Skandal bei Zara: Versucht die Modekette, Mamas und Kranke loszuwerden?

Was passiert mit Mütter und Kranken bei Zara?
Was passiert mit Mütter und Kranken bei Zara?  © DPA

München - Sie ist eine der beliebtesten Modeketten, junge Frauen von 15 bis 40 kleiden sich hier regelmäßig ein und lieben die Atmosphäre im Laden.

Doch hinter den Kulissen bei "Zara" scheint es gewaltig zu brodeln. Denn offenbar haben seit Neuestem Mütter und Mitarbeiter, die öfter krank sind, einen schweren Stand.

Wie ein Schlag muss es die 27 Mitarbeiter in München getroffen haben, die in der ersten Mai-Woche in einer Zara-Filiale hinter verschlossenen Türen plötzlich einen Aufhebungsvertrag vorgelegt bekommen haben sollen.

Wie der Spiegel berichtet, sei vorrangig Müttern und Mitarbeitern mit vielen Fehltagen erklärt worden, dass man mit ihrer Arbeitsleistung nicht zufrieden sei.

Im nächsten Atemzug wurde ihnen ein Aufhebungsvertrag angeboten, den sie unterschreiben sollten. Während Zara von Einzelfällen unter den insgesamt 39.000 Mitarbeitern deutschlandweit spricht, die "eine ungewöhnlich hohe Arbeitsabwesenheit ohne klar erkennbaren Grund" aufweisen würden, geht der Betriebsrat der Modekette auf die Barrikaden.

Die Modekette soll einigen Mitarbeitern plötzlich Aufhebungsverträge vorgelegt haben.
Die Modekette soll einigen Mitarbeitern plötzlich Aufhebungsverträge vorgelegt haben.  © Norbert Neumann

In einem internen Schreiben beschuldigt er die Geschäftsführung, Mitarbeiter, "die nicht mehr in das Personalmodell der Zara passen, aus dem alltäglichen Arbeitsprozess wegzudrängen". Die Rede ist von Müttern und Personal, das länger krank gewesen sei.

Laut Zara selbst seien aber zum Beispiel am Standort München "nur" drei Mütter unter den 27 Personen gewesen, denen ein Aufhebungsvertrag vorgelegt wurde.

Laut Betriebsrat traf mehr als 40 Mitarbeiter ein solches Schock-Szenario und das nicht nur in München, sondern auch in Stuttgart, Hamburg und Hannover. Darunter seien ein Dutzend Mütter.

Zara wirbt damit, ein besonders familienfreundliches Unternehmen zu sein, das sich für Gleichberechtigung einsetzt, doch in der Realität sieht es so aus, dass Frauen, die in der Woche aufgrund von Kindern nur bis 16, 17 Uhr arbeiten können, benachteiligt sind.

In dieser Zeit schließen die meisten Krippen oder Kindertagesstätten. Offenbar ist es der Modekette nicht möglich, die Zeiten bis 20 oder 21 Uhr mit studentischen Hilfskräften oder Festangestellten ohne Kinder zu besetzen. Oder sie wollen es nicht, um im Dienstplan möglichst hohe Flexibilität herzustellen.

Viele der Betroffenen haben sich einen Anwalt genommen und wollen gegen die Modekette vorgehen. Das Problem ist auch, dass zahlreiche der 80 Filialen in Deutschland gar keinen Betriebsrat haben, der für die Rechte der Mitarbeiter einsteht und kämpfen kann. So müssen viele es auf eigene Faust auf dem juristischen Weg probieren.