"Eingekesselt" in den Katakomben: DFB-Stars erinnern sich an Terror-Nacht von Paris 2015

Paris (Frankreich) - Am 13. November 2015 erschütterten die Terror-Anschläge in Paris mit 130 Todesopfern Europa bis ins Mark. Ihren Ausgang nahmen die Attentate am Stade de France, wo die deutsche Nationalmannschaft gerade gegen Frankreich spielte. Zehn Jahre später gewähren die damaligen DFB-Spieler tiefe Einblicke, wie sie die bangen Stunden in Paris erlebten.

Nach dem Spiel gegen Frankreich wurden die DFB-Kicker sofort in die Kabine geholt. Erst dort erfuhren sie, was draußen vor sich ging: eine Reihe von Terroranschlägen erschütterte Paris.
Nach dem Spiel gegen Frankreich wurden die DFB-Kicker sofort in die Kabine geholt. Erst dort erfuhren sie, was draußen vor sich ging: eine Reihe von Terroranschlägen erschütterte Paris.  © MIGUEL MEDINA / AFP

Während die ganze Welt längst wusste, was sich gerade in Paris zutrug, als sich vor dem Stade de France drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatten, spielten die beiden Teams ihr Freundschaftsspiel ahnungslos zu Ende, es sollte keine Massenpanik ausgelöst werden.

Über die Geräusche vor dem Stadion hatten sich die Spieler zunächst kaum weitere Gedanken gemacht.

"Ob es knallt oder nicht, das Spiel geht weiter, solange hier keiner unterbricht oder mir jemand sagt, es ist was passiert", erklärt Julian Draxler (32) in der Sky-Doku "Die Nacht von Paris - Terror im Stade de France" und fügt überraschend ehrlich ein "Leistungsdruck" hinzu.

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Erst in der Kabine, die Profis wurden sofort nach Abpfiff in die Katakomben gebracht, informierte der damalige Teammanager Oliver Bierhoff (57) die Spieler über den Anschlag. Zu dem Zeitpunkt war nicht auszuschließen, dass noch weitere Attentäter vor dem Stadion unterwegs seien, Shkodran Mustafi (33) erinnert sich an die Angst, dass jemand in die Kabine gestürmt komme.

"Man hatte Angst, weil sie ja auch ins Stadion wollten, dass wir das Main Target [dt. Hauptziel] waren, und deshalb hattest du Angst, dass da noch was kommt", entsinnt sich auch Jérôme Boateng (37), der als Erster von den Geschehnissen erfahren hatte, weil er in der Halbzeitpause angeschlagen in der Kabine geblieben war.

Schwer bewaffnete Polizisten riegelten das Stade de France nach den Selbstmordanschlägen ab, einige sicherten auch im Inneren die Kabine der deutschen Nationalmannschaft.
Schwer bewaffnete Polizisten riegelten das Stade de France nach den Selbstmordanschlägen ab, einige sicherten auch im Inneren die Kabine der deutschen Nationalmannschaft.  © FRANCK FIFE / AFP

Sicherheitsbeauftragter macht DFB-Spielern den Ernst der Lage klar

Mehrere beteiligte Nationalspieler wie Julian Draxler (32, l.) und Ilkay Gündogan (35) erinnern sich in einer Sky-Dokumentation, wie sie den Abend der Terror-Anschläge von Paris erlebt haben.
Mehrere beteiligte Nationalspieler wie Julian Draxler (32, l.) und Ilkay Gündogan (35) erinnern sich in einer Sky-Dokumentation, wie sie den Abend der Terror-Anschläge von Paris erlebt haben.  © Bildmontage: Sky LEONINE Documentaries (2)

Wie ernst die Lage war, machte der damalige DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert den Spielern klar, als er einen Polizisten, der die Kabine abriegeln sollte, danach fragte, wie dessen Waffe funktioniert.

"Da kam ein Spieler und sagte 'Hendrik, das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um mit Waffen zu spielen'", erinnert sich der ehemalige Polizist. Er habe ihm dann erklärt: "Das ist für den Fall, dass diese Person erschossen wird und dass wir dann gegebenenfalls diese Waffe weiter benutzen können, wenn wir es denn bräuchten."

Die DFB-Kicker verbrachten schließlich die ganze Nacht "eingekesselt" (Draxler) in den Katakomben, wo sie viel Zeit hatten, um das Geschehen unter anderem über Social Media zu verfolgen.

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"Die Bilder zu sehen und im Kopf zu haben und zu wissen, dass das ein paar Kilometer weiter passiert ist und immer noch passiert, das war das schlimmste Gefühl an dem ganzen Abend", schildert Ilkay Gündogan (35) seine Erinnerungen an den 13. November 2015.

Sky-Dokumentation "Die Nacht von Paris - Terror am Stade de France"

Am Stade de France nahmen die Terror-Anschläge von Paris, die 130 Menschen das Leben kosteten, ihren Anfang.
Am Stade de France nahmen die Terror-Anschläge von Paris, die 130 Menschen das Leben kosteten, ihren Anfang.  © Sky LEONINE Documentaries

Nicht nur die ungewohnt nahen Einblicke in die Gefühlswelt der damaligen Nationalspieler bewegen, besonders starke Momente hat die Doku, wenn die Menschen zu Wort kommen, die unmittelbar dabei waren, als die Bomben detonierten.

So erzählt Besucher Bley Bilal Mokono, der bei den Anschlägen schwer verletzt wurde und seither im Rollstuhl sitzt, eindringlich, wie er nach der Explosion seinen Sohn suchte, Stadionordner Salim Toorabally spricht darüber, dass er noch immer das Blut der Verletzten an seinen Händen riechen kann.

"Das ist eine Erinnerung, die für immer bleibt", macht der Mann, der einen der Attentäter am Eindringen ins Stadion hinderte, klar.

Die gesamte Doku "Die Nacht von Paris - Terror am Stade de France", in der neben den Fußballern auch Politiker, Journalisten, Sicherheitspersonal und andere Betroffene zu Wort kommen, gibt es ab dem 6. November bei Sky und WOW zu sehen.

Titelfoto: Bildmontage: Sky LEONINE Documentaries (3)

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