Neandertaler-Genom: In Deutschland arbeitender Forscher bekommt Medizin-Nobelpreis

Stockholm/Leipzig - Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo (67) für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution.

Der Neandertaler-Forscher Svante Pääbo (67) darf sich über den Nobelpreis freuen.
Der Neandertaler-Forscher Svante Pääbo (67) darf sich über den Nobelpreis freuen.  © Christian Charisius/dpa

Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. Er sequenzierte unter anderem als erster Forscher das Neandertaler-Genom.

Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert.

Seit 1901 haben 224 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 12 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. 1995 erhielt als erste und bislang einzige deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard (79) diese Auszeichnung.

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Im vergangenen Jahr bekamen David Julius (66, USA) und der im Libanon geborene Forscher Ardem Patapoutian (55) den Preis. Die beiden haben Zellrezeptoren entdeckt, über die Menschen Temperaturen und Berührungen wahrnehmen.

Mit dem Medizin-Preis startete der Nobelpreis-Reigen. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedensnobelpreis. Die Reihe endet am folgenden Montag, 10. Oktober, mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die feierliche Vergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Pääbos Forschungen konzentrierten sich vor allem auf das Neandertaler-Genom.
Pääbos Forschungen konzentrierten sich vor allem auf das Neandertaler-Genom.  © Oliver Berg/dpa

Leipzigs Oberbürgermeister: Nobelpreis krönt Pääbos Arbeit

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) gratulierte Pääbo am Montag.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) gratulierte Pääbo am Montag.  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) hat Svante Pääbo zum Medizin-Nobelpreis gratuliert. Dieser "krönt seine jahrzehntelange Arbeit", sagte der Politiker laut Mitteilung. "Und Leipzig darf stolz sein, ein wenig dazu beigetragen zu haben."

Jung würdigte den Schweden, der seit 1997 am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in der Stadt forscht, als einen "begnadeten Wissenschaftler, der über Jahrzehnte akribisch und zielstrebig gearbeitet hat".

Pääbo habe eine Disziplin in den Fokus gerückt, die bis dato nur sehr wenigen Menschen etwas sagte. "Mit seinen Forschungen auf dem Gebiet der Paläogenetik hat er unseren innersten Kern - unsere DNA - ins Verhältnis gesetzt: in uns lebt der Neandertaler weiter", sagte Jung. "Er ist nicht ausgestorben, sondern ist Teil unseres Erbes."

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Pääbo belege, "dass es keine starren Grenzen zwischen den Menschen gibt; der Austausch ist unsere Konstante." Und: "Er kann seine Forschung erklären; er macht sie anschaulich und bildhaft."

Originalmeldung von 12.22 Uhr; aktualisiert um 15.14 Uhr

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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