Neue verblüffende Studie: Charakter wird kaum durch Brüder und Schwestern geprägt
Leipzig - Eine Studie der Universitäten Leipzig, Zürich und Wellington (Neuseeland) hat neue Erkenntnisse zum Einfluss von Geschwistern auf die Persönlichkeit ans Licht gebracht.
Mittels mehrerer Langzeitstudien konnten die Forschenden die Daten von mehr als 80.000 Erwachsenen aus ganzer Welt untersuchen und auswerten. So konnten über Jahrzehnte hinweg Informationen über Lebensumstände und Persönlichkeitsmerkmale gesammelt werden.
Ausgangspunkt der Studie war die weit verbreitete Annahme, dass es einen Unterschied für die Entwicklung und Persönlichkeit macht, ob man mit Brüdern oder Schwestern aufgewachsen ist. Je nachdem würde man dann mehr Eigenschaften annehmen, die in der Gesellschaft als "typisch männlich" oder "typisch weiblich" gelten.
Diese Theorie wurde nun in der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift "Psychological Science" veröffentlicht wurde, widerlegt.
Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass Merkmale wie Risikobereitschaft, emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit und Geduld "nicht systematisch mit dem Geschlecht der Geschwister" zusammenhängen.
Studie: Geschlecht von Geschwistern hat keinen Einfluss auf die Persönlichkeit
"Insgesamt legt die aktuelle Studienlage nahe, dass Geschwister einen überraschend geringen Einfluss auf die Persönlichkeit im Erwachsenenalter haben", erklärte Dr. Julia Rohrer vom Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig.
"Beispielsweise zeigen frühere Studien unserer Arbeitsgruppe hier in Leipzig, dass auch die Geschwisterposition – also ob man zum Beispiel Erstgeborene:r oder Sandwichkind ist – keine große Rolle für die Persönlichkeit spielt."
Dennoch stellte die Wissenschaftlerin klar, dass das Geschwister-Geschlecht durchaus eine Rolle für den langfristigen Lebensweg spielen kann. So seien durchaus interessante Dynamiken beobachtet worden, beispielsweise in Bezug auf das durchschnittlich geringere Erwerbseinkommen von Frauen, die mit Brüdern aufwuchsen.
"Aber die Persönlichkeit ist wohl kein Teil der Erklärung solcher Effekte", so Dr. Rohrer.
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