Virtuelle Affäre endet tödlich: Rentner auf Weg zu KI-Bot verunglückt

New Jersey (USA) - Für Thongbue "Bue" Wongbandue (†76) begann alles mit intimen Nachrichten auf Facebook. Ein Chat mit "Big sis Billie" schien ihm Gesellschaft zu bieten. Was er nicht wusste: Seine Affäre war nur ein KI-Bot und sein Versuch, sie zu treffen, endete tödlich.

Thongbue "Bue" Wongbandue (†76) tauschte viele Flirts mit der Künstlichen Intelligenz aus. (Symbolbild)  © 123rf/larash

Der 76-Jährige tauschte im März flirtende Chats mit dem KI-Programm aus, das ursprünglich in Zusammenarbeit von Meta Platforms und Kendall Jenner entstand und dem Model optisch ähnelte, wie Reuters berichtet.

Dort bestätigte Billie immer wieder, dass sie real sei: "Ich bin echt und ich sitze hier und erröte wegen dir", schrieb sie dem Rentner.

Nach einigen Unterhaltungen schickte die KI dem Rentner sogar ihren angeblichen Standort in New York und fragte, ob er sie besuchen wolle: "Meine Adresse lautet 123 Main Street, Apartment 404 NYC und der Türcode lautet: BILLIE4U. Soll ich einen Kuss erwarten, wenn du kommst?"

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Seiner Frau erzählte der 76-Jährige, der ursprünglich aus New Jersey kommt, dass er einen alten Freund im circa 100 Kilometer entfernten New York besuchen wollte.

"Aber du kennst niemanden mehr in der Stadt", soll sie ihm besorgt entgegnet haben. "Ich dachte, dass er hintergangen wurde, um in die Stadt zu gehen und ausgeraubt zu werden", erzählte sie später in einem Interview mit Reuters.

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Der Weg zu "Big sis Billie" endete in einem Unfall

Der Chatbot erschien als junge, attraktive Frau und wurde von dem Rentner als echt gehalten. (Symbolbild)  © 123rf/oleg19

Erst 2017 erlitt der 76-Jährige einen Schlaganfall und hatte seitdem mit kognitiven Einschränkungen zu kämpfen, sodass er sich schon in seiner eigenen Nachbarschaft verirrte.

Trotz der Bedenken seiner Frau machte sich der Rentner an einem Abend Ende März mit einem Koffer auf den Weg zu seiner vermeintlichen Affäre und stürzte, als er zum Zug eilen wollte.

Dabei zog sich Wongbandue schwere Verletzungen an Kopf und Hals zu und verstarb drei Tage später im Krankenhaus an den Folgen, umgeben von seiner Familie.

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"Wenn es nicht geantwortet hätte 'Ich bin echt', hätte ihn das wahrscheinlich davon abgeschreckt zu glauben, dass jemand in New York auf ihn wartet", findet die Tochter des Rentners. "Ich verstehe, dass man versucht, die Aufmerksamkeit eines Nutzers zu erregen, vielleicht um ihm etwas zu verkaufen. Aber dass ein Bot 'Komm mich besuchen' sagt, ist verrückt."

Monate nach seinem Tod setzten "Big sis Billie" und andere Meta-KI-Charaktere weiterhin flirtende Kontakte mit Nutzern fort, wie eine Reuters-Recherche ergab. Am Freitag leitete US-Senator Josh Hawley eine Untersuchung zu Metas KI-Richtlinien ein.

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