"Querdenken"-Initiator Ballweg halbes Jahr in U-Haft - Kein Ende der Ermittlungen in Sicht

Stuttgart - Michael Ballweg (48) rief die regierungskritische "Querdenker"-Bewegung ins Leben. Seit gut einem halben Jahr sitzt er nun wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Wie lange noch, ist nicht abzusehen.

Michael Ballweg (48) muss auf unbestimmte Zeit im Gefängnis bleiben.
Michael Ballweg (48) muss auf unbestimmte Zeit im Gefängnis bleiben.  © Christoph Schmidt/dpa

Ein halbes Jahr nach der Festnahme des "Querdenken"-Initiators Ballweg ist ein Ende der Ermittlungen nicht absehbar. Die Arbeit laufe noch, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Mittwoch.

Ballweg sitzt seit dem 29. Juni wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Die Ermittler haben die Vorwürfe zwischenzeitlich etwas herab gestuft und verdächtigen ihn nunmehr des versuchten gewerbsmäßigen Betruges und der Geldwäsche.

Bei einer Durchsuchung Ende Juni hatten sich laut Behörden-Angaben konkrete Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Ballweg sich mit seinen Vermögenswerten ins Ausland absetzen wollte.

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Nach damaligen Angaben aus Justizkreisen bestand der Verdacht des Betruges in Höhe von rund 640.000 Euro sowie der Geldwäsche in Höhe von rund 430.000 Euro.

Ballwegs Anhänger kämpfen für seine Freilassung

Querdenker demonstrierten am 14. Oktober gegen die Inhaftierung Ballwegs demonstriert.
Querdenker demonstrierten am 14. Oktober gegen die Inhaftierung Ballwegs demonstriert.  © Christoph Schmidt/dpa

Anwälte scheiterten nicht zum ersten Mal, Ballweg aus der Haft holen zu wollen

Ende Oktober protestierten Querdenker in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sowie der Corona-Pandemie.
Ende Oktober protestierten Querdenker in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sowie der Corona-Pandemie.  © Sebastian Willnow/dpa

Welche neuen Erkenntnisse zwischenzeitlich dazu führten, dass die Staatsanwaltschaft nun nur noch von einer versuchten Tat ausgeht, erläuterte die Sprecherin nicht im Detail. Dass sich im Zuge der Ermittlungen Vorwürfe ändern, sei aber nichts Ungewöhnliches.

Die "Querdenken"-Bewegung hatte sich im Zuge der Corona-Pandemie von Stuttgart aus in vielen deutschen Städten formiert. Die Anhängerinnen und Anhänger demonstrierten immer wieder öffentlich gegen die politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.

Dabei gab es auch Angriffe auf Polizisten und Medienvertreter. Der Verfassungsschutz beobachtet die Szene wegen verfassungsfeindlicher Ansichten, Verschwörungsideologien und antisemitischer Tendenzen.

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Ballwegs Anwälte wollten sich am Mittwoch zunächst nicht äußern. Sie waren mit mehreren Versuchen gescheitert, ihren heute 48-jährigen Mandanten aus der Haft zu holen.

Bei Kundgebungen vor dem Gefängnis in Stuttgart-Stammheim hatten Hunderte Menschen dessen Freilassung gefordert. Nach Auskunft der Stadt vom Mittwoch wurden "zu diesem Thema" bis einschließlich Silvester keine Demonstrationen angemeldet.

Titelfoto: Bildmontage: Christoph Schmidt/dpa

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