Von Matthias Arnold, Fabian Nitschmann, Andreas Hoenig
Berlin - Mit neuer Bahnchefin, abgeschwächten Pünktlichkeitszielen und einem Fokus auf Sauberkeit und Sicherheit will Verkehrsminister Patrick Schnieder (57, CDU) die Krise der Deutschen Bahn angehen. Doch bis sich für die Fahrgäste grundlegend Verbesserungen einstellen, dürfte es noch einige Jahre dauern.
Die bisherige Vorständin für den Regionalverkehr, Evelyn Palla (52), wird den Konzern künftig führen, wie Schnieder in Berlin offiziell mitteilte. Sie löst damit den bisherigen Bahnchef Richard Lutz (61) ab, dessen Aus Mitte August bekannt wurde.
Schnieder gab zudem das Ziel aus, dass bis Ende 2029 mindestens 70 Prozent der Fernzüge ohne größere Verzögerungen im Netz unterwegs sind. Die bisherigen, deutlich höheren Ziele der Bahn selbst, kritisierte er als "jenseits aller Realität" und als nicht annähernd erreichbar. Die Bahn wollte bereits im Jahr 2027 eine Pünktlichkeit von mindestens 75 Prozent schaffen.
Mittelfristig soll die Quote nun laut Ministerium bei mindestens 80 Prozent liegen, langfristig bei mindestens 90 Prozent.
Im Nahverkehr soll die Pünktlichkeit dauerhaft mehr als 90 Prozent betragen. Ein konkreter Zeitraum für diese Ziele geht aus der Strategie nicht hervor.
"Das ist kein Sprint", so die neue Bahnchefin Palla
Die designierte neue Chefin Evelyn Palla will bei der Deutschen Bahn den Zugbetrieb im Vergleich zu anderen Beteiligungen des Konzerns wieder stärker in den Mittelpunkt stellen.
"Wir nehmen heute den Taktstock für eine neue Ära in die Hand. Eine Ära, in der wir uns wieder auf das konzentrieren, was uns im innersten Kern ausmacht: das Eisenbahngeschäft", sagte Palla bei ihrer Vorstellung in Berlin. "Wir räumen auf", ergänzte die Südtirolerin.
Die Bahn müsse sich von Grund auf erneuern und zum verlässlichen und lösungsorientierten Partner von Bund, Ländern und Kommunen werden. Bürokratie, Doppelstrukturen und "unnötige Beteiligungen" sollen abgebaut werden. Die Bahn müsse mutiger, klarer und schneller werden.
Palla räumte aber vor allem mit Blick auf die angestrebte Sanierung der Infrastruktur ein: "Nichts wird schnell gehen. Das ist kein Sprint. Die Sanierung der Eisenbahn-Infrastruktur ist ein Marathon." Die marode Infrastruktur gilt als eines der Hauptprobleme für unpünktliche Züge und fehlende Zuverlässigkeit bei der Bahn.