Bruch des Völkerrechtes: Russen adoptieren "gestohlene" Kinder

Kiew - Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wurden nach ukrainischen Angaben Tausende Kinder nach Russland gebracht. Hunderte sollen inzwischen von Russen adoptiert worden sein. Auch hochrangige Regierungsvertreter sollen angebliche Waisenkinder aufgenommen haben. Diese Praxis wäre ein eklatanter Bruch des Völkerrechts.

Putins Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa (38) organisiert die illegalen Adoptionen ukrainischer Kinder.
Putins Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa (38) organisiert die illegalen Adoptionen ukrainischer Kinder.  © Telegram/Maria Lwova-Belowa

Unverhohlen gibt Putins Kinder-Beauftragte Maria Lwowa-Belowa (38) den Völkerrechtsbruch auf ihrem Telegram-Kanal zu. 350 Kinder aus dem Donbass habe man bisher an russische Adoptiveltern vermitteln können, erklärte die Regierungsvertreterin.

Lwowa-Belowa ist sich sicher: Die Kinder seien allesamt ihrem eigenen Schicksal überlassen worden. Nun seien die Kinder aber in Sicherheit und werden "in das Land eingeführt", sollen also zu Russen umerzogen werden. Dazu habe man eigens die Regeln angepasst, schnelle Adoptionen sollen nun möglich sein.

Die ukrainische Seite sieht die Sache anders: Für Anton Geraschenko, Berater der ukrainischen Regierung, handelt es sich demnach um Kidnapping. Mehr als 7000 Kinder wurden nach Russland gebracht, lediglich 51 kehrten in die Ukraine zurück, schreibt er auf Twitter. Die Zahlen lassen sich nicht überprüfen, doch Lwowa-Belowa wird nicht müde, auf Telegram fleißig Erfolgsgeschichten zu posten, wie ukrainische Kinder jetzt bei Adoptiveltern in Nowosibirsk, Omsk oder anderen russischen Städten aufwachsen.

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Stolz schreibt die Politikerin der Putin-Partei "Einiges Russland", dass die Kinder nun auch "täglich Unterricht in russischer Sprache erhalten."

Die ukrainische Regierung spricht von "Kidnapping"

Maria Lwowa-Belowa will auch einen ukrainischen Jungen adoptieren

Das russische Verteidigungsministerium fliegt die Kinder aus dem Donbass aus. Hier nimmt Lwowa-Belowa an einem Flughafen bei Moskau selbst welche in Empfang.
Das russische Verteidigungsministerium fliegt die Kinder aus dem Donbass aus. Hier nimmt Lwowa-Belowa an einem Flughafen bei Moskau selbst welche in Empfang.  © Telegram/Maria Lwova-Belowa

All das ist ein klarer Bruch des Völkerrechts: Gemäß der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes, welche auch von Russland ratifiziert wurde, sind solche Adoptionen illegal.

Dort heißt es, wer die "gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe" vorantreibt, begehe Völkermord.

Das gelte selbst dann, wenn die adoptierten Kinder wirklich Waisenkinder wären. Vom täglichen Unterricht in russischer Sprache ganz zu schweigen.

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Für Maria Lwowa-Belowa wird die Sache indes zur privaten Angelegenheit. Sie schreibt: "Für mich ist diese Geschichte auch eine persönliche - mein zukünftiger Adoptivsohn war auch unter den Kindern, die ihrem Schicksal überlassen wurden."

Will heißen: Auch sie will einen kleinen Jungen adoptieren, dessen Eltern wohl durch russischen Beschuss getötet wurden.

Titelfoto: ontage: Telegram/Maria Lwova-Belowa

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