Corona-Spätfolge: Infektionswelle rollt auf Sachsens Kinder zu

Dresden - Keuchhusten, Masern oder Mumps nehmen seit Jahren kontinuierlich ab. Doch jetzt droht Sachsen eine heftige Infektionswelle bei Kinderkrankheiten - nach und wegen Corona. Die Krankenkasse Barmer warnt in ihrem aktuellen Arztreport vor steigenden Krankheitszahlen und fordert Gegenmaßnahmen.

"Und jetzt mal laut A sagen": Scharlach zeigt sich vor allem durch eine Rachenentzündung mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und oft hohem Fieber. Die Zahlen bei Kindern sind in Sachsen momentan hoch.
"Und jetzt mal laut A sagen": Scharlach zeigt sich vor allem durch eine Rachenentzündung mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und oft hohem Fieber. Die Zahlen bei Kindern sind in Sachsen momentan hoch.  © imago stock&people

Bei Scharlach lässt der erste Schub nicht erst auf sich warten, er ist längst da. Haben sich in Sachsen im Jahr 2019 noch rund 10.900 Kinder mit Scharlach infiziert, waren es im Jahr 2021 nur noch rund 1400.

"Doch die bisher in diesem Jahr gemeldeten Fälle haben fast schon die Anzahl des gesamten Jahres 2019 erreicht", sagt Barmer-Sachsen-Geschäftsführerin Monika Welfens (59) und spricht von einem "Nachholeffekt" nach Corona.

Während der Pandemie sei das Immunsystem nicht nur bei Kindern aufgrund der Kontaktbeschränkungen und der Hygienemaßnahmen nur unzureichend trainiert worden, meint Welfens. Das rächt sich jetzt, wie die steigenden Zahlen zeigen.

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Betroffen sind ebenso viele Erwachsene, die Wartezimmer sind voll. Auch andere Krankheiten sind aktuell auf dem Vormarsch, die Hand-Fuß-Mund-Krankheit etwa, mit Ausschlag im Mund sowie an den Handflächen und Fußsohlen.

Nur bei Windpocken gibt es Entwarnung. Nach Einführung der Schutzimpfung 2004 sank die Diagnoserate bei Kindern bis 14 Jahren in Sachsen bis im Jahr 2019 um 84 Prozent.

Entwarnung: Windpocken schlagen auch im Freistaat seit der Einführung einer Schutzimpfung 2004 keine großen Wellen.
Entwarnung: Windpocken schlagen auch im Freistaat seit der Einführung einer Schutzimpfung 2004 keine großen Wellen.  © imago images/Westend61

Infektionswelle in Sachsen: "Vorsorge ernst nehmen, Impfungen nutzen!"

Die Sachsen-Geschäftsführerin der Krankenkasse Barmer, Monika Welfens (59), warnt.
Die Sachsen-Geschäftsführerin der Krankenkasse Barmer, Monika Welfens (59), warnt.  © Montage: Holm Helis + imago images/Westend61

Und noch etwas zeigt der Report: Sachsen ist von der Infektionswelle stärker betroffen als andere Bundesländer.

"Wir haben keine Erklärung", sagt Barmer-Sprecherin Claudia Szymula (56). Dafür eine Vermutung: Nirgendwo sonst stehen mehr Frauen im Berufsleben als im Freistaat (Beschäftigungsquote bei Frauen: 66,1 Prozent).

Während Mama arbeiten geht, ist der Nachwuchs im Kindergarten. Die engen Kontakte dort machen es Schmier- und Tröpfcheninfektionen leicht.

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Andererseits sind durchgemachte Infekte immer auch ein Training für das Immunsystem. Sie stärken die Abwehrkraft. Monika Welfens empfiehlt: "Vorsorge ernst nehmen, Impfungen nutzen!"

Titelfoto: imago images/Westend61

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