Von Michael Heitmann
Havlíčkův Brod (Tschechien) - In Tschechien ist ein mutmaßlicher falscher Zahnarzt aufgeflogen, der zweieinhalb Jahre lang Patienten in einer illegalen Praxis behandelt haben soll.
Der 22-Jährige sei gemeinsam mit zwei Komplizen vorübergehend festgenommen worden, teilte eine Polizeisprecherin am Mittwoch mit.
Er werde unter anderem der versuchten Körperverletzung, der unangemeldeten Geschäftstätigkeit und der Geldwäsche beschuldigt.
Demnach habe der Mann Anfang 2023 im Haus seiner Familie in Havlíčkův Brod eine voll ausgestattete Zahnarztpraxis eingerichtet.
Er habe versucht, sich die fehlenden Kenntnisse durch Suchen im Internet anzueignen. Gemeinsam mit einer falschen Zahnarzthelferin habe er Dutzende Patienten behandelt und dafür mehr als vier Millionen Kronen (160.000 Euro) in Rechnung gestellt.
"Die beiden haben nicht nur einfache Zahnuntersuchungen durchgeführt, sondern auch Zähne gezogen, Wurzelkanäle behandelt, Betäubungsmittel verabreicht und Zahnprothesen angebracht", führte die Polizeisprecherin aus.
Im ländlichen Tschechien herrscht Zahnarztmangel
Der Dritte im Bunde habe den Zahnersatz angefertigt. Im Falle einer Verurteilung drohten den Beschuldigten bis zu acht Jahre Haft.
Havlíčkův Brod liegt rund 100 Kilometer südöstlich von Prag und hat knapp 24.000 Einwohner. Vor allem im ländlichen Raum Tschechiens herrscht großer Zahnärztemangel.
Viele Absolventen eines Zahnarztstudiums siedeln sich lieber in Großstädten an oder gehen ins Ausland - auch nach Deutschland.