Anschlag auf Asylunterkunft: "Leipzig nimmt Platz" ruft zu Demo auf

Leipzig - Nach einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Leipzig ruft das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" zu einer Demonstration auf.

Beamte der Polizei sicherten am Samstag Spuren an der Leipziger Flüchtlingsunterkunft, auf die in der Nacht zuvor ein Brandanschlag verübt wurde.
Beamte der Polizei sicherten am Samstag Spuren an der Leipziger Flüchtlingsunterkunft, auf die in der Nacht zuvor ein Brandanschlag verübt wurde.  © Sebastian Willnow/dpa

Man wolle darauf aufmerksam machen, dass in der Gesellschaft Alltagsrassismus gäre und zu viele Hass und Hetze zuließen, teilte Bündnissprecherin Irena Rudolph-Kokot am Sonntag mit.

Demonstriert werden solle am Montagabend im Stadtteil Grünau, wie das Netzwerk unter dem Hashtag #le2908 auf Twitter mitteilte. Los geht es demnach um 18.45 Uhr am S-Bahnhof Allee Center.

In dem Stadtteil im Leipziger Westen hatten unbekannte Täter in der Nacht zum Samstag mehrere Brandsätze auf eine Gemeinschaftsunterkunft geworfen.

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Der Angriff ereignete sich am Ende einer Woche, in der vielfach an die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren erinnert wurde.

Im August 1992 hatten Anwohner und Neonazis unter dem Applaus Tausender Schaulustiger die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter angegriffen und teils in Brand gesetzt.

Oberbürgermeister Jung verurteilt Attacke

In Leipzig konnten Sicherheitskräfte ein "punktuelles Feuer" glücklicherweise schnell löschen, sodass laut Polizei nur ein geringer Schaden entstand. Verletzt wurde niemand. Das sächsische LKA konnte zunächst keine Angaben zu den Tätern machen. Die Ermittler baten um Zeugenhinweise.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) sprach am Samstag von einem Alarmzeichen, "dass solch menschenverachtende Straftaten nicht der Vergangenheit angehören". Das sächsische Innenministerium kündigte eine verstärkte Bewachung aller Asylbewerberunterkünfte an.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) erklärte am Sonntag, Demokraten könnten nur "mit Abscheu" auf die Attacke regieren.

"Ausgerechnet in dieser Woche, in der wir an die Anschläge in Rostock vor 30 Jahren erinnern, einen Brandsatz auf eine Asylbewerber-Unterkunft zu werfen, zeigt, dass wir es hier nicht mit Spontantätern zu tun haben. Die Täter wollten bewusst ein menschenverachtendes Zeichen setzen", so der SPD-Politiker.

Original-Meldung vom 28. August, 12.09 Uhr. Text aktualisiert um 14.36 Uhr.

Titelfoto: Montage: Sebastian Willnow/dpa

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