Augustusburg - Orgelmusik hören, sehen und fühlen. Das soll ab 2026 das Bassregister der 360-Grad-Orgel in der Stadtkirche St. Petri im sächsischen Augustusburg möglich machen.
Außen kündigt ein Schild die Baustelle in der Stadtkirche an. Drinnen versperrt ein riesiges Holzgerüst unter der Hauptempore den Raum. Malervlies liegt herum. An der Seitenempore lehnt ein Lastenaufzug.
Davor liegen zwei Holzpfeifen quer über den Kirchenbänken. Sie wurden am Mittwoch als letzte Teile des Bassregisters der neuen Orgelanlage in die Stadtkirche St. Petri eingebaut.
"Die Orgeln werden an sechs Orten in der Kirche stehen und sind alle gleichzeitig vom Spieltisch ansteuerbar", sagte Kirchenmusiker Pascal Kaufmann (32). Dazu zählen unter anderem die Hauptorgel auf der Empore, eine geplante Orgel hinter dem Altar und eine Orgel an der Westseite.
Das Bassregister kommt in die Empore. "Unter dem Emporenboden entdeckten wir einen Hohlraum. So gibt es mit den Basspfeifen keine optischen Veränderungen in der Kirche", so Kaufmann.
Auch gehörlose Menschen können die Orgelmusik genießen
Die Pfeifen können Kirchenbesucher durch Fenster im Boden sehen. "Mit kleinen Fähnchen könnten wir noch den Luftstoß, der den Ton erzeugt, sichtbar machen", erklärte Orgelbauer Malte Kempf (41).
Er transportierte mit seinem Kollegen die letzten zwei Pfeifen behutsam per Lift nach oben.
"Der Lift ist diese Woche ziemlich an seine Grenzen bekommen, als wir die größte Pfeife auf die Empore gehievt haben", so Kempf (41).
Sie ist 240 Kilogramm schwer und ach Meter lang. Für Kempf die erste Pfeife in dieser Größenordnung. "Sie hochzubekommen, war schwer. Vor allem so, dass niemanden etwas passiert."
Den Ton, den die riesige Pfeife erzeugt, liegt außerhalb des menschlichen Hörbereichs. Er wird jedoch zu fühlen sein - so wie weitere Pfeifentöne. Damit können auch gehörlose Menschen die Orgelmusik in der Kirche genießen.