Ukraine-Krieg: Selenskyj beklagt fehlende Reaktion des Westens

Ukraine - Die russische Armee hat die Ukraine in ihrem Angriffskrieg in der Nacht erneut mit Drohnenschwärmen und Marschflugkörpern überzogen. Auch gelenkte Flugzeugbomben und Raketen kamen zum Einsatz.

Erste Drohnenangriffe wurden in der Stadt Saporischschja gemeldet. (Archivbild)  © Ukrainian Emergency Service/AP/dpa

Im gesamten Land herrschte Luftalarm. Landesweit hallten Explosionen durch die Nacht, teils von Einschlägen der Drohnen, teils verursacht von den Geschossen der Flugabwehr.

Am späten Abend tauchten die ersten Drohnenschwärme am Himmel über dem Osten und Süden der Ukraine auf, wie die Luftwaffe mitteilte. Schon beim Anflug nahm die Flugabwehr die unbemannten Flugkörper ins Visier und schoss 73 Kampfdrohnen ab.

Die ersten Drohnenangriffe wurden anschließend aus der Großstadt Saporischschja gemeldet. Die Stadt am Dnipro geriet am frühen Morgen in einen kombinierten Angriff von Drohnen und Kampfflugzeugen, wie der regionale Militärverwalter Iwan Fedorow auf Telegram berichtete.

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Nach seinen Worten schlugen mindestens zehn Kampfdrohnen und gelenkte Flugzeugbomben in der Stadt ein. Ein Mensch sei ums Leben gekommen, mindestens acht weitere Bewohner seien verletzt worden. In einigen Stadtteilen sei die Versorgung mit Wasser und Strom ausgefallen.

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5. Oktober, 17.17 Uhr: Selenskyj beklagt fehlende Reaktion des Westens

Nach einem erneuten größeren Angriff Russlands mit Drohnen, Bomben und Raketen gegen die Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) ein Fehlen "echter Reaktionen" des Westens beklagt.

"Leider gibt es keine angemessene, starke Reaktion der Welt auf all das, was geschieht", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Vor allem gebe es keine Reaktion auf eine stetige Zunahme von Ausmaß und Dreistigkeit der Angriffe. "Genau deshalb tut (Kremlchef Wladimir) Putin das: Er lacht einfach über den Westen, über dessen Schweigen und das Ausbleiben entschlossener Gegenmaßnahmen."

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Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47) lacht Russlands Präsident Wladimir Putin (72) über den Westen. (Archivbild)  © Michael Kappeler/dpa

5. Oktober, 13.11 Uhr: Platzeck warnt vor Eskalation des Ukraine-Kriegs

Der frühere SPD-Chef Matthias Platzeck hat sich angesichts wachsender Rüstungsausgaben wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine besorgt gezeigt.

"Ich akzeptiere, dass wir spätestens nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine ausreichende Verteidigungsfähigkeit brauchen, gleichzeitig macht mir die immense Aufrüstung auch Angst", sagte der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident in einem Interview der "Berliner Zeitung". "Ich möchte eigentlich nicht in einer kriegstüchtigen Gesellschaft leben."

Die ostdeutschen Regierungschefs hatten bei einem Treffen mit Blick auf die militärtaktischen Erfordernisse an der Nato-Ostflanke beschlossen, dass Rüstungsstandorte verstärkt in Ostdeutschland etabliert werden sollen. In Deutschlands Verteidigungsfähigkeit sind massive Investitionen geplant.

5. Oktober, 11.10 Uhr: Selenskyj - Tote und Verletzte nach Hunderten Angriffen

Bei den neuen schweren russischen Luftangriffen auf die Ukraine sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens fünf Menschen getötet und weitere zehn verletzt worden.

Russland habe bei einem kombinierten Angriff auf das Land mehr als 50 Raketen und Marschflugkörper sowie rund 500 Drohnen eingesetzt, teilte Selenskyj in den sozialen Netzwerken mit. Laut Behörden starben allein in der Region Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine an der polnischen Grenze vier Menschen.

Betroffen gewesen seien unter anderem auch die Regionen Saporischschja, Sumy, Charkiw, Odessa und Cherson, teilte Selenskyj weiter mit. Russland nahm demnach einmal mehr für die Regionen lebenswichtige Infrastruktur unter Beschuss. Vielerorts liefen die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte Selenskyj.

"Wir brauchen mehr Schutz und eine schnellere Umsetzung aller Verteidigungsvereinbarungen, insbesondere im Bereich der Flugabwehr, um diesem Luftterror den Sinn zu nehmen", sagte Selenskyj. Möglich sei ein Waffenstillstand am Himmel, teilte der Präsident mit, ohne Details zu nennen. Das könne den Weg für echte Diplomatie ebnen. Amerika und Europa müssten nun handeln, um Kremlchef Wladimir Putin zum Einlenken zu zwingen.

Verbrannte Autos und beschädigte Wohngebäude sind nach einem russischen Angriff in Saporischschja zu sehen.  © Kateryna Klochko/AP/dpa

5. Oktober, 10.22 Uhr: Angriff auf Industriepark in Westukraine - Polen reagiert

Bei einem russischen Luftangriff auf die Westukraine ist nach Behördenangaben in der Stadt Lwiw (Lemberg) ein Großbrand in einem Industriepark ausgebrochen.

Bürgermeister Andrij Sadowyj veröffentlichte ein Foto bei Telegram, auf dem die lichterloh in Flammen stehenden Anlage zu sehen war. Bei dem kombinierten Angriff mit Drohnen und Raketen seien in der Region Lwiw auch zwei Menschen getöteten worden, teilte die Militärverwaltung mit. Details nannte sie nicht.

Bei dem Angriff auf den Industriepark Sparrow gebe es keine Verletzten, sagte Sadowyj. Der Rathaus-Chef teilte mit, dass es auf dem Gelände kein einziges militärisches Ziel gegeben habe. Die Region nahe der Grenze zu Polen ist für die Ukraine wichtig für die Anlieferung westlicher Militärgüter.

Am Morgen hätten die Luftstreitkräfte wegen der Gefahr von russischen Raketen des Typs Kinschal (Dolch) Luftalarm ausgelöst, hieß es. Laut Behörden gab es in der Stadt mehrere Explosionen im Zuge von Drohnenattacken. Nach Angaben Sadowyjs musste der öffentliche Verkehr in der Stadt vorübergehend seine Arbeit einstellen. Es gebe auch Stromausfälle.

5. Oktober, 7.06 Uhr: Alarmstart der polnischen Luftwaffe

Als Reaktion auf die massiven Angriffe der russischen Militärs gegen Ziele in der benachbarten Ukraine ließ das polnische Militär in der Nacht Kampfflugzeuge zum Schutz seines Luftraums aufsteigen.

Auch Kampfjets der Nato-Verbündeten, die in Polen stationiert sind, kamen zum Einsatz. Die gesamte Flugabwehr des Landes sei in Alarmbereitschaft gesetzt worden, berichteten polnische Medien.

Diese Drohnen nutzt Russland oft für den Beschuss von Zielen in der Ukraine.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

4. Oktober, 14.12 Uhr: Dutzende Verletzte nach Beschuss von ukrainischem Bahnhof

In der nordostukrainischen Region Sumy sind nach Behördenangaben mindestens 30 Menschen beim Beschuss eines Bahnhofs verletzt worden.

In der Stadt Schostka nördlich der Gebietshauptstadt seien Bahnmitarbeiter und die Passagiere eines Personenzugs zu Schaden gekommen, teilte der Gouverneur der Region, Oleh Hryhorow, bei Telegram mit. Die Mitteilung unterlegte er mit einem Foto, auf dem ein brennender und völlig zerstörter Waggon zu sehen ist.

Nach Hryhorows Angaben sind die Rettungsarbeiten noch im Gange. Die Zahl der Opfer könnte demnach noch weiter steigen. Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) verurteilte den Angriff bereits. Der Bahnhof sei von Drohnen attackiert worden. "Die Russen mussten wissen, dass sie auf Zivilisten schießen. Und das ist Terror, den die Welt nicht ignorieren darf", schrieb er in sozialen Netzwerken.

In der Stadt Schostka ist ein Personenzug offenbar von den Russen attackiert worden.  © Uncredited/Ukrainian Railway Press Office via AP/dpa

4. Oktober, 12.01 Uhr: Ukraine attackiert erneut Raffinerie nahe St. Petersburg

Im Nordwesten Russlands unweit der Millionenstadt St. Petersburg ist eine der größten Raffinerien des Landes nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Brand geraten.

Es gebe ein Feuer in der Industriezone der Stadt Kirischi, bestätigte der Gouverneur des Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko. Der Brand sei liquidiert, schrieb er später auf Telegram. Die Flugabwehr habe sieben Drohnen abgeschossen. Der ukrainische Generalstab bestätigte später den Angriff auf die Raffinerie.

Die Ukraine setzt in ihrer Verteidigung gegen die seit mehr als dreieinhalb Jahren dauernde russische Invasion stark auf den Beschuss von Ölanlagen. Es ist bereits der zweite Angriff auf die Raffinerie innerhalb weniger Wochen.

Berichten nach konnte die Ukraine mit den Drohnenangriffen inzwischen etwa ein Viertel der russischen Anlagen zur Erdölverarbeitung lahmlegen.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

4. Oktober, 10.32 Uhr: Russische Angriffe treffen ukrainische Stromversorgung

Im ukrainischen Gebiet Tschernihiw sind nach Behördenangaben mehrere Energieanlagen durch einen russischen Drohnen- und Raketenangriff beschädigt worden.

Von der Notabschaltung des Stroms seien rund 50.000 Menschen betroffen, teilte der regionale Energieversorger Tschernihiwoblenergo bei Telegram mit. Die Elektriker seien dabei, die Schäden zu beheben. In der Zeit werde es nur stundenweise Strom geben, heißt es in der Mitteilung.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland in der Nacht 109 Drohnen und 3 ballistische Raketen des Typs Iskander gestartet. Demnach konnten 73 Drohnen abgefangen werden. An 21 verschiedenen Orten der Ukraine habe es aber Einschläge gegeben, räumte das Militär zugleich ein.

Bei einem erneuten russischen Drohnenangriff sind Energieanlagen im ukrainischen Gebiet Tschernihiw getroffen worden. (Archivbild)  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

4.Oktober, 8.54 Uhr: AKW Saporischschja hängt weiter an Dieselgeneratoren

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) diskutiert mit den Kriegsparteien Moskau und Kiew "detaillierte Vorschläge" zur Wiederherstellung der Stromversorgung für das Kernkraftwerk Saporischschja.

Russland und die Ukraine seien bereit, die nötigen Reparaturen auf ihrer Seite der Front auszuführen, dafür müssten sich aber die Kämpfe beruhigen, teilte die IAEA mit. Generaldirektor Rafael Grossi sei in Kontakt mit beiden Seiten, um das zu erreichen.

Obwohl die sechs Reaktoren des AKW abgeschaltet sind, brauchen sie Strom, um die Kühlung in Gang zu halten. Das wird durch Notstromdieselgeneratoren gewährleistet. Der IAEA zufolge laufen diese Generatoren derzeit ohne Probleme und es gebe Kraftstoffreserven.

Mit Blick auf die nukleare Sicherheit müsse das Problem aber unverzüglich behoben werden.

Russische Truppen hatten die Anlage im März 2022 besetzt. Moskau und Kiew werfen sich immer wieder gegenseitigen Beschuss der Anlage vor.  © Uncredited/AP/dpa

3. Oktober, 22.20 Uhr: Preisgekrönter Journalist in Ukraine von Drohne getötet

Der französische Fotojournalist Antoni Lallican ist im ostukrainischen Donbass bei einem Drohnenangriff getötet worden. Dies berichteten die Internationale und Europäische Journalisten-Föderation (IFJ und EFJ).

Es handelte sich um eine russische Drohnenattacke in der Nähe der Stadt Druschkiwka, hieß es von der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) unter Berufung auf eine ukrainische Brigade. Bei dem Vorfall wurde den Angaben nach außerdem ein ukrainischer Journalist verletzt. Beide Reporter trugen Schutzwesten mit der Aufschrift "Press", wie es hieß.

Lallican (37) war ein preisgekrönter Fotograf aus Paris, dessen Arbeit in großen französischen Zeitungen wie Le Monde und Le Figaro erschien sowie in deutschen Medien wie Der Spiegel und Zeit, hieß es weiter.

3. Oktober, 12.39 Uhr: Ukraine greift russische Industrieanlagen im Uralgebiet an

Die Ukraine hat eine russische Erdölraffinerie im Südural mit Drohnen angegriffen. "In der Region wurde durch feindliche Drohnen ein Angriffsversuch auf ein Industrieobjekt unternommen", schrieb der Gouverneur des Gebiets Orenburg, Jewgeni Solnzew, bei Telegram.

Verletzte habe es nicht gegeben, und die technischen Prozesse im Unternehmen seien nicht gestört worden.

Dagegen zeigten Videos in sozialen Netzwerken mehrere Drohneneinschläge auf dem Gelände einer Raffinerie in Orsk. Die Großstadt nahe der kasachischen Grenze ist fast 1.500 Kilometer von Stellungen der Ukraine entfernt.

Zuvor hatte es auch einen ukrainischen Drohnenangriff auf ein Düngemittelwerk in Beresniki im Gebiet Perm am Ural gegeben. Bei dem Angriff sei ein Wohnhaus beschädigt worden, teilte Gouverneur Dmitri Machonin bei Telegram mit. Opfer habe es nicht gegeben. Der Produktionsprozess im Werk sei nur kurz gestört gewesen. Beresniki ist auch über 1.500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

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