Für weniger Verletzungen: Augenärzte fordern kommunales statt privates Feuerwerk

Heidelberg - Die "Arbeitsgruppe Sicheres Feuerwerk" der Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland stellt sich gegen privates Feuerwerk. Aufgrund des deutlich höheren Verletzungs-Risikos soll es künftig nur noch kommunale Feuerwerk-Aktionen geben. Eine entsprechende Petition wird vorbereitet.

Mehrere Augenärzte fordern kommunales statt privates Feuerwerk, wie hier am Brandenburger Tor in Berlin.
Mehrere Augenärzte fordern kommunales statt privates Feuerwerk, wie hier am Brandenburger Tor in Berlin.  © Ralf Hirschberger/dpa

Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe fanden bei Umfragen an deutschen Augenkliniken heraus, dass sich das Böller-Verbot der letzten zwei Jahre positiv auf die Anzahl der Augen-Verletzungen ausgewirkt habe.

In 2020/2021 sei die Gesamtzahl zur Silvesterzeit um 86 Prozent gesunken. Während in den Jahren ohne Verkaufsverbot konstant jeweils etwa 500 Betroffene Verletzungen durch Pyrotechnik erlitten hätten, seien es im ersten Pandemie-Jahr "nur" noch 79 Personen gewesen.

"Im Folgejahr 2021/2022 stieg die Zahl der Verletzten trotz Verkaufsverbot wieder leicht auf 193 an, was immerhin noch einen Rückgang im Vergleich zu den Vorpandemie-Jahren von 62 Prozent darstellt", erklärt Arbeitsgruppen-Mitglied Ameli Gabel-Pfisterer.

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Die Zunahme könnte laut Gabel-Pfisterer mit der etwas häufigeren Nutzung nicht zugelassener Feuerwerks-Artikel zusammenhängen. "Denn das Verbot wurde im vergangenen Jahr früher angekündigt, sodass Zeit war, sich im Ausland einzudecken."

Professionelles Feuerwerk reduziere das Verletzungs-Risiko

Trotz CE-Zertifizierung gäbe es zahlreiche Unfälle mit Böllern aufgrund falscher Handhabung.
Trotz CE-Zertifizierung gäbe es zahlreiche Unfälle mit Böllern aufgrund falscher Handhabung.  © Nicolas Armer/dpa

Dennoch, so die Arbeitsgruppe, mache nicht geprüfte Ware generell nur einen geringen Anteil aus. Der größte Teil der Augen-Verletzungen würde durch CE-zertifizierte Feuerwerks-Artikel hervorgerufen werden.

"Die im Zusammenhang mit dem Verkaufsverbot befürchtete stärkere Verwendung von nicht offiziellem Feuerwerk führt zwar relativ zu etwas mehr schweren Verletzungen, ist mit Blick auf die absoluten Zahlen aber überschaubar", erklärt Hansjürgen Agostini, Mitglied der AG Feuerwerk.

Es seien zehnmal mehr Schwerverletzte aus Unfällen mit offiziellen Feuerwerkskörpern festzustellen. "Das CE-Zeichen garantiert natürlich nur bei sachgerechtem Gebrauch ein gewisses Maß an Sicherheit", so Agostini weiter.

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Die Arbeitsgruppe plädiere daher für kommunales Feuerwerk, das professionell ausgerichtet wird. "In den sechs Jahren der Umfrage fand sich lediglich eine Patientin, die während einer öffentlichen Feuerwerksshow als Zuschauerin leicht verletzt worden war", erklärt Agostini.

Der Augenexperte startet deshalb zusammen mit der Arbeitsgruppe eine Bundestags-Petition, die privates durch kommunales Feuerwerk ablösen will. "Ausgebildete Feuerwerker sollen ein gemeinsam erlebtes, sicheres Feuerwerk höchster Qualität zünden", so Agostini.

Titelfoto: Ralf Hirschberger/dpa

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