Aufstand geht weiter: Mehr als 350 Brauerei-Mitarbeiter bei Warnstreik

Von André Jahnke, Jörg Schurig

Leipzig - Begleitet von einem Warnstreik sind die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten sächsischer Brauereien in eine neue Runde gegangen.

Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten sächsischer Brauereien sind in eine neue Runde gegangen. (Symbolfoto)  © Robert Michael/dpa

Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) legten die Arbeitgeber am Donnerstagvormittag erstmals ein Angebot vor. Es sei aber weit weg von eigenen Vorstellungen, sagte Gewerkschaftssekretär Jens Löbel auf Anfrage. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Im Vorfeld der Verhandlungen waren die Mitarbeiter von fünf Brauereien zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen worden. Löbel zufolge nahmen mehr als 350 Beschäftige an einer Kundgebung am Verhandlungsort teil - Kollegen der Sternburg Brauerei Leipzig, der Krostitzer Brauerei, des Freiberger Brauhauses, der Radeberger Exportbierbrauerei und der Wernesgrüner Brauerei.

Die Gewerkschaft verlangt sieben Prozent mehr Lohn und 100 Euro mehr für die Auszubildenden. Laut NGG klafft in der Branche nach wie vor eine Lohnlücke zwischen Ost und West. Die Rede ist von mehr als 4000 Euro, die Beschäftigte in Sachsen weniger pro Jahr erhalten als ihre Kollegen im Westen.

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"Es gärt, aber nicht im Tank", hatte Uwe Ledwig, Landesvorsitzender Ost und Verhandlungsführer der NGG, im Vorfeld gesagt. Bislang hätten in dem Tarifstreit rund 250.000 Hektoliter oder fast 50 Millionen Flaschen Bier nicht produziert oder abgefüllt werden können.

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SPD-Chef hält Lohnlücke Ost-West für nicht länger hinnehmbar

Die Radeberger Exportbierbrauerei in Radeberg. (Archivfoto)  © Arno Burgi/dpa

Der sächsische SPD-Chef Henning Homann (45) solidarisierte sich mit den Brauerei-Mitarbeitern "Die Brauerinnen und Brauer in Sachsen leisten täglich harte Arbeit. Eine angemessene Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen sind ein Muss." Der Streik sei Ausdruck "tief empfundener Ungerechtigkeit": "Eine Lohnlücke von mehreren Tausend Euro jährlich zwischen Ost und West ist nicht länger hinnehmbar."

Ob die Verhandlungen am Donnerstag noch zu einem Ergebnis führen, blieb offen. Auf eine Zeitdauer wollten sich weder Arbeitgeber noch die Gewerkschaft festlegen. Zuletzt habe die Arbeitgeberseite sehr viel Zeit gebraucht, "um nichts vorzuschlagen", hieß es aus Gewerkschaftskreisen. Für die Brauereien verhandelt der Sächsische Arbeitgeberverband Nahrung und Genuss.

Die Brauereien hatten schon im Vorfeld der jetzigen Verhandlungsrunde Stellung bezogen. Laut Radeberger Brauerei gibt es beim Bierabsatz in Deutschland aktuell ein Minus von rund sieben Prozent.

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"Da ist ein gefordertes Lohnplus von rund sieben Prozent nicht nur jenseits dessen, was der Markt erlaubt – es gefährdet schlussendlich auch Arbeitsplätze, statt diese zu sichern", sagte Firmensprecher Hendrik Wagner. Man brauche ein Verhandlungsergebnis, das beiden Seiten gerecht werde, ohne wirtschaftliche Grundlagen zu gefährden.

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