Dresden - Am vergangenen Wochenende sollte das Champions-League-Finale die Handball-Saison abschließen. Doch aufgrund eines Regelverstoßes steht die zweite Liga vor einer irrwitzigen Wendung mit weitreichenden Konsequenzen.

Lübecks Paul Skorupa (25) erzielte am 22. März Sekunden vor Schluss den Ausgleich gegen den HC Elbflorenz. Da die Norddeutschen zu diesem Zeitpunkt mit acht Spielern auf dem Feld standen, war der Treffer regelwidrig.

Weil dem Schiedsrichtergespann, dem Zeitnehmer sowie Sekretär am Schiedsgericht der Verstoß nicht auffiel, zählte der Ausgleich.

Dresden verzichtete damals auf Einspruch und ein Wiederholungsspiel. "Das ist so suspekt und einer der Gründe, weshalb wir uns gegen den Einspruch entschieden haben", erklärt Dresdens Sportlicher Leiter Rico Göde (43).

HC Elbflorenz Nach dem Saisonabschluss fließen Tränen: HCE verabschiedet vier Spieler

Fast fünf Wochen später das gleiche "Problem" in Essen. Diesmal stand ein Spieler von Dessau-Roßlau zu viel auf dem Feld. Essen legte im Gegensatz zu den Dresdnern Einspruch ein.

Das DHB-Bundesgericht entschied vier Tage nach dem letzten Spieltag: Die Partie wird nicht gewertet.

"Das ist Wahnsinn", findet Göde. "Unter welchen Umständen soll dieses Spiel stattfinden, in dem es um so viel geht?"

Denn den Bauhausstädtern, die gegen das Urteil nicht in Revision gehen dürfen, droht bei einer Niederlage im Nachholer der Abstieg in Liga drei. Hamm-Westfalen darf somit noch vom Klassenerhalt träumen. Dass der Sieger (Essen/Dessau) sich für den DHB-Pokal qualifiziert, erscheint da fast schon banal.

Die Tatsache, dass mit Felix Göttler (Essen) und Fritz-Leon Haake (Dessau) Spieler bei der U21-WM weilen, macht die Angelegenheit noch absurder, bei den Sachsen-Anhaltern befinden sich die Spieler unter anderem in Argentinien oder Indonesien im Urlaub.

HC Elbflorenz Saisonfinale! Verabschiedet sich Dumcius mit einem Sieg vom HCE?

Das letzte Wort in dieser verrückten Zweitliga-Saison ist noch nicht gesprochen. Vielleicht führt der erneute Vorfall zur Anpassung der grotesk erscheinenden Regel, ein Spiel neu anzusetzen, bei dem 13 oder sogar nur noch drei Sekunden zu spielen sind.

Einen Videobeweis, wie es ihn in der Bundesliga gibt, braucht es laut Göde nicht zwingend. "Aber Entscheidungen, die innerhalb einer Woche getroffen werden."