Manchmal packt Ex-Dynamo Sebastian Mai das Heimweh: "Zuhause ist schwer zu ersetzen"
Von Thomas Nahrendorf und Mark Kühn
Duisburg/Dresden - Wenn am Sonntag die Spieler in Duisburg auf den Platz laufen, sind aller Voraussicht nach zwei gebürtige Dresdner dabei.

Auf Dynamo-Seite Stefan Kutschke (33) und bei den Zebras Sebastian Mai (28). Gerade für ihn wird es kein Spiel werden wie jedes andere. Er ist im Juni nicht freiwillig weg von der SGD. Er musste nach zwei Jahren gehen. Der Stachel darüber sitzt tief.
Das war am 1. Spieltag zu hören. Da spielte Mai mit dem MSV in Zwickau und gewann 1:0. Danach kritisierte er Dynamo.
"Ich bin echt froh, in Duisburg zu sein, weil ich wieder den Sebastian ausleben kann, der ich bin. Ohne irgendwelche Hintergrundscheiße, die da abgelaufen ist. Es sind Dinge passiert, die nicht gehen. Ich bin halt ein extrovertierter Mensch. Und wenn man damit nicht umgehen kann, sagt man mir das halt. Aber gar nichts zu sagen, finde ich ein bisschen feige", sagte er in die MDR-Kameras.
Das war vor allem an die Adresse von Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Becker (51) gerichtet, der ihm kein neues Angebot unterbreitete.
Er reagierte nach dem Interview, das für Aufsehen sorgte: "Basti war in der Aufstiegs-Saison unser absoluter Leader. Aber sein Zweitliga-Jahr war – wie das vieler anderer auch – enttäuschend. Da muss man dann schon genau analysieren, ob es weitergeht", so Becker.
Sebastian Mai fiel bei Dynamo Dresden in der Zweitliga-Abstiegssaison oft verletzt aus

Und da ist etwas Wahres dran. Er kam 2020 vom Halleschen FC. In der Aufstiegssaison wurde er sofort Kapitän, ging voran, war Leistungsträger und Stammspieler.
Nach dem Gang in die 2. Bundesliga fehlte Mai häufig verletzungsbedingt. Er brachte es nur auf 16 Spiele, vier davon von Beginn an. Er ragte nicht mehr heraus. Das war Becker zu wenig.
Nun ist Mai an der Wedau und damit seinem alten Trainer Torsten Ziegner (44) gefolgt, unter dem er schon in Zwickau kickte. Manchmal packt den Blondschopf trotzdem noch das Heimweh.
"Das Gefühl, zu Hause zu sein, kann man in einer anderen Stadt nur schwer ersetzen", gibt er zu. "Aber so ist das im Fußball – mal ist man zwei Jahre lang dort und auf einmal geht’s wieder woanders hin."
Heimweh hin oder her. Am Sonntag zählt das für ihn nicht. Er will seinen Ex-Kollegen das Leben schwer machen, an Motivation wird es dem 28-Jährigen nicht fehlen.
"Ich gehe davon aus, dass es ein sehr intensives Spiel wird", meint er. "Wir wollen zu Hause druckvoll aufspielen und gewinnen."
Titelfoto: IMAGO/Christoph Reichwein