Zwickau - Die deutsche Autoindustrie steckt in einer tiefen Krise. Auch aus diesem Grund stand das VW-Werk in Zwickau, das seit Sommer 2020 ausschließlich E-Autos produziert, kurz vor dem Aus. In der ZDF-Sendung "Am Puls" spricht eine junge Zwickauerin über Sorgen und Hoffnungen. Wie geht es an ihrem Standort weiter?
Anfang Dezember 2024 in Zwickau: Stephanie Haferkorn (31) steht vor dem VW-Werk, verteilt Flyer der Gewerkschaft und motiviert ihre Kollegen und Kolleginnen zum Streik. Die gelernte Industrieelektronikerin liebt ihren Job.
Doch viele Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs - zahlreiche Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. "Es geht einfach um alles gerade", sagt Haferkorn in Hinblick auf die unsichere Lage.
Und: Wie erst später bekannt wird, gab es Pläne der Geschäftsführung, das VW-Werk in Zwickau dichtzumachen - der Konflikt zwischen Betriebsrat und dem VW-Management drohte zu eskalieren, berichtet das ZDF.
Dagegen war der Plan der Geschäftsführung im Dezember noch, das Gehalt aller Mitarbeiter um zehn Prozent kürzen - Sicherheit gegen Wohlstand. Auch Haferkorn könnte sich mit einem solchen Kompromiss zufriedengeben - doch der Zukunftsplan der Geschäftsfühlung fehle.
Dabei ist die Arbeitsbereitschaft hoch. "Wir wollen Autos bauen, wir wollen ausgelastet werden, wir wollen arbeiten gehen, wir wollen für VW arbeiten", macht die Industrieelektronikerin klar.
Doch die Unsicherheiten treiben die Mitarbeiter auf die Straße. Die ZDF-Sendung "Am Puls" begleitet den Arbeitskampf. Schnell wird klar: Es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen Streik. "Man merkt, das ist ein anderer Warnstreik als sonst. Man merkt die Verunsicherung hier."
Einigung nach Knallhart-Verhandlungen: "Wir können sechs Jahre erstmal aufatmen"
Einige Wochen später, Anfang 2025: Das drohende Aus des VW-Werks in Zwickau ist abgewendet. Es kommt zu einer Einigung im Tarifkonflikt. "Wir können sechs Jahre erstmal aufatmen. Aber was passiert nach den sechs Jahren?", fragt sich Haferkorn. Sie sieht die Politik und die VW-Vorstände in der Verantwortung.
Die Zwickauerin bestätigt, dass das VW-Werk kurz vor dem Aus stand. "Es war ein Wechselbad der Gefühle. Man konnte das alles irgendwie überhaupt nicht einordnen." Schlussendlich einigte sich VW darauf, zu sparen, das Werk in Zwickau aber zu behalten.
Die Idee: Die Produktion wird umgeschichtet. Der VW Golf wird künftig in Mexiko gebaut. Der Standort in Zwickau gibt die Produktion des ID.4 und des ID.3 ab. Nur der Elektro-SUV von Audi bleibt in der Stadt. Zusätzlich sollen alte Autos in Zwickau recycelt werden.
Das alles für die nächsten sechs Jahre - wie es danach weitergeht, kann niemand sagen. Die Angst bleibt: "Wenn sich politisch nichts ändert, wenn die Vorstände sich nichts einfallen lassen, glaube ich, stehen wir in sechs Jahren wieder vor der gleichen Situation."
Die komplette ZDF-Sendung "Am Puls" könnt Ihr Euch in der ZDF-Mediathek anschauen.