ersten Vernehmungen der Bielefelder Mordkommission berichtet. Bis heute fehlen jegliche Spuren der toten Frau.

11.15 Uhr: Weiter aus den Briefen an den psychiatrischen Gerichtsmediziner Michael Osterheider: "Angelika besuchte Coffeeshops in Holland und besorgte dort Drogen. Sie hat mich abhängig gemacht. Ich habe Angelika alles geglaubt, weil ich nicht so schlau bin. Angelika sagte, ich brauche keine Angst zu haben. Ich habe Angelika immer gesagt, höre auf zu schlagen und zu streiten. Sie war sehr eifersüchtig. Ich habe gesagt, ziehe aus.

Wenn eine Freundin von mir da war, sagte sie, lass Dir nicht alles gefallen, Wilfried. Ich werde die Mädels so erziehen, dass es dir gefällt. Angelika sage, ich lasse mir nicht auf dem Kopf tanzen. Angelika hat alles durchgesucht von den Frauen, die bei mir waren. Ich sagte Angelika, sie soll Respekt haben. Ich habe mich oft eingemischt, wenn Angelika mit den Frauen stritt. Ich habe immer mehr getrunken, es wurde immer heftiger mit Angelika.

Ich habe auch heimlich gefilmt, was Angelika macht. Ich habe mir alles gefallen lassen. Ich habe zu einer Freundin gesagt, dass mich Angelika umbringt. Angelika hasst Kinder. Sie hat das Kind abgetrieben in Holland. Ich war das Werkzeug von Angelika. Sie sagte, meine Mutter hat mich schlecht erzogen, ich kann mich nicht durchsetzen. Ich wollte meine Ruhe haben. Wenn ihre Launen anfingen, habe ich oft nachgegeben. Das haben die anderen Frauen auch bei Angelika gemacht.

Christel, ist Männerhasser. Wir müssen zusammenhalten, hat sie Angelika gesagt. Sie sagte, sie wäre ein Ossi. Angelika sagte, lass dann bloss einen Zettel fertigmachten, wenn du so falsch bist. Christel sagte, ich bin ehrlich, möchte gerne auf dem Bauernhof in Bosseborn bleiben. Angelika hat ihr voll vor den Fuß getreten. Ich habe mir die Haare gewaschen im Keller, Christel wollte Handtuch oben holen, blieb oben und hat schlecht über mich geredet.

11 Uhr: Bernd Emminghaus liest jetzt aus Briefen an Psychiater Michel Osterheider vor: "Sitze in U-Haft in Detmold. Hier wird viel getrunken. Bin sehr nervös. Wollte Therapie machen. Angelika wollte die Frauen erziehen. Priester von Detmold meinte, dass ich es allen recht machen wollte. Ich wollte 1998 in Bochum bleiben. Ich habe immer für andere gelebt. 1999 merkte ich, dass Angelika mir nicht gut tut. Pech gehabt, sagte Angelika. Wollte mit der Frau nichts zu tun haben, meine Mutter sagte, das musst Du durchziehen. Wenn man Ende macht, gibt es Rache, du weißt, wie brutal Angelika ist, sagte Mutter.

So war mein Leben, wenn ich raus bin aus der Haft, möchte ich mein Leben ohne Ratschläge führen. Irgendwann habe ich gesagt, als es mit Schlägen von Angelika mit Anika immer schlimmer wurde, musste mich jemandem anvertrauen. Angelika war immer hinter mir, warnte mich, wenn du was erzählen tust, erzähle ich, dass du mir meinen Arm verletzt hast, dann kommst du wieder in den Knast. Ich habe Alkohol getrunken, immer mehr, Angelika hörte nicht auf mich, Anika auch nicht, ich wollte nur weg, ich sagte Angelika, hör auf, aber es kam nicht, habe Drogen geraucht, aber der Alkohol mein bester Freund.

