Riesiger Flüchtlingsstrom: Über 50.000 Menschen fliehen aus umkämpfter Konfliktregion

Eriwan - Mehr als 50.000 Menschen sind inzwischen aus der von Aserbaidschan zurückeroberten kaukasischen Konfliktregion Berg-Karabach nach Armenien geflohen. Dies teilte die Pressesekretärin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan (48), Naseli Bagdasarjan, am heutigen Mittwoch mit.

Ethnische Armenier aus Berg-Karabach strömen in die provisorischen Lager. Das Foto zeigt eine Aufnahmestation in Goris (Armenien).
Ethnische Armenier aus Berg-Karabach strömen in die provisorischen Lager. Das Foto zeigt eine Aufnahmestation in Goris (Armenien).  © Vasily Krestyaninov/AP/dpa

In der Ortschaft Kornidsor sei ein Auffanglager eingerichtet worden. Die armenische Regierung hat versprochen, allen Flüchtlingen eine Unterkunft zu besorgen.

Aserbaidschan hatte vergangene Woche mit kurzen heftigen Angriffen die Regierung der international nicht anerkannten Republik Arzach (Berg-Karabach) zur Aufgabe gezwungen und die Region erobert. Seither hat eine Massenflucht der dortigen Bevölkerung eingesetzt. Satellitenaufnahmen zeigen lange Autoschlangen.

Kornidsor liegt in Armenien in der Nähe des Latschin-Korridors, der das armenische Kernland mit dem auf aserbaidschanischem Gebiet liegenden, aber bislang mehrheitlich von Armeniern bewohnten Berg-Karabach verbindet. Das Gebiet ist seit Jahrzehnten zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umkämpft.

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Die Armenier dort befürchten Gewalt und Verfolgung nach der Eroberung durch Aserbaidschan.

Das Satellitenfoto zeigt einen gigantischen Stau entlang des Lachin-Korridors in der Region Berg-Karabach.
Das Satellitenfoto zeigt einen gigantischen Stau entlang des Lachin-Korridors in der Region Berg-Karabach.  © Maxar Technologies/AP/dpa

Der Ex-Regierungschef wurde festgenommen

Eine armenische Frau und ihr Neugeborenes warten in einem Lager auf Hilfe.
Eine armenische Frau und ihr Neugeborenes warten in einem Lager auf Hilfe.  © Vasily Krestyaninov/AP/dpa

Am heutigen Mittwoch wurde auch bekannt, dass Aserbaidschan den früheren Regierungschef von Arzach, Ruben Wardanjan (55), an der Grenze zu Armenien festgenommen hat.

Wardanjan sei in die Hauptstadt Baku gebracht worden, wo die Behörden über das weitere Vorgehen gegen ihn entschieden, teilte Aserbaidschans Grenzschutz mit.

Demnach wird Wardanjan die illegale Einreise nach Aserbaidschan vorgeworfen. Ob es weitere Anschuldigungen gegen den 55-Jährigen gibt, ist unbekannt.

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Wegen der katastrophalen humanitären Lage in der Konfliktregion wächst derweil der internationale Druck auf Baku. Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) hat Aserbaidschan aufgefordert, internationale Beobachter in die Region Berg-Karabach zu lassen. "Es braucht jetzt Transparenz und die Augen und Ohren der internationalen Gemeinschaft vor Ort."

In der Nähe der Stadt Kornidzor in der Region Syunik (Armenien), müssen Menschen mit langen Wartezeiten rechnen, um voranzukommen.
In der Nähe der Stadt Kornidzor in der Region Syunik (Armenien), müssen Menschen mit langen Wartezeiten rechnen, um voranzukommen.  © Vasily Krestyaninov/AP/dpa

Baerbock kündigte an, Mittel für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes von zwei auf fünf Millionen Euro zu erhöhen.

Titelfoto: Bildmontage: Maxar Technologies/AP/dpa//Vasily Krestyaninov/AP/dpa

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