Aues Interimstrainer Müller macht weiter: "Vielleicht bin ich ein kleines bisschen Oldschool"
Aue - Das Gute liegt manchmal vor der Haustür. Der bisherige Nachwuchschef Carsten Müller (51) übernahm den strauchelnden FC Erzgebirge Aue vor drei Wochen interimsweise.
Binnen kürzester Zeit hat der 51-jährige Fußballlehrer die Veilchen in die Spur gebracht, wovon drei Siege aus drei Spielen zeugen. Da war es für die Vereinsführung naheliegend ihn bis zur Winterpause weitermachen zu lassen. Wie tickt der "neue Alte" an der Seitenlinie? TAG24 hakte nach.
TAG24: Herr Müller, Sie betonten jüngst, wichtig sei für Sie nur die BSG. Was bedeutet das konkret?
Müller: "Der Verein steht über allem. Vielleicht bin ich mit dieser Einstellung im Profigeschäft mittlerweile ein bisschen Oldschool, aber das hat mich schon immer geprägt."
TAG24: Was für ein Trainertyp sind Sie: Spielerversteher, Tüftler, Konzepttrainer oder jemand ganz anderes?
Müller: "Ich stehe für eine klare Idee, die ich den Spielern vermitteln will, wobei ich immer gute Erfahrungen damit gemacht habe, wenn man die Spieler auf diesem Weg mitnimmt. Sie sollen mit Überzeugung dabei sein und die Möglichkeit bekommen, sich einzubringen. Vermutlich würde man sagen, das ist der integrative Typ, der möchte, dass hinterher jeder weiß, er konnte sich für den Erfolg voll mit einbringen."
Aue-Coach Carsten Müller: "Ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft"
TAG24: Sie haben ihr Trainerteam intern zusammengestellt und holten Philipp Riese (32), der bis Sommer selbst noch für den Verein spielte, als Co-Trainer dazu. Wie wichtig ist er als Bindeglied zwischen Chef-Coach und Mannschaft?
Müller: "Ich bin sehr dankbar dafür, 'Pippo' und Werner Schoupa (57) mit im bereits bestehenden Betreuerteam zu wissen. Die Zusammensetzung passt menschlich super und wir pflegen eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit, was eine Grundlage ist, um im Team erfolgreich arbeiten zu können.
Zu 'Pippo', konkret: Er kennt viele Spieler und ist ja selbst bis vor kurzem noch aktiv gewesen, wodurch er die Entscheidungen im Trainerstab aus einem anderen Blickwinkel beurteilen kann."
TAG24: Sind Sie ein Trainer, der der Mannschaft auch ihre Freiräume lässt, ihr sozusagen die Kabine überlässt, um gewisse Thematiken unter sich zu regeln?
Müller: "Ich habe ein großes Vertrauen in die Mannschaft. Da ist es gut, wenn Dinge selbst geklärt werden. Manchmal ist es auch ganz gut, wenn der Trainer ein paar Sachen nicht zu Gehör bekommt."
TAG24: Seit 2015 haben Sie das Nachwuchsleistungszentrum des FC Erzgebirge geleitet, Sie wissen also um potenzielle Kandidaten für die erste Mannschaft. Werden Sie sich bemühen, dass die Durchlässigkeit für Junioren größer wird.
Müller: "Wenn man einen Bezug zum Nachwuchs hat, die Jungs schon seit Längerem und nicht erst zwei Wochen kennt, dazu enger Austausch mit den Trainern im NLZ stattfindet, ist das immer vorteilhaft. Am Tagesende ist es immer noch eine Frage der Leistung. Die Nachwuchsspieler sind gefordert sich aufzudrängen. Dann werden sie auch ihre Chancen kriegen."
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag