Alles begann mit einer kleinen Tasche: Tierpark Hagenbeck feiert besonderes Jubiläum

Hamburg - Großes Jubiläum im Tierpark Hagenbeck! Die LI-Zooschule hat am Donnerstagvormittag in der Flamingo Lodge ihren 40. Geburtstag und die 20-jährige Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) gefeiert. Die von Zoopädagogin Keike Johannsen gegründete Schule sei ein echtes "Phänomen", wie Gesellschafter Joachim Weinlig-Hagenbeck betonte, und war vor vier Jahrzehnten noch ein echtes Novum in Deutschland.

Jule Hadler und Sören Reichhardt haben 2018 die Leitung der Zooschule von Gründerin Keike Johannsen übernommen. Mit dabei ist auch noch die Umhängetasche.
Jule Hadler und Sören Reichhardt haben 2018 die Leitung der Zooschule von Gründerin Keike Johannsen übernommen. Mit dabei ist auch noch die Umhängetasche.  © Tag24/Madita Eggers

Seit ihrer Gründung 1985 hat sich die Zooschule am Tierpark Hagenbeck zu einem wichtigen außerschulischen Lernort entwickelt.

Was einst mit einer kleinen Materialtasche begann, ist heute eine echte Institution mit über 56 Materialkisten und eigenen Räumlichkeiten direkt am Haupteingang des Tierparks.

"Gründerin Keike Johannsen hatte damals die Idee, pädagogisch und biologisch fundierten Unterricht in den Tierpark zu bringen", so Schulleiterin Jule Hadler gegenüber TAG24. "Die Familie Hagenbeck war begeistert und so hat sich das Ganze über die Jahre entwickelt."

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Mit der Eröffnung des Tropen-Aquariums 2007 wurde nicht nur das thematische Spektrum der Zooschule erweitert, sondern "wir konnten nun ganzjährig Programme anbieten, egal, was das Hamburger Wetter machte".

Seither haben mehr als eine halbe Million Kinder und Erwachsene an der Zooschule teilgenommen. In den ersten fünf Jahren lehrte Keike Johannsen noch ganz alleine - 1990 wurde dann die erste studentische Hilfskraft eingestellt. Heute sind es rund 40 Biologie- oder Biologie-auf-Lehramt-Studenten, die die zoopädagogischen Führungen angepasst an Alter und als Erweiterung von schulischen Inhalten anbieten.

"Die Zooschule zeigt, wie Lernen aussehen kann, wenn es nicht im Klassenraum stattfindet, sondern tatsächlich mittendrin", betonte Ksenija Bekeris (47, SPD), Senatorin für Schule und Berufsbildung, am Donnerstag begeistert.

"Es ist kein kleines Nebenangebot mehr, sondern ein ganz fester Bestandteil unserer Bildungsarbeit hier in Hamburg. Die Schule ist ein wichtiger Ort, der Brücken schlägt, die wir brauchen: aus den Schulen heraus, von den Lehrplänen weg in die Lebensrealität hinein und damit auch zwischen Wissen und Verantwortung!"

2004 zog die Zooschule aus einem Container an den prominenten Standort direkt am Haupteingang des Tierparks.
2004 zog die Zooschule aus einem Container an den prominenten Standort direkt am Haupteingang des Tierparks.  © Tag24/Madita Eggers
Senatorin Ksenija Bekeris (47, SPD, M.) am Donnerstag mit der Familie Hagenbeck, den pädagogischen Lehrkräften der Zooschule sowie den Leitern und Dr. Guido Westhoff, Geschäftsführer des Tierparks (l. neben der Senatorin).
Senatorin Ksenija Bekeris (47, SPD, M.) am Donnerstag mit der Familie Hagenbeck, den pädagogischen Lehrkräften der Zooschule sowie den Leitern und Dr. Guido Westhoff, Geschäftsführer des Tierparks (l. neben der Senatorin).  © Tag24/Madita Eggers

40 Jahre LI-Zooschule: Das hat sich seither geändert

Biologie-Studentin Kira Nadine Buchmann ist eine der rund 40 pädagogischen Lehrkräfte der Zooschule. Mithilfe von Materialien wie dem Schädel eines Kamtschatka-Bären werden Kindern und Erwachsenen Hintergrundwissen vermittelt.
Biologie-Studentin Kira Nadine Buchmann ist eine der rund 40 pädagogischen Lehrkräfte der Zooschule. Mithilfe von Materialien wie dem Schädel eines Kamtschatka-Bären werden Kindern und Erwachsenen Hintergrundwissen vermittelt.  © Tag24/Madita Eggers

Inhaltlich habe sich die Arbeit der Zooschule in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: "Vor 40 Jahren stand wirklich mehr das Biologische im Vordergrund", so Hadler. "Man hat Zahntypen verglichen oder geschaut, warum der Leopard so aussieht und der Tiger anders." Heute liege der Schwerpunkt zunehmend auf Klima- und Umweltschutz.

Ein zentrales Anliegen sei es, auf globale Zusammenhänge hinzuweisen: "Der Lebensraum der Orang-Utans wird durch Palmöl-Felder immer weiter zerstört. Darauf aufmerksam zu machen und zu sagen: Passt auf, was ihr kauft und konsumiert - das ist das A und O."

Dr. Guido Westhoff, Geschäftsführer des Tierparks, betonte: "Es ist erwiesen, dass Zoobesuche - verstärkt durch die Zooschule - das Umweltbewusstsein der Menschen fördern."

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Zudem kombiniere die Zooschule die vier Säulen der Zooarbeit - Erholung, Bildung, Wissenschaft und Umweltschutz - "auf großartige Weise". "Wir klären auf, woran wir hier forschen, warum Tiere geschützt werden müssen, und regen dazu an, auch mal im eigenen Garten genauer hinzuschauen."

Auf die oft von Kritikern geäußerte Meinung, Zoos seien nicht mehr zeitgemäß, erwidert Dr. Westhoff: "Meinungen zu ändern ist schwer. Das wollen wir auch gar nicht. Aber wir wollen Fakten liefern, damit sich Menschen eine fundierte Meinung bilden können." Und dabei spiele die Zooschule eine große Rolle.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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