60 Jahre Sachsenring: Ingenieur des VEB erinnert sich!

Zwickau - Der 1. Mai 1958 wurde zum Meilenstein der Zwickauer Automobilgeschichte. Aus den Audi- und Horchwerken, 1948 per Volksentscheid enteignet, wird ein eigenständiger Betrieb. Den Namen dazu liefert das letzte Luxusauto der Traditionsmarke Horch: Sachsenring.

Der VEB Sachsenring in Zwickau wurde am 1. Mai vor 60 Jahren gegründet.
Der VEB Sachsenring in Zwickau wurde am 1. Mai vor 60 Jahren gegründet.  © August-Horch-Museum

"Mit der Zusammenlegung hat man sich aber nicht nur Freunde gemacht. Da wurden umfangreiche Diskussionen geführt", erinnert sich Roland Schulze (84), damals als Jungingenieur und Technologe beim VEB Horch beschäftigt.

"Audianer" und Horcher" unter einer Flagge - durchaus ein Wagnis. Die alten Namen waren in den Köpfen der Arbeiter haften geblieben. Obwohl sich Staats- und Parteiführung alle Mühe gaben, das kapitalistische Erbe zu tilgen.

Die Fusion beider Automobilwerke war ein solcher Schritt, der zudem wirtschaftlich ohne Alternative war. "Die Zusammenlegung war vernünftig und lag im Trend der Zeit. Man muss sich zu größeren Einheiten zusammenfinden. Es war eine Frage der wirtschaftlichen Effektivität", so Schulze.

Hintergrund: Für die Produktion des "DDR-Volkswagens" Trabant mussten alle Kapazitäten und Ressourcen der Autostadt Zwickau gebündelt werden.

Schließlich sollte der Trabi in großen Stückzahlen die sozialistischen Arbeitermassen im gesamten Ostblock motorisieren. Das ging nicht mehr in den bisherigen Strukturen. "Horch hat damals den Lkw H3 und den Traktor Pionier gebaut", erinnert sich Schulz. Nebenan bei Audi liefen unter anderem der Trabi-Vorgänger P70 und der Ifa F9 sowie der F8 vom Band. Unter dem berühmten Sachsenring-Signet startete dann ab 1958 der Trabant. Bis 1991 wurden über drei Millionen Stück gebaut.

Das August-Horch-Museum, in dessen Förderverein Roland Schulze immer noch aktiv ist, würdigt den "Plastebomber" noch bis August mit einer Sonderausstellung. Das Unternehmen Sachsenring existiert auch nach dem Ende der Trabant-Ära als Zulieferbetrieb in der Autobranche weiter.

Sachsenring-Ingenieur Roland Schulze (84) schaut sich im Horch-Museum das Schnittmodell eines alten Trabis an.
Sachsenring-Ingenieur Roland Schulze (84) schaut sich im Horch-Museum das Schnittmodell eines alten Trabis an.  © August-Horch-Museum