Dresden - In Sachsen sind derzeit gleich drei Glashersteller insolvent oder stehen kurz vor der Schließung. Die Probleme seien systemimmanent, sagt die IHK Dresden. Ein gesamtdeutsches Phänomen.
Ende November schließt der Produktionsstandort des Flachglaspezialisten Doering Glass in Radeburg (Kreis Meißen) mit 120 Mitarbeitern. Auch das Glaswerk in Bernsdorf (Kreis Bautzen) soll Ende des Jahres geschlossen werden. Erst vor wenigen Tagen gab es laut MDR Sachsen eine Mahnwache. Betroffen sind 100 Mitarbeiter.
Ebenfalls insolvent ist die Glashütte Freital (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge). Rund 40 Arbeitsplätze von 125 sollen wegfallen, damit der Sanierungsplan aufgeht. Die Produktion läuft bis jetzt ohne Unterbrechung weiter. "Die Beteiligten sind derzeit in finalen Verhandlungen mit einem Investor", heißt es auf Anfrage aus dem Unternehmen. Eine Lösung soll bis Ende des Jahres stehen.
Laut IHK Dresden liegen die Gründe in allen Fällen ähnlich. Dazu gehören die anhaltend hohen Energiepreise für die Glasschmelzen, die meist mit Gas betrieben werden. Aber auch die gestiegenen Rohstoffpreise, u.a. für Quarzsand, Soda und Feldspat, spielen eine Rolle.
"Im Ergebnis entsteht ein Preisdruck, dem nicht mehr jeder standhalten kann", so IHK-Sprecher Lars Fiehler (53).
Von einer generellen Pleitewelle kann noch nicht gesprochen werden
Betroffen ist die gesamte Branche schon seit Längerem. Der Bundesverband Glasindustrie verzeichnet bereits in seinem Geschäftsbericht 2024 Rückgänge bei den Markern Gesamtproduktion (-2,9 Prozent; gesamt: 6,7 Mio. t), Umsatz (-10,6 Prozent; 6,53 Mrd. Euro) und Beschäftigte (-1,9 Prozent; 54 000).
Von einer generellen Pleitewelle kann jedoch nicht gesprochen werden. Laut dem Landesamt für Statistik wurden 2024 insgesamt 5812 Insolvenzverfahren in Sachsen beantragt (+9,7 Prozent). Von Unternehmen wurden 867 Anträge eingereicht.
Zur Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2010 waren es deutlich mehr (1713).