Von Ukraine-Entwicklungen überschattet: Erste Tarifrunde für Ostchemie ohne Ergebnis vertagt

Leuna - Die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine überschatten die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der ostdeutschen Chemie. Firmen sorgen sich um ihre Existenz, den Arbeitnehmern machen hohe Spritpreise zu schaffen.

Die ersten Tarifverhandlungen für die rund 45.000 Beschäftigten in der Ostchemie sind am Montag in Leuna ohne Ergebnis vertagt worden.
Die ersten Tarifverhandlungen für die rund 45.000 Beschäftigten in der Ostchemie sind am Montag in Leuna ohne Ergebnis vertagt worden.  © Waltraud Grubitzsch/zb/dpa

Die ersten Tarifverhandlungen für die rund 45.000 Beschäftigten in der Ostchemie sind am Montag ohne Ergebnis vertagt worden.

Gewerkschaft und Arbeitgeber wollen die Gespräche am 21. März auf Bundesebene fortführen, wie Vertreter beider Seiten in Leuna mitteilten.

"Wir sind hier nicht wirklich vorangekommen", sagte der Verhandlungsführer der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Nordost, Oliver Heinrich. Die Arbeitgeberseite habe kein konkretes Angebot vorgelegt.

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Die Gewerkschaft wolle in der Tarifrunde 2022 für die Beschäftigten mehr Kaufkraft, mehr Wertschätzung und mehr Sicherheit im Job erreichen. Im Kern fordert die IG BCE ein Plus der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oberhalb der Preissteigerungsrate.

Die Arbeitgeberseite lehnt die Forderungen der Gewerkschaft als unverhältnismäßig ab.

Höhere Spritkosten: "Das trifft sie besonders hart"

Hohe Spritpreise machen den Arbeitnehmern zu schaffen.
Hohe Spritpreise machen den Arbeitnehmern zu schaffen.  © Nicolas Armer/dpa

Die Arbeitnehmer spürten laut Gewerkschaft die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zuerst, indem sie höhere Spritkosten bezahlen müssen, um zur Arbeit zu kommen. "Das trifft sie besonders hart", sagte Heinrich.

Zudem geht es der IG BCE um eine einheitliche Erhöhung von Zuschlägen für die Nachtschicht und Regelungen zum mobilen Arbeiten.

Die Arbeitgeberseite verwies auf Belastungen durch steigende Energie- und Rohstoffkosten. Durch die aktuelle Krise in Osteuropa sei die Branche zusätzlich belastet, sagte Thomas Naujoks, Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie. Es müsse eine maßvolle und verantwortungsvolle Tarifpolitik gemacht werden, sagte er.

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Der Krieg in der Ukraine verschärfe die Sorgen der Unternehmen um ein Vielfaches. Vor allem in Ostdeutschland gebe es große Abhängigkeiten vom russischen Gas und Öl. Im schlimmsten Fall drohten Drosselungen oder gar Stopps in der Produktion, erklärte die Arbeitgeberseite.

In Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen arbeiten die Beschäftigten in 162 Unternehmen der Ostchemie.

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/zb/dpa

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