Zeigt dieser Sänger in Chemnitz wirklich den Hitlergruß?

Chemnitz - Ein Foto heizt aktuell die Diskussionen im Netz an. Das Bild entstand vor dem Konzert "#wirsindmehr", das am Montag (3.9.) über 65.000 Menschen in Chemnitz besucht hatten, um gegen Rechtsradikalismus zu protestieren.

Dieses Foto mit dem vermeintlichen Hitlergruß verbreitet sich aktuell im Netz.
Dieses Foto mit dem vermeintlichen Hitlergruß verbreitet sich aktuell im Netz.  © Screenshot

Auf dem Foto sieht man den Sänger "Monchi" von Feine Sahne Fischfilet, wie er die Hand hebt. Dies wird von vielen Usern empört als Hitlergruß zur Kenntnis genommen.

Hunderte teilen das Foto, beschimpfen die Band als scheinheilig, fordern eine Anzeige nach § 86a (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen).

Doch es gibt eine einfache Erklärung.

Es handelt sich bei dem Foto um einen Screenshot aus einem Video, in dem Sänger Jan Gorkow in eine Kamera grüßt. Es wurde genau der Bruchteile einer Sekunde angehalten, in dem die Hand den Eindruck eines Hitlergrußes erweckt, der es aber eindeutig nicht ist.

Die Band hatte das Video in einer Story auf Instagram gepostet. Hier ist die Entstehung dokumentiert:

Der Bundespräsident hatte das Konzert bei Facebook geteilt.
Der Bundespräsident hatte das Konzert bei Facebook geteilt.  © Screenshot Facebook

Auch die Polizei hat sich zu dem Fall bereits zu Wort gemeldet: "Wir erhalten aktuell Hinweise auf ein Bild des Sängers von @feinesahne, dass den Straftatbestand des § 86 a StGB erfüllen soll. Erste Ermittlungen ergeben aus unserer Sicht nur einen Schluss: Das Foto ist ein Fake!"

Stimmt nicht ganz. Das Foto bzw. das Video ist echt. Der Zusammenhang in den es absichtlich, von zumeist rechten Seiten gestellt wurde, ist ein Fake.

Bei der Demonstration von "Pro Chemnitz" am letzten Montag wurden eindeutig mehr Hitlergrüße gezeigt, die die Polizei mangels Einsatzkraft nicht ahnden konnte (TAG24 berichtete).

Freispruch also für Feine Sahne Fischfilet. ABER: Trotzdem gibt es um die Band heiße Diskussionen. Denn 2011 war die linke Band im Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern als linksextremistisch aufgeführt.

Laut BILD gab es zwischen 2009 und 2016 16 Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder der Band: wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung, Raub und Nötigung. Aktuell steht die Gruppe aber nicht mehr im Verfassungsschutzbericht.

Trotzdem läuft im Netz eine Diskussion, ob man als Top-Politiker (wie zum Beispiel Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) das Konzert mit einer Band bedingungslos empfehlen darf. Der Bundespräsident hatte eine einfache Antwort: Man kann! Und er teilte die Veranstaltung auf seiner offiziellen Facebookseite.