Es ist sehr schwer, im Gefängnis jetzt ohne Alkohol klarzukommen. Hatte nie einen Freund, mit dem ich sprechen konnte. Das alles so passiert, hatte ich nie gedacht. Ich habe das alles nicht gewollt. Bin dazwischen gegangen, wenn Angelika mit den anderen Frau gezofft hat, lasst Susanne bitte in das Krankenhaus, Angelika sagte, ich habe Übung, wenn Susanne sterben tut, Angelika sagte, sie ist selber Schuld, wenn sie immer provoziert. Ich will die Alte nicht im Krankenhaus in Höxter, lieber in Bad Gandersheim. Angelika wollte sie zurückbringen, Eifersucht, sie gönnte mir keine Frau.

Dann fing sie ihr krankes Spiel an, ich wollte nur glücklich werden, deswegen die vielen Annoncen. Ich habe vor vier Wochen wieder Alkohol getrunken was die Gefangenen gemacht haben und gekifft. Mithäftling gibt mir Pillen. Hatte viel Ärger mit Gicht, habe Pillen genommen, würde gerne was dagegen tun. Angelika hat mich öfter mit Pfanne geschlagen, ich hatte Rattengift versteckt in Bosseborn, Angelika hat mich psychisch misshandelt.

Angelika hat mir ständig in die Hoden geschlagen, haben Sachen auf sie geworfen, Haare gezogen, Ohrfeigen gegeben, sie ist mich immer angegangen. Angelika sagte, sie ist schlau, ich nur Sonderschule."

10.45 Uhr: "Angelika hat Rottweiler unten bei den Ziegen gelassen. Die wurden angefressen von dem Hund. Angelika fing an zu treten gegen den Hund, der verteidigt sich gegen Angelika. Später sagte Angelika, der Hund ist weggelaufen. Dann hatte sie ihn doch erdrosselt. Auch den Hund von Anika. Sie hat den Strick zugezogen, der Hund war tot.

Als Angelika schwanger war, hat sie mein Kind umgebracht. Angelika hat mir die Hölle heiß gemacht. Ich bin kein Kinderfreund, sagte Angelika, dann hat sie die Missgeburt weggemacht. Mutter wollte immer Enkelkind, gab ihr Geld. Sie versuchte, das Kind mit einer Häkelnadel wegzumachen."

10 Uhr: Weiter aus den Briefen: "Ich habe Angelika immer wieder gefragt, kannst du mir versprechen, dass du Anika nichts tust. Angelika sagte, nerve mich nicht. Sie hat mich aus dem Auto rausgesetzt. Da bin ich im Wald spazieren gewesen. Angelika sagte zu jeder Frau schlechte Worte. Zum Stiefvater sagte sie, hoffentlich kratzt er bald ab. Wo Angelika sauer war, sagte sie einer Frau am Telefon, ich stelle dir deinen toten Sohn vor die Tür.

Ich ging mit Angelika spazieren. Ich sage es nur dir. Ich sage, wenn du keine Lösung findest, rufe doch die Mutter von Anika. Da sagte Angelika zu mir: Es geht nicht mehr. Anika gibt es nicht mehr. Ich fragte, ob sie mich verarschen wolle. Wir sind nach Bosseborn gefahren. Da lag Anika tot in der Badewanne. Warum hast du sie mir genommen, fragte ich Angelika. Sie sagte, sie ist selbst Schuld. Anika ging runter zum WC.

Angelika hat Anika die Kellertreppe runterschubst. Angelika hat Anika gewürgt, bis sie sich nicht mehr bewegt hat. Ich habe Angelika gesagt, stelle dich bei der Polizei. Warum soll ich in den Knast wegen der Alten, sagte Angelika. Wenn du meinst, mich anzuscheißen, werde ich sagen, du hast mich am Arm verletzt. Denke an Deine Akte, sagte Angelika. Ich sollte für sieben Tage wegfahren. Angelika wollte in der Zeit Anika wegschaffen. Du hast das ja nicht gemacht. Ich habe Anika noch zwei bis vier Mal in den Arm genommen, war am weinen, konnte nicht richtig schlafen, weil sie mir am Fehlen war. Angelika kam mit Feuerbestattung. Ich wollte es nicht aushalten.

Angelika war immer in meiner Nähe. Ich hatte Angst, dass Angelika zu lügen anfängt und ich in den Knast muss. Ich sagte, ob es nicht besser wäre, einen Bestatter zu holen. Dann zeigte mir Angelika, dass Anika weg ist. Ich habe sie in den Wald gebracht. Dann sagte sie, gehe nicht an die Tiefkühltruhe, da ist sie drin. Angelika sagte mir, hätte alte Sachen angezogen, geschwitzt wie ein Schwein. Ich habe gesagt, stelle Dich bei der Polizei.

Ich solle für eine solche Tat in den Knast gehen, da wird kein Hahn nach krähen. So musst du das sehen, sagte Angelika. Erst den Schäferhund hat sie umgebracht, weil er gepinkelt hat, dann hatte ich zwei Pudel, die haben nicht gehört, Angelika hat aus Wut den Zwergpudel aus dem Auto geworfen. Er kam wieder. Später sagte sie mir, sie hat die beiden Pudel verschenkt. Später sagte sie, sie hat die Pudel in der Wanne ertränkt. Hunde sind ein Laster.

9.50 Uhr: "Angelika will ihre Wut überall ablassen. Angelika wollte sich anlegen. Angelika wollte Anika auf einem Boot ertrinken lassen. Anika wollte nie alleine mit Angelika sein. Wir wollten mit Boot nach England, wenn nicht klappt, nach Spanien. Angelika hat es uns immer ausgeredet. Mit Anika bis du verloren, sagte sie. Immer wenn ich im Statt war, suchte Angelika oben Streit. Wenn Anika WC nicht sauber gemacht hat, hat Angelika Haarshampoo überall verteilt. Angelika hat Anika mit dem Kinn auf das Waschbecken geschlagen. Ich habe Anika nie gewürgt. Es gibt Bilder.

War bis 1986 in Schule, dann Praktikum, wollte Ausbildung anfangen, abgebrochen. Habe zwei Jahre im Wald gearbeitet, dann im Straßenbau, dann Britische Armee als Hundeführer, ich liebe Tiere, Angelika mag nur Katzen. Tiere sind Balsam für die Seele.

Das ist die Wahrheit. Es tut mir immer noch leid. Als Anika nach Bosseborn zog, habe ich Angelika gesagte, nicht in Beziehung einmischen. Angelika sagte immer, ich bin weich und treu doof. Anika sollte saugen, überall scheiß Hundehaare. Angelika hat gesagt, Anika soll nicht an die Waschmaschine gehen. Ich sage, Anika ist meine Frau. Angelika sagte, sie hätte die Sachen von Anika durchgesehen. Sie ist ja noch blöder als ihre Mutter. Ich habe Angelika gefragt, ob sie was dagegen hat, wenn Anika einzieht. Ich hatte schon Angst, dass Angelika eifersüchtig ist. So war das.

Angelika wollte sich mit Anika aussprechen. Ich sagte, ich kann nicht mehr."

9.45 Uhr: Weiter aus den Briefen von Wilfried: "Angelika hat immer brutal geschrien, brutal, ich sollte sterben tun, sagte, hoffentlich ist er bald kaputt. Wenn ich geschlafen habe, hat sie mit Bratpfanne auf meinen Bauch geschlagen. Wenn ich den Frauen helfen wollte, zog mich Angelika ins Lebensmittellager und schloss ab. Ob ich sie geschuppt habe oder an Haaren gezogen, war ihr egal. Sie hoffte, dass ich sie für fünf Minuten in Schwitzkasten nehme und Luft abdrücke.

Das sei für sie wie ein neues Leben. Sollte ihre Haut auf Arm durchschneiden. Ich kann kein Blut sehen. Das war fast jeden Tag oder jeden zweiten. Sie hat mit Kanne Zahn rausgeschlagen, wie ein Psychopath, Angelika. Ich sagte Anika, ich will nicht alleine sein. Ich habe es leider ertragen, so brutal von Angelika geschlagen zu werden. Ich kann mich schlecht entscheiden. Angelika hat mich immer gelenkt, hört nicht auf mich, sie sagt, sie ist Wassermann.

War früher in der Gärtnerei, wo sie arbeitete, auch so. Sie sagt was gemacht wird. Ich lernte Anika an. Sie rief an, ob ich noch zu haben bin. Wir treffen uns. Angelika sagte, ich komme mit, störe dich nicht. Bleibe solange, wie Du willst. Wir hatten uns gleich verliebt, waren nur am reden, haben gegessen, waren nur am küssen. Warum hat Angelika das gemacht. Ich liebe Anika heute noch, liebe ihr Wesen und ihre langen Haare. Ich habe nur aus Liebe die Ehe geschlossen, Angelika hat sie kaputt gemacht."

9.40 Uhr: Richter Bernd Emminghaus liest weiter vor: "Ich kam mit Angelika nie klar. Sie ist sehr dominant, auch bei Annika."

Nächstes Thema ist Kati K.: "Angelikas Gesicht war blau, weil Kati sich bei Schlägerei verteidigt hat. Hat mit Staubsaugerrohr auf Kopf und Rücken geschlagen. Sie hat nicht mir Geld gegeben. Kati wollte mit mir auf Flucht gehen. Sie konnte es nicht mehr mit Angelika aushalten. Doch wohin mit 2000 Euro. Ich sagte, ich zeige sie an bei der Polizei. Es waren zweitausend und nicht zehntausend Euro, wie Angelika sagte, sie hat gelogen.

Soll mal Tonband abhören, wo sich Kati von ihren Brüdern abholen lassen wollte. Ich habe nie geschlagen. Kati fing an, wenn sie was falsch gemacht hatte, sollte ich sie an den Haaren ziehen. Angelika macht mich fertig, deswegen keine Anzeige. Wo Kati sagte, sie will einen Mann, der sich durchsetzen kann, Angelika tut an Haare ziehen und schlagen. Angelika hat Kati volle Kanne mit Staubsaugerrohr geschlagen. Kati hat sich gewehrt.

Ich habe Bilder für Angelika gemacht, sie wollte das so. Damit ich was in der Hand habe für eine Anzeige. Angelika sagte zu Kati, sie ist eine Schlampe, dreckig. Ich habe öfter geholten, sauber zu machen. Habe Hühnersuppe für sie gekocht. Angelika wurde immer brutaler. Misshandelt mich mehr mit Wort statt Taten."

Angelika W. am Dienstag kurz bevor der Prozess losging.
Angelika W. am Dienstag kurz bevor der Prozess losging.  © Jürgen Mahncke

9.30 Uhr: Aus den Briefen Wilfrieds: "Angelika hat mich seelisch und psychisch in 17 Jahren kaputt gemacht. Angelika ist viel am Lügen. Sie war in Behandlung bei einem Arzt.

Ich habe immer Essen gemacht und die Tiere versorgt. Angelika hat eine Frau geschubst und geschlagen. Christel (ein Opfer aus Magdeburg) wurde geschlagen. Christel machte Streit. Besser wieder nach Magdeburg. Hörst immer nur auf Angelika. Bist faul, dann kam die Wahrheit ans Licht. Sie wollte nur Leute, damit sie Unterhaltung hat.

War ein Fehler. Ich sagte, gehe nach Hause. Da nahm sie einen Schraubendreher. Dann wollte sie im Stall auf Angelika warten. Sie ging mit Schraubendreher auf mich los. Erwischte mich am Arm. Ich war voll am bluten. Ich nahm eine Schaufel, bin mit Spitze an ihren Kopf gekommen.

Habe Angelika nie was davon erzählt. Sie meldete sich eine Woche später, ich sollte weg von Angelika."

Titelfoto: DPA