Mindestens 100 Tote und viele Verletzte bei Protesten gegen Regierung im Tschad

N'Djamena (Tschad) - Bei Protesten gegen die Übergangsregierung im zentralafrikanischen Tschad sind mindestens 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden.

In mehreren Städten haben die Menschen im Tschad in den vergangenen Tagen protestiert – dabei wurden mindestens 100 getötet.
In mehreren Städten haben die Menschen im Tschad in den vergangenen Tagen protestiert – dabei wurden mindestens 100 getötet.  © AFP

Das verkündete Ministerpräsident Saleh Kebzabo (75) am Donnerstagabend in einer Pressekonferenz.

Tausende Menschen waren in der Hauptstadt N'Djamena und drei kleineren Städten auf die Straße gegangen. Nach Angaben von Kebzabo handelte es sich um einen bewaffneten Aufstand, den Sicherheitskräfte hätten niederschlagen müssen. Er verhängte eine Ausgangssperre zwischen 0 und 6 Uhr Ortszeit.

Präsident General Mahamat Idriss Déby Itno (38) hatte am 10. Oktober eine Übergangsphase zur Bildung einer neuen Regierung um 24 Monate verlängert. Die Entscheidung rief Unmut innerhalb der Opposition und Zivilgesellschaft hervor. Die Regierung hatte die Proteste vorab verboten.

Polizei rüstet sich für 1. Mai: Bis zu 6000 Einsatzkräfte sollen Krawalle verhindern
Demonstrationen Polizei rüstet sich für 1. Mai: Bis zu 6000 Einsatzkräfte sollen Krawalle verhindern

Die Afrikanische Union verurteilte die Gewalt. Der Friedens- und Sicherheitsrat der AU hatte bereits bei seiner letzten Sitzung Ende September die Militärregierung ermahnt, die eigentlich vereinbarte Übergangsphase von 18 Monaten nicht zu verlängern.

Außerdem forderte die AU, dass sich Idriss Déby Itno sowie alle weiteren Mitglieder des Militärrats bei kommenden Wahlen nicht aufstellen lassen.

Proteste im Tschad: Welche Verbindung hat Präsident Déby Itno zu Frankreich?

Die Demonstranten wehren sich gegen die derzeitige Übergangsregierung.
Die Demonstranten wehren sich gegen die derzeitige Übergangsregierung.  © AFP

Das französische Außenministerium sprach in einer Mitteilung vom "Einsatz todbringender Waffen gegen Demonstranten", ohne weitere Angaben zu machen. Frankreich wies außerdem jegliche Beteiligung an den Geschehnissen im Tschad zurück.

Insbesondere in den sozialen Medien kursieren immer wieder Behauptungen, der vor gut eineinhalb Wochen vereidigte Übergangspräsident werde von Frankreich gestützt.

Der erdölreiche, aber von Armut geprägte Tschad mit knapp 17 Millionen Einwohnern, befindet sich seit dem Tod von Langzeitherrscher Idriss Déby Itno (†68), dem Vater des kürzlich vereidigten Präsidenten, in einer politischen Übergangsphase.

Gegen Massentourismus! Zehntausende demonstrieren auf beliebten Reise-Inseln
Demonstrationen Gegen Massentourismus! Zehntausende demonstrieren auf beliebten Reise-Inseln

Idriss Déby Itno war nach offiziellen Angaben im April 2021 bei schweren Zusammenstößen mit der FACT-Rebellenbewegung im Norden des Landes getötet worden.

Titelfoto: Bildmontage: AFP

Mehr zum Thema Demonstrationen: