Kita-Kommission: Geburtenrückgang ist auch eine Chance
Von Sebastian Münster
Alles in Kürze
- Kita-Kommission tagt im Thüringer Landtag.
- Geburtenrückgang kann zu besseren Betreuungsschlüsseln führen.
- Linken fordern Moratorium gegen Kita-Schließungen.
- CDU will wohnortnahe Lösungen finden.
- Ergebnisse sollen bis Mitte 2026 vorliegen.
Erfurt - Wie kann ein Kita-Sterben in Thüringen verhindert werden? Um diese Frage zu beantworten, ist am Freitag erstmals die sogenannte Kindergarten-Kommission im Thüringer Landtag zusammengekommen.

Das Gremium aus Wissenschaft, Kommunen und Kreisen, Elternvertretungen, Gewerkschaften und Politik soll Lösungen für das in Thüringen drohende Kita-Sterben finden.
Es sei ein großer Erfolg, dass alle Akteure an einem Tisch sitzen und sich das Problem vergegenwärtigt hätten, so die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Ulrike Grosse-Röthig. Es sei deutlich geworden, dass es dringend eine Landesstrategie brauche, in der kommunale und Kreisgrenzen keine Rolle spielen.
"Im Moment wird es wirklich darauf ankommen, ein Moratorium zu bilden, damit uns die Fachkräfte nicht abwandern", erneuert Grosse-Röthig die Forderung der Linken nach einem Entlassungsstopp in Kitas nach sächsischem Vorbild.
Mehr Betreuungsqualität durch weniger Kinder

Historisch niedrige Geburtenraten führen dazu, dass immer weniger Kinder in die Kindergärten kommen. Die Kommunen reagieren teils mit Kita-Schließungen, Träger reduzieren Wochenarbeitsstunden bei Erzieherinnen und Erziehern.
Doch in dem Problem stecke auch eine Chance, so Grosse-Röthig. Denn weniger Kinder bei gleichbleibend viel Personal führten automatisch zu einer Verbesserung des Betreuungsschlüssels. "Wir haben jetzt die Chance, bei gleichbleibenden Kosten deutliche Qualitätsverbesserungen zu machen."
Dirk Hoffmeister, bildungspolitischer Sprecher der BSW-Fraktion, verweist darauf, dass der vom Landtag verbesserte Betreuungsