Mehr Geld für Sachsens Schiris? Der Verband entscheidet am Wochenende!

Bautzen - Sie stehen oft im Brennpunkt der Diskussionen von Fans, Spielern und Funktionären: Schiedsrichter. Gerade im Amateurbereich ist das Hobby kein Zuckerschlecken. Der Sächsische Fußballverband überlegt dem entgegenzuwirken.

Michael Näther (23) leitete am Mittwoch das Sachsenpokal-Viertelfinale zwischen Dresden und Zwickau und bekam dafür laut Finanzordnung 240 Euro plus Reisekosten.
Michael Näther (23) leitete am Mittwoch das Sachsenpokal-Viertelfinale zwischen Dresden und Zwickau und bekam dafür laut Finanzordnung 240 Euro plus Reisekosten.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Wenn am Wochenende der Vorstand des Sächsischen Fußballverbandes (SFV) in Bautzen zusammenkommt, steht ein Diskussionspunkt ganz oben auf der Tagesordnung: Sollen Schiedsrichter künftig höher vergütet werden?

Vorbild ist der Bayrische Fußballverband, der eine derartige Änderung zur neuen Saison auf den Weg bringt. Der traurige Beweggrund: Der fortschreitende Schiedsrichter-Rückgang!

Ganz konkret sollen die Sätze für Hauptschiedsrichter von im Schnitt 33,62 Euro auf 52,93 Euro pro Partie steigen. Bei Schiedsrichter-Assistenten wird der Satz von 25,83 Euro auf 36,11 Euro klettern.

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Auch in Sachsen könnte schon am Wochenende der Beschluss fallen, zur kommenden Spielzeit die Spesen zu erhöhen, wie der MDR berichtet. In der Diskussion ist eine pauschale Erhöhung von zehn Euro pro Einsatz.

Zum Vergleich: Je nach Höhe der Spielklasse, in der der Schiedsrichter angesetzt, staffelt sich die Entschädigung. Das beginnt bei 7,50 Euro im Nachwuchs bis 30 Euro in der Kreisliga, sind in der Regionalliga aber schon 240 Euro als Hauptschiedsrichter. Außerdem können Schiedsrichter Reisekosten mit dem Satz von 0,30 Euro pro Kilometer abrechnen.

Doch was spricht für eine Erhöhung der Spesen und was dagegen?

Pro: Darum sollte die Vergütung für Schiedsrichter steigen!

Oft im Mittelpunkt der Diskussionen: Der Schiedsrichter. Hier bei Lok Leipzig gegen Meuselwitz. (Symbolbild)
Oft im Mittelpunkt der Diskussionen: Der Schiedsrichter. Hier bei Lok Leipzig gegen Meuselwitz. (Symbolbild)  © Picture Point / Gabor Krieg

Eine Erhöhung der Schiedsrichter-Sätze wäre ein Zeichen der Wertschätzung! Denn immer mehr Unparteiische kehren dem Amateurfußball bundesweit den Rücken. In vielen Landesverbänden hat sich die Zahl der Aktiven halbiert.

Eine finanzielle Aufwertung würde zwar nicht dieses Problem lösen, aber vielleicht den ein oder anderen Schiedsrichter länger in seinem Hobby halten.

Gerade auf Kreisliga-Ebene stellen sich immer mehr Schiedsrichter die Frage, ob sie sich den Spaß zu den Preisen antun wollen. Denn Anfeindungen und Beleidigungen verbaler oder (leider) physischer Natur stehen genauso auf der Tagesordnung der Unparteiischen.

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Ganz konkret: Sind 15 Euro (plus Reisekosten) am Sonntag-Nachmittag in einem Spiel der Chemnitzer Kreisklasse, wo es gerne mal auf und neben dem Feld ruppig zugehen kann, als Hauptschiedsrichter noch gerechtfertigt?

Denn im selben Zuge sind in den letzten Jahren die Preise und Löhne in vielen Branchen gestiegen.

Allein beim Blick auf die Zapfsäule, den Einkauf oder den Döner sind 15 Euro sehr schnell weg für Unkosten des täglichen Lebens.

Contra: Darum ist eine Anhebung der Spesen wenig zielführend!

Ein typisches Bild in unteren Ligen: Der Linienrichter agiert ungeschützt wenige Meter von den Zuschauern entfernt. (Symbolbild)
Ein typisches Bild in unteren Ligen: Der Linienrichter agiert ungeschützt wenige Meter von den Zuschauern entfernt. (Symbolbild)  © Picture Point / Gabor Krieg

Wo ein Empfänger, da ein Gönner! Selbstverständlich müssten höhere Aufwandsentschädigungen für Schiedsrichter gegenfinanziert werden.

In der Pflicht laut der Satzung der Verbände: die Vereine als Mitgliedsorgane. Das würde bedeuten, dass auf einen einfachen Kreisligisten mit einer Herrenmannschaft Mehrkosten von Minimum 500 Euro hinzukommen würden. Pro Saison wohlgemerkt.

Für jede weitere Mannschaft im Spielbetrieb, für die wenigstens ein Hauptschiedsrichter angesetzt werden muss, kann man mit wenigstens 100 Euro zusätzlichen Ausgaben rechnen.

Jetzt könnte sich jeder Verein selbst ausrechnen, was das pro Saison für Summen verschlingen würde, die nicht in andere Sachen gesteckt werden könnten.

Außerdem würde eine Erhöhung der Spesen nicht das Grundübel auf vielen Sportplätzen lösen. Der Schiedsrichter wird trotzdem Hohn, Spott und Beschimpfungen ertragen, Streitereien und mögliche Angriffe moderieren müssen. In solchen Extremsituationen wären auch zehn Euro mehr kein wirkliches Schmerzensgeld.

Und: Solange wir uns im Amateurbereich befinden, steigt durch höhere Bezahlung nicht gleichzeitig die Leistung der Unparteiischen.

Titelfoto: Bildmontage: PICTURE POINT / S. Sonntag

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