Rechtsradikales Gedankengut bis ins Kinderzimmer: Junger Neonazi will Demokratie abschaffen
Eschede (Niedersachsen) - Er ist noch ein Teenager, in seinen Ansichten aber erschreckend radikalisiert. Lois Wagner gehört zum innersten Zirkel der Jungen Nationalisten und will vor allem eines: die Demokratie abschaffen.

"Die parlamentarische Demokratie halten wir wirklich für ein grundfalsches System", äußerte sich der Anhänger und einer der führenden Köpfe der Jugendorganisation der Partei "Die Heimat" (früher NPD) gegenüber des RTL-Investigativreporters Markus Frenzel (48).
Das Interview fand irgendwo in einem Wald in der Nähe des niedersächsischen Eschede statt. Eine Gegend, die nicht unbekannt für Treffen von Rechtsradikalen aus ganz Deutschland ist.
Der Journalist und sein Team bekamen lediglich Koordinaten, um Wagner und zwei weitere Personen mit Sturmmasken, die offensichtlich nicht erkannt werden wollten, zu treffen.
Sein Interesse an Sport oder Musik, die der Teenager während des Gesprächs äußert, wirken zunächst "harmlos", zeigen im Kern aber eigentlich, wie tief der Teenager bereits radikalisiert wurde.
"Volks- und Marschlieder höre ich gerne, spiele selbst Gitarre und Mundharmonika", erzählt er Frenzel, während beide eigentlich bei schönem Sonnenschein auf einem Baumstamm in der Idylle sitzen und ergänzt mit Aussagen über seinen fragwürdigen Musikgeschmack seine dunkle Seite: "'Erde schafft das Neue' ist ein schönes Lied". Ein Lied, das aus der Tradition der Hitlerjugend stammt.
Anhand seiner Ansichten, Ideologien sowie eigenen Ansprüche geht ganz klar hervor: Dieser junge Mann ist ein radikaler Neonazi. Auf die Nachfrage, ob er sich auch selbst als Nationalsozialisten bezeichnen würde, folgte ein kurz überlegtes, aber schließlich erschreckend klares: "Ja, doch."
Neonazi-Teenager musste bereits mehrfach in Arrest

Und trotzdem: Mit seinen eigenen völkischen Erwartungen scheint Wagner teils selbst nicht mithalten zu können. Besonders, wenn es sich um das Thema (sportliche) Disziplin dreht.
Der Teenager mache gerne Liegestütze, erklärte er. 100 Stück am Abend. Drei bis vier Mal die Woche. Für ihn selbst aber offenbar nicht genug. "Ich müsste etwas disziplinierter sein. Ich könnte mehr schaffen, sollte mehr schaffen", geht er mit sich selbst hart in die Kritik.
Irgendwie logisch, Lois Wagner scheint schließlich jede Sekunde seines Lebens den harten Mann markieren zu wollen. Wenn ihn jemand Extremist nennt, sei ihm das egal, sagt er. Auch, wenn man ihn Nazi nenne.
Lois Wagner wirkt während der gesamten Dokumentation, die in der RTL-Nachtjournal-Sendung des 30. April ausgestrahlt wurde, auffällig nervös, während er sich allerdings versucht, als überzeugten Anhänger der rechtsradikalen Szene zu präsentieren.
Seit fünf Jahren ist der junge Neonazi seinen Kameraden unterstellt. Die Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankenguts muss also zurückgehen bis ins Kinderzimmer. Seither scheint ihm die Ideologie auf tragische Weise mehr als verinnerlicht worden zu sein. Ohne Folgen ist dies nicht geblieben. Mehrfach musste Wagner bereits wegen Volksverhetzung in Arrest.
Titelfoto: -/dpa