Tokio (Japan) - Es war so knapp! Der Dresdner Hindernisläufer Karl Bebendorf (29) hat den Einzug ins Finale über 3000 Meter bei der Leichtathletik-WM in Tokio nur um wenige Meter verpasst. Es wäre seine erste Finalteilnahme auf Weltebene gewesen - und der letzte Wunsch seiner Mutter, die erst vor wenigen Wochen verstorben war.
Von Beginn des Rennens an ordnete sich Bebendorf eher hinten im Feld ein, zum Start der letzten Runde lag er auf dem zehnten Platz. Nur die ersten fünf Läufer qualifizierten sich fürs Finale.
Dann zündete der 29-Jährige den Turbo und überholte einen Konkurrenten nach dem anderen, jedoch einen zu wenig - im Ziel stand mit einer Zeit von 8:32.27 Minuten und 86 Hundertstelsekunden Rückstand auf den fünftplatzierten Tunesier Ahmed Jaziri (27) Rang sechs zu Buche und dem Dresdner die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
"Mir fehlen irgendwie noch die Worte, um zu beschreiben, was gerade passiert ist", sagte der niedergeschlagene Bebendorf nach seinem Vorlauf in der ARD, "nach diesem Jahr, in dem ich so viel investiert habe, so viele gute Leistungen gebracht habe, jetzt alles für hier ausgerichtet habe und dann sowas."
Nicht nur sportlich war das Jahr ein strapaziöses für den EM-Dritten von 2024: Kurz nach den Deutschen Meisterschaften in Dresden, bei denen er seinen sechsten Titel holte, verlor seine Mutter den Kampf gegen den Krebs.
Karl Bebendorf erlebte sehr schwierige WM-Vorbereitung
"Es war natürlich sehr schwierig", erzählte Bebendorf. Inmitten der Trainingslager für die WM-Vorbereitung in St. Moritz war er "zwischenzeitlich eben bei meiner Mutter, bei der Beerdigung, bei meiner Familie".
Bei den Finals in Dresden hatte er die Zuschauer mit seinem emotionalen Interview berührt, in dem er seinen Titel seiner Mutter widmete, jetzt hätte er für sie gerne den ersten WM-Finaleinzug seiner Karriere folgen lassen.
Durch die Enttäuschung über das Verpassen dieses Ziels verlor Bebendorf harte Worte über sich selbst: Es seien keine leichten Phasen gewesen, "nichtsdestotrotz ist das hier mein Job, ich habe mich entschieden, den Weg hier zu gehen und habe leider versagt".
Sein deutscher Dauerrivale Frederik Ruppert (28) hingegen hatte das letzte Quäntchen Glück auf seiner Seite: Im Fotofinish um den fünften Platz zog der deutsche Rekordhalter in seinem Vorlauf ins Finale ein, auch Niklas Buchholz (27) schaffte den Sprung in den Endlauf.