Vom Ozon-Killer zum modernen Energiesparer: 30 Jahre FCKW-freier Kühlschrank

Leipzig/Stuttgart - Vor 30 Jahren lief ausgerechnet beim von der Abwicklung bedrohten DDR-Unternehmen Foron eine Technik-Revolution vom Band: der erste Kühlschrank ohne das Treibhausgas FCKW. Was damals auf Widerstand stieß, ist heute Branchenstandard. Und es hat sich noch mehr getan.

Auf der Hausgeräte-Messe "Domotechnica" im Februar 1993 wurde der erste FCKW/FKW-freie Kühlschrank des damaligen deutschen Herstellers Foron präsentiert. (Archivbild)
Auf der Hausgeräte-Messe "Domotechnica" im Februar 1993 wurde der erste FCKW/FKW-freie Kühlschrank des damaligen deutschen Herstellers Foron präsentiert. (Archivbild)  © Hartmut Reeh/dpa

Wenn Wolfgang Lohbeck (78) und Albrecht Meyer (80) an den 15. März 1993 zurückdenken, dann nicht ohne Stolz. Der Greenpeace-Mann aus Hamburg und der Ingenieur aus dem Erzgebirge waren damals maßgeblich an einer Technik-Revolution beteiligt: dem Start der Serienproduktion des weltweit ersten Kühlschrankes ohne den Ozon-Killer FCKW.

Das Gerät wurde beim ehemaligen DDR-Unternehmen Foron Hausgeräte GmbH gebaut. Die Umweltorganisation und die Sachsen waren eine ungewöhnliche West-Ost-Kooperation eingegangen.

Inzwischen wurden weltweit viele Hundert Millionen FCKW-freie Kühlschränke gebaut, in Deutschland wurde das Treibhausgas 1995 in Neugeräten verboten.

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Vor allem bei der Energieeffizienz der Geräte hat sich viel getan. Fachleute schätzen den Stromverbrauch moderner Kühlschränke auf 30 bis 40 Prozent dessen, was die Geräte 30 Jahre zuvor verbraucht haben.

Ein Einbaukühlschrank der Marke Bosch etwa habe 1994 noch 226 Kilowattstunden im Jahr verbraucht - ein vergleichbares Gerät liege heute bei nur rund 74 Kilowattstunden.

Kaufentscheidungen werden durch Faktoren wie Preis, Qualität und Umweltschutz beeinflusst

Heutzutage werden Kühlschränke und Gefrierfächer deutlich energiesparender betrieben als noch vor 30 Jahren.
Heutzutage werden Kühlschränke und Gefrierfächer deutlich energiesparender betrieben als noch vor 30 Jahren.  © Christin Klose/dpa-tmn

Diese Entwicklung treibt die Industrie nicht nur aus selbstlosen Zwecken voran: "Das Energielabel gehört bei Hausgeräten zu den wichtigsten Faktoren für die Kaufentscheidung", sagt Petra Süptitz vom Konsumforschungsunternehmen GfK. Im Vordergrund stünden immer noch der Preis und die Qualität. Aber Stromsparen und der Wunsch, etwas für die Umwelt zu tun, seien für Konsumenten echte Anreize.

Die Branche stellt sich heute betont umweltbewusst auf. BSH Hausgeräte etwa bietet nicht nur bereits Kühlgeräte in der höchsten Effizienzklasse A an. Bei einigen Geräten will die Bosch-Tochter auch auf umweltfreundliche Materialien setzen.

Zugleich gibt es aber auch einen Trend hin zu größeren und leistungsstärkeren Geräten, beobachtet GfK-Expertin Lüptitz. "Die Leute blicken dann oft gar nicht mehr auf den realen Stromverbrauch, sondern lassen sich leiten von der Leistung beziehungsweise Größe eines Gerätes und der Energieeffizienzklasse."

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Doch laut Tina Götsch, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, bringe auch das beste Energielabel nichts, wenn man gleichzeitig alle gängigen Tipps missachtet: Stelle man den Kühlschrank etwa auf vier statt sieben Grad, erhöhe sich der Stromverbrauch. Auch warmes Essen solle nicht direkt in den Kühlschrank gestellt werden. "Diese Oma-Tipps kommen gerade mit der Energiepreiskrise wieder hoch."

Gerettet hat Foron die Kühlschrank-Revolution am Ende nicht. Die großen Konkurrenten aus Westdeutschland zogen schnell nach, 2001 war das Unternehmen dann endgültig Geschichte. Dennoch ist Schlottig noch heute stolz: "Das, was wir damals auf die Beine gestellt haben, ist aus dem Erzgebirge um die ganze Welt gegangen."

Titelfoto: Hartmut Reeh/dpa

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