Abordnungen gegen Lehrermangel sorgen für Frust bei Betroffenen

Von Stefan Hantzschmann

Erfurt - Thüringen setzt in diesem Schuljahr weiter auf Abordnungen von Lehrerinnen und Lehrern, um den Unterrichtsausfall in den Griff zu bekommen.

Bildungsminister Christian Tischner (44, CDU).  © Bodo Schackow/dpa

Zum Stichtag 17. September waren im Freistaat 1108 Lehrerinnen und Lehrer mit 11.032 Unterrichtsstunden abgeordnet, wie das Bildungsministerium auf Anfrage mitteilte. Damit waren knapp sieben Prozent der Lehrkräfte im Land von Abordnungen betroffen.

Bildungsminister Christian Tischner (44, CDU) sprach von einem erheblichen Teil der Lehrerinnen und Lehrer, die außerhalb ihrer Stammschule eingesetzt werden, um anderswo Unterricht abzusichern. "Nur dank dieses Engagements können wir Schule in personell herausfordernden Zeiten am Laufen halten", sagte Tischner der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

Seiner Ansicht nach müssten Regelschulen und Förderschulen stärker als bisher im Kampf gegen Unterrichtsausfall unterstützt würden - etwa durch Abordnungen von Gymnasiallehrern an diese Schulen. "Wir verteilen den Mangel damit auf breitere Schultern", sagte Tischner.

Thüringen Offiziell: Kemmerich und Petry machen gemeinsame Sache

Nach Daten seines Ministeriums entfallen mit 2103 Abordnungsstunden rund 19 Prozent auf Regelschulen. Mehr als die Hälfte der dorthin abgeordneten Lehrkräfte kommen von anderen Schularten.

Anzeige

Viel Ausfall an Regelschulen

Durch Abordnungen von Lehrern soll der Unterrichtsausfall reduziert werden.  © Martin Schutt/dpa

Er könne verstehen, wenn solche Abordnungen etwa bei Eltern auf Kritik stießen, sagte Tischner. "Da kann ich nur um Verständnis bitten." Die Schulleitungen achteten darauf, dass möglichst die Haupt- und Prüfungsfächer nicht so stark von den Abordnungen betroffen seien.

"Es gibt Regelschulen, die haben 20 Prozent Unterrichtsausfall oder Stundenplankürzungen und das können wir nicht hinnehmen", machte Tischner klar.

Nach Einschätzung des Thüringer Lehrerverbands (tlv) werden die Abordnungen immer umfangreicher bei der Stundenzahl. Genaue Zahlen hatte das Bildungsministerium zunächst nicht.

Thüringen Kampf gegen Schwarzarbeit: Steuerfahnder in Thüringer Hotels und Gaststätten

Lehrerverbandschef Tim Reukauf sieht die Zunahme der Abordnungsstunden kritisch. "Da kennen wir auch Fälle, wo man selbst in der gymnasialen Oberstufe Unterricht kürzt, damit man Abordnungen realisieren kann", sagte Reukauf.

Wenn ein Schüler nur drei Stunden in einem Fach Unterricht bekomme, ein anderer an einer anderen Schule aber vier und beide schrieben das gleiche Zentralabitur, komme Frust auf. "Wir als Thüringer Lehrerverband haben dafür kein Verständnis", sagte Reukauf.

Mehr zum Thema Thüringen: