Fischer ein Problem für Dynamo? Jetzt spricht der Geschäftsführer selbst!
Dresden - Problemfall David Fischer (40)? Dynamos Geschäftsführer Kommunikation wurde zuletzt in Berichten der Bild scharf angegriffen. Von Kontrollzwang und weiteren Verfehlungen war da die Rede. Im TAG24-Interview wehrt sich der 40-Jährige gegen die Anschuldigungen und erklärt seine Sicht der Dinge.
Alles in Kürze
- David Fischer wehrt sich gegen Anschuldigungen.
- Fischer betont positive Entwicklung von Dynamo Dresden.
- Kontrollzwang ist ein hartes Wort, sagt Fischer.
- Fischer hat Rückendeckung im Verein und Aufsichtsrat.
- Fischer hält an seiner Kommunikationsstrategie fest.

TAG24: Herr Fischer, wie gehen Sie mit den Anschuldigungen der vergangenen Tage um?
Fischer: Ich war auf jeden Fall erst einmal überrascht. Das hat schon ein gewisses Echo mit sich gebracht. Ich habe aber jede Menge Zuspruch und positive Rückmeldungen bekommen.
Natürlich macht es was mit einem und man hinterfragt sich. Man schläft nicht unbedingt besser, weil man auch die letzten zwei Jahre Revue passieren lässt. Niemand agiert ohne Fehl und Tadel, aber es macht schon nachdenklich, weil ich möchte, dass alle – Mitarbeiter, Sponsoren, Kollegen - ein positives Gefühl haben. Ich brauche aber auch keine PR für mich, ich will nur an meiner Arbeit gemessen werden. Und da glaube ich schon, dass wir alle gemeinsam in den zurückliegenden zwei bis drei Jahren eine gute Entwicklung hingelegt haben.
TAG24: Wird bei Dynamo zu oft zu vieles negativ gesehen?
Fischer: Wir haben schon viel über die Bühne gebracht. Wenn man sich acht, neun strategische Ziele setzt, wovon wir 75 bis 80 Prozent in zwei Jahren umgesetzt haben, und das als Drittligist, dann kann man schon stolz drauf sein. Das kommt manchmal viel zu kurz, was wir alle gemeinsam in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Da hat jeder seinen Anteil dran.
Wir lassen uns zu sehr leiten von Dingen, die noch nicht umgesetzt sind. Für uns geht es gerade darum zu gewährleisten, dass wir dauerhaft in der 2. Bundesliga bleiben.
Dynamo Dresden: David Fischer spürt Rückendeckung im Verein

TAG24: Sie wollen also gar nicht den Etat des Sportgeschäftsführers beschneiden?
Fischer: Es gibt immer zwei Phasen: Das eine ist das Zulassungsverfahren 3. Liga und Lizenzierung 2. Bundesliga. Dort werden Zahlen abgegeben. Die andere – das ist in der Satzung so festgelegt – ist ein Wirtschaftsplan, den der Aufsichtsrat freigeben muss.
Natürlich wollen wir sportlich wettbewerbsfähig sein, das ist unser Ansporn. Wir haben als Verein aber auch andere Erwartungen und Entwicklungen. Das Thema Rückkauf des Fanshops, der Betriebskostenzuschuss ist deutlich gekürzt, die Pacht für das Stadion wird höher, das Kombiticket wird teurer und wir bekommen deutlich weniger TV-Geld als andere. Da muss man sehr genau abwägen, welches Risiko man bereit ist, zu gehen. Es gibt bei allen Beteiligten eine gewisse Risikobereitschaft, aber auch Augenmaß. Der Wirtschaftsplan ist ein Gemeinschaftswerk der Geschäftsführer mit dem Aufsichtsrat.
TAG24: Ihnen wird Kontrollzwang vorgeworfen. Geht man dann auch mal auf Spurensuche, wem man da vielleicht zu sehr auf den Schlips getreten ist?
Fischer: Man hinterfragt sich grundsätzlich an der Stelle. 'Kontrollzwang' ist ein hartes Wort. Als Geschäftsführung solltest du im Bilde sein, was in den Abteilungen des Vereins passiert. Wo laufen die Dinge gut und wo nicht? Man sollte immer hinterfragen, wo es Optimierungsbedarf gibt. Das ist Teil meiner Arbeit als Geschäftsführer.
Das kann bei dem ein oder anderen dafür sorgen, dass er Misstrauen spürt. Ich will da niemandem zu nahe treten. Das ist nicht mein Antrieb. Ich möchte meiner Aufgabe gerecht werden und denke, dass ich da auch einiges an Rückendeckung besitze.
David Fischer: "Als Geschäftsführung muss man Entscheidungen treffen, die nicht so populär sind"

TAG24: Gibt es die auch im Aufsichtsrat?
Fischer: Wir haben in den zwei Jahren einen sehr offenen Austausch. Ich glaube, dass die Leistungen, die wir gemeinsam erbracht haben, recht viele Argumente liefern.
TAG24: Zum Beispiel?
Fischer: Da geht es nicht nur um den Bereich Sport. Wir sind als Dynamo Dresden auf allen Ebenen gewachsen. Es sind ganz viele Dinge eingetreten, die wir gemeinsam geschafft, bzw. sogar übererfüllt haben.
Der Kauf des Trainingszentrums, der Wechsel beim Catering, die Umsatzerlöse im Bereich Vermarktung und im Merchandising sind Beispiele. Wir haben inzwischen auch über 33.000 Mitglieder, auf der Geschäftsstelle wurde etwas umstrukturiert, allen Mitarbeitern wurde die Möglichkeit geschaffen, sich fortzubilden. So müssen wir nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga nicht nachjustieren. Also ist so ein Bericht erst einmal ein Schlag ins Kontor.
Gleichzeitig hinterfragt man sich, bei wem man nicht so positiv angekommen ist, wo man vielleicht Fehler gemacht hat. Manchmal muss man als Geschäftsführung aber auch Entscheidungen treffen, die nicht ganz so populär sind. Das gehört mit dazu, wie auch Themen, die polarisieren und emotionalisieren. Dinge müssen wirtschaftlich und organisatorisch passen, das haben wir immer wieder gesagt.
David Fischer hält an seiner Kommunikationsstrategie fest

TAG24: Wie begegnen Sie den Anschuldigungen?
Fischer: Ich glaube schon, dass wir alle Kräfte bündeln müssen – auf und neben dem Platz – um in der 2. Bundesliga zu bestehen. Jetzt gilt es, in der Liga anzukommen und zu beweisen, dass wir alle das Format dafür haben.
Vielleicht schärft es die Sinne, auch wenn es erst einmal ein paar Fragezeichen hinterlässt. Ein Traditionsverein ist kein rundgelutschtes Bonbon, da wird es immer Reibung geben. Das macht es auch besonders.
TAG24: Sie wollen kein Lautsprecher sein. Wäre es nicht trotzdem sinnvoller, die Leute im Vorhinein mehr mitzunehmen?
Fischer: Wir können immer nur Dinge und Ziele transportieren, wenn wir uns gemeinsam dahinter versammelt haben. Die Geschäftsführung alleine kann nur ganz schwer Sachen umsetzen, sie braucht den Rückhalt des Aufsichtsrates.
Im November konnten wir beispielsweise noch nicht über das Thema Trainingszentrum sprechen. Wir hatten auch eine klare Absprache, wie wir über das Thema Merchandising GmbH sprechen. Daran halte ich mich – auch mit dem Wissen, dass es vielleicht nicht jedem passt und man Prügel abbekommt. Ich weiß, dass Fans und Mitglieder alles wissen möchten. Das verstehe ich. Du kannst aber nicht alles in die Öffentlichkeit tragen.
Ich bin dafür, konkrete Dinge zu transportieren, statt immer Wasserstandsmeldungen abzugeben. Das kann man kritisch sehen, wir haben aber wie abgesprochen kommuniziert und immer dann, wenn es möglich war.
Titelfoto: imago/Dennis Hetzschold