Wird Bahn-Streik noch verhindert? EVG spricht von "Scheinangeboten"

Berlin - Die Deutsche Bahn (DB) ist vorerst damit gescheitert, den für Montag und Dienstag angekündigten Warnstreik noch abzuwenden.

Von Sonntagabend bis zum späten Dienstagabend wird der Bahnbetrieb weitgehend eingestellt.
Von Sonntagabend bis zum späten Dienstagabend wird der Bahnbetrieb weitgehend eingestellt.  © dpa/Bodo Marks

Nach ihren Angaben gab es bis zum späten Donnerstagabend Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Deren Verhandlungsführer Kristian Loroch (46) sprach in der Nacht zu Freitag von "Scheinangeboten". "Die Chance, den Warnstreik abzusagen, ist augenblicklich vertan", teilte die EVG am Freitag mit.

Die Gewerkschaft hat der Bahn ein Ultimatum bis Freitag 12 Uhr gesetzt. Folge bis dahin keine bessere Offerte, bleibe die Gewerkschaft beim angekündigten 50-stündigen Warnstreik im Bahnverkehr ab Sonntagabend.

Die EVG hatte die Beschäftigten am Donnerstag zum dritten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde aufgerufen. Der Ausstand soll von Sonntagabend, 22 Uhr, bis Dienstagabend, 24 Uhr, dauern. Die Bahn entschied, in dieser Zeit den Fernverkehr komplett einzustellen. Auch bei DB Regio wird demnach kaum ein Zug fahren.

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Beide Seiten hatten bis in den späten Donnerstagabend hinein in Köln zusammengesessen, um eine Lösung im festgefahrenen Tarifkonflikt zu finden. Knackpunkt ist die Thematik rund um den gesetzlichen Mindestlohn.

Zum Warnstreik sind auch die sogenannten Fahrdienstleiter aufgerufen, die den täglichen Bahnverkehr auf dem gesamten deutschen Schienennetz koordinieren. Deshalb sind Bahn-Unternehmen betroffen, die am Tarifkonflikt gar nicht beteiligt sind. Auch der Güterverkehr dürfte weitgehend zum Erliegen kommen.

Deutsche Bahn sieht keinen Grund für Streik

Die Deutsche Bahn will den Streik abwenden, ...
Die Deutsche Bahn will den Streik abwenden, ...  © dpa/Hendrik Schmidt
... doch dem EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch (46) reicht das sogenannte Scheinangebot nicht.
... doch dem EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch (46) reicht das sogenannte Scheinangebot nicht.  © EVG

Aus Sicht der Deutschen Bahn (DB) gibt es keinen Grund mehr für den Warnstreik. "In intensiven Gesprächen bis zum späten Donnerstagabend" habe man der EVG zugesagt, ihrer vor Monaten erhobene Forderung nach einer Abbildung des gesetzlichen Mindestlohns nachzukommen, teilte der Konzern gegen Mitternacht mit.

Etwa 2000 Mitarbeiter erreichen den Mindestlohn bislang nur über Zulagen. Insgesamt verhandelt die EVG für 180.000 Beschäftigte bei der DB und weitere 50.000 bei weiteren Bahn-Unternehmen.

"Wir haben die Forderung zum Mindestlohn erfüllt, jetzt steht die EVG im Wort", hob DB-Personalvorstand Martin Seiler (59) hervor. "Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik absagen."

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EVG-Verhandlungsführer Loroch sprach von einem "Scheinangebot" der Bahn: "Der Arbeitgeber hat am Ende nach langwierigen Gesprächen eine Lösungsoption auf den Tisch gelegt, die für uns diskussionswürdig war. Nachdem wir angefangen haben, diese zu diskutieren, hat er dann einen Rückzieher gemacht."

GDL verhandelt bald über neue Verträge für Lokführer

Wahrscheinlich Deutschlands bekanntester Streikführer: Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky (64).
Wahrscheinlich Deutschlands bekanntester Streikführer: Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky (64).  © dpa/Kay Nietfeld

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky (64), hält es für unnötig, dass die Bahn den Fernverkehr für 50 Stunden einstellt.

"Die EVG ist bei der Netztochter DB Netz nicht so stark organisiert, dass die Deutsche Bahn gezwungen wäre, den Schienenverkehr einzustellen", sagte Weselsky dem Nachrichtenportal The Pioneer.

Die kleinere GDL rivalisiert im Bahn-Konzern mit der EVG um Mitglieder und Einfluss. Weselsky sagte: "Ich bin mir sicher, dass es keinen Abschluss geben wird, bevor wir unsere Forderungen aufgestellt haben."

Die GDL verhandelt neue Tarifverträge für die bei ihr organisierten Lokomotivführer und das Zugpersonal ab Spätsommer. Am 5. Juni will die GDL ihre Forderungen offiziell verkünden.

Trotz Streiks: Große Nachfrage nach 49-Euro-Ticket

Trotz der Streiks ist die Nachfrage nach dem Deutschlandticket groß.
Trotz der Streiks ist die Nachfrage nach dem Deutschlandticket groß.  © dpa/Marcus Brandt

Ungeachtet wiederholter Warnstreiks hält das Interesse am Deutschlandticket an. Knapp ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger will es einer Umfrage zufolge im Laufe dieses Jahres kaufen.

Unter den 14- bis 29-Jährigen wolle sogar knapp die Hälfte (49 Prozent) das Ticket erwerben, wie aus einer Befragung der Verbraucherzentrale hervorging, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Allerdings finden demnach auch 30 Prozent aller Befragten das Ticket zu teuer.

Für 49 Euro im Monat erlaubt es, bundesweit den Nah- und Regionalverkehr zu nutzen.

Titelfoto: Montage: dpa/Bodo Marks, dpa/Hendrik Schmidt

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