Von Julian Weber und Martin Oversohl
Stuttgart - Beim Volksfest auf dem Cannstatter Wasen haben in diesem Jahr etwas weniger Menschen als im Vorjahr gefeiert. Insgesamt kamen rund 4,2 Millionen Besucherinnen und Besucher an den 17 Tagen auf das große Festgelände am Neckar-Ufer, wie der Veranstalter mitteilte.
Im vergangenen Herbst waren etwa 4,6 Millionen Besucher gezählt worden. Damals kamen aber auch so viele Besucher zum Volksfest wie selten zuvor.
"Wir hatten ein Volksfest mit nicht ganz optimalen Wetterbedingungen", teilte der Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, Andreas Kroll, am letzten Festtag mit.
Er zeigte sich dennoch zufrieden: Trotz des wechselhaften und kühlen Wetters sei die Resonanz hervorragend gewesen. "Am 3. Oktober mussten wir kurzzeitig schließen, auch gestern war es einige Zeit sehr voll. Das Sicherheitskonzept hat gut funktioniert", so Kroll.
Der Andrang am Feiertag hatte für Aufsehen gesorgt. Die Polizei hatte auf dem Volksfest zeitweise die Zugänge gesperrt, weil zu viele Menschen auf das Festgelände wollten.
Die Schaustellerbetriebe zeigten sich ebenso zufrieden wie die Festwirte. Man habe die Vorjahresziele erreichen können, teilte Wirte-Sprecher Werner Klauss mit. "Der ein oder andere konnte etwas zulegen, manch einer hatte es etwas schwerer."
Mehr Straftaten gegen Einsatzkräfte
Die Polizei sprach ebenfalls von einem sicheren und weitgehend friedlichem Fest - obwohl die Zahlen das zunächst nicht vermuten lassen. "Wir haben zwar 20 Prozent mehr Straftaten auf dem Platz, sind aber noch deutlich unter dem Niveau von 2023", teilte Jörg Schiebe von der Polizei in Bad Cannstatt mit.
Vor allem die Straftaten gegen Einsatzkräfte seien mehr geworden. Dafür gebe es weniger Diebstähle und Sachbeschädigungen. Schiebe sagte weiter: "Auch wenn ein deutlich höheres Aggressionspotenzial zu vermerken ist, passiert bei dieser hohen Besucherzahl erfreulich wenig."
Mit der "Wasenboje", einem Container auf dem Gelände, gab es erneut eine Anlaufstelle für Besucher, die Hilfe benötigten, weil sie etwa belästigt wurden. Das Angebot ist insbesondere für Mädchen und Frauen. Dort habe man sich in diesem Jahr um 250 Fälle gekümmert, sagte Projektleiter Marc Reinelt laut Mitteilung.
"Ein Fünftel davon war kritisch, etwa durch sexualisierte Gewalt oder K.o.-Tropfen. Das heißt aber nicht, dass der Wasen riskanter geworden, sondern dass die Wasenboje bekannter geworden ist."
Der Wasen ist das zweitgrößte Volksfest in Deutschland. Im kommenden Jahr stimmt in Stuttgart zunächst das 86. Frühlingsfest (18. April bis 10. Mai) auf die Festsaison ein. Das 179. Cannstatter Volksfest ist für die Zeit vom 25. September bis 11. Oktober geplant.