Kahn übt Kritik an Neuer: "Wird weder ihm noch den Werten des FC Bayern gerecht"

München - Der FC Bayern München reagiert auf die überraschend heftigen Aussagen von Manuel Neuer (36): Vorstandschef Oliver Kahn (53) hat den Torhüter kritisiert - und Gespräche mit dem Kapitän angekündigt!

Oliver Kahn (53) hat auf die überraschend heftigen Aussagen von Schlussmann Manuel Neuer (36) reagiert und Gespräche angekündigt.
Oliver Kahn (53) hat auf die überraschend heftigen Aussagen von Schlussmann Manuel Neuer (36) reagiert und Gespräche angekündigt.  © Sven Hoppe/dpa

Der Vorstandschef der Roten hat eine äußerst klare Meinung zu den unerwarteten Aussagen Neuers.

"Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen", erklärte der 53-Jährige auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Neuer sei "persönlich betroffen", das müsse man "ein Stück weit verstehen". "Das war uns auch bewusst, als wir ihm erklärt haben, dass die nicht leichtfertig getroffene Entscheidung in der Frage des Torwarttrainers in diesem Moment das Beste für unsere Mannschaft war", sagte Kahn mit Blick auf die Beweggründe des verletzten Torhüters.

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Der Boss fügte vergleichend an: "Ich stand 2004 als Nationalspieler vor einer ähnlichen Situation."

So habe sich Torwarttrainer Sepp Maier (78) vom DFB schlecht behandelt gefühlt. Es sei in der Folge zur Trennung gekommen. "Ich hatte jahrelang mit Sepp zusammengearbeitet, und wir hatten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis."

"Ich war damals auch enttäuscht", machte Kahn deutlich. "Und ich war wütend auf den DFB. Aber die gemeinsamen Ziele standen für mich im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle." Aus diesem Grund habe er letztlich entschieden, sich nicht öffentlich dazu zu äußern. Neuer habe jetzt allerdings das Gegenteil getan.

FC Bayern: Oliver Kahn kündigt "ernste Gespräche" mit Manuel Neuer an

Manuel Neuer (36) sorgt beim FC Bayern für Wirbel.
Manuel Neuer (36) sorgt beim FC Bayern für Wirbel.  © Tom Weller/dpa

Der 53-Jährige kündigte ernste Gespräche an. "Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen."

Die vergangenen Wochen müssen Neuer derweil schwer beschäftigen. Erst das bittere Vorrunden-Aus bei der WM, dann die Verletzung durch den Skiunfall, für die er sich viel Kritik anhören musste und schließlich auch noch die Freistellung seines befreundeten Torwarttrainers Toni Tapalovic (42).

Dazu wurde Yann Sommer (34) als ein erfahrener Keeper - immerhin Schweizer Nationaltorhüter - für rund acht Millionen Euro geholt. Dieser will seinen Platz sicherlich nicht so schnell wieder hergeben.

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Neuer, der in der laufenden Saison aufgrund eines Unterschenkelbruchs nicht mehr spielen kann, hatte sich schlussendlich in besagtem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", das auch bei "The Athletic" erschien, geäußert und einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft deutlich ausgeschlossen.

Vor allem sehr enttäuscht hatte sich Neuer in den Gesprächen darüber geäußert, dass sich der Rekordmeister von seinem langjährigen Torwarttrainer getrennt hat, denn dieser habe nicht nur elfeinhalb Jahre für ihn gearbeitet, "sondern für alle".

"Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe", hatte Neuer erklärt. Deutlicher konnte die Kritik an der sportlichen Führung um Trainer Julian Nagelsmann (35) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) kaum ausfallen.

FC Bayern: Manuel Neuer öffnet Nebenschauplatz zur absoluten Unzeit

Ausgerechnet vor wegweisenden Wochen geht es beim FC Bayern also hoch her! In der Bundesliga ist die Tabellenspitze nach dem Münchner Fehlstart zusammengerückt und in der Champions League wartet am 14. Februar der Kracher gegen Paris Saint-Germain mit Weltmeister Lionel Messi (35) auf die Roten. Da können Kahn und Co. weitere Störfeuer nicht gebrauchen.

Zumal Neuer sogleich noch eine entsprechend deutliche Kampfansage an Stellvertreter Sommer und die Konkurrenz in der Nationalmannschaft hinterher gesendet hatte. "Ich bin noch da. Auch wenn manche Menschen vielleicht das Gefühl haben, sie hätten die alten Spieler satt. Der Beste wird spielen. Wenn ich spielen will, muss ich der Beste sein."

Titelfoto: Montage: Sven Hoppe/dpa , Tom Weller/dpa

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