Von wegen Superfood: Matcha-Fans liegen im Krankenhaus - so gesund ist der Tee wirklich
Japan - Das grüne Pulver mit seinem charakteristischen, herben Geschmack ist bereits seit einigen Jahren der Verkaufsschlager vieler hipper Cafés in den Großstädten Deutschlands. Doch was als DAS japanische Wunder-Getränk verkauft wird, ist für manche der direkte Weg ins Krankenhaus.

Wer nur ein paar Minuten in den sozialen Medien vor sich hin scrollt, wird nicht lange brauchen, um auf ein Video zu stoßen, in dem das giftgrüne Getränk vorkommt. So teilen Dutzende Influencer ihre "Morgenroutine" auf ihren Kanälen. Oft ein fester Bestandteil: die Zubereitung eines Matcha-Getränks.
Matcha ist dabei ein ursprünglich zeremonieller Tee aus der japanischen Kultur, welcher übersetzt so viel wie "zerriebener Tee" bedeutet. Und tatsächlich ist das Pulver auch genau das: zerriebene Blätter der Teepflanze "Camellia sinensis". Über das Internet wurde die japanische Tradition zu einer internationalen Trendbewegung, die nicht zuletzt aufgrund der scheinbaren gesundheitlichen Vorteile des Tees großen Zuspruch bekam.
Doch nun berichten immer mehr Matcha-Fans von der negativen Nebenwirkung ihres grünen Lieblingsgetränks - sie liegen mit akutem Eisenmangel im Krankenhaus.
Tatsächlich ist das grüne Pulver für diese Mangelerscheinung mitverantwortlich. Der grüne Tee enthält, genauso wie andere Teesorten, eine hohe Menge an Tanninen und Catechin-Polyphenole - Stoffe, die allgemein wegen ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung bekannt sind. Doch abgesehen davon binden sie im Magen auch Eisen aus der eben aufgenommenen Nahrung, sodass der Körper es nur noch in geringen Mengen verarbeiten kann.
Wie bei vielen Dingen im Leben gilt jedoch: Die Dosis macht das Gift. Es sollte also darauf geachtet werden, dass die vom Bundesinstitut für Risikobewertung angegebene Tagesdosis von drei Gramm nicht überschritten wird, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu vermeiden.
Matcha-Food-Trend bedroht japanische Tee-Kultur

Obwohl es den Anschein erweckt, dass an jeder Straßenecke neue Matcha-Stores aus dem Boden sprießen, ist das grüne Pulver keineswegs ein Gut für die Massenproduktion.
Sowohl der Anbau als auch die Verarbeitung der Blätter hin zu einem fertigen Pulver ist extrem zeitintensiv und aufwendig. So kann die Pflanze beispielsweise nur einmal im Jahr geerntet werden. Neue Pflanzen brauchen ganze fünf Jahre, bis sie erntereif sind. Der plötzliche, durch Influencer ausgelöste Hype um das bis dato so lokale Nischenprodukt hat die Erzeuger auf den Plantagen maßlos überfordert, wie unter anderem die BBC berichtet.
Neben dem langwierigen Produktionsverfahren ist jedoch auch die Knappheit an Farmern ein großes Problem in vielen Präfekturen. So schreibt die "Japan Times": "Viele Teebauern altern und oft ist niemand aus der jüngeren Generation bereit, die Nachfolge anzutreten, was dazu führt, dass einige Teefarmen aufgegeben werden."
Positive Effekte von Matcha sind nicht wissenschaftlich fundiert

"Gut für Geist und Körper", "gesunde Kaffeealternative", "senkt das Risiko auf Krebs und Alzheimer". Solche Floskeln hört man immer wieder, wenn man sich in den sozialen Medien über das Trend-Getränk informieren möchte, doch was ist wirklich dran?
Viele Böden, auf denen die Teepflanzen angebaut werden, sind reich an Aluminium. Da die Blätter vor dem Konsum nicht gefiltert werden, kann es bei übermäßigem Konsum durchaus zu Vergiftungserscheinungen kommen. Dies kann insbesondere für die ungeborenen Kinder von Schwangeren sehr gefährlich werden.
In weiteren wissenschaftlichen Publikationen heißt es, dass Matcha - sofern er in moderaten Mengen konsumiert wird - durchaus eine positive Auswirkung auf den Menschen haben könnte. Die Datenlage reicht hierbei jedoch nicht aus, um ein allgemein gültiges Fazit ziehen zu können. Auch die angeblich krebshemmende Wirkung kann wissenschaftlich nicht belegt werden.
Matcha ist also keineswegs das nebenwirkungsfreie Teegetränk, als das es immer beworben wird. Solange man ihn jedoch bewusst und in Maßen genießt, ist es eine frische und bekömmliche Alternative.
Titelfoto: Fotomontage: Getty Images/DoctorEgg/Wort & Bild Verlagsgruppe - Gesundheitsmeldungen/obs, Screenshot: tiktok.com/@emilys.beauty.room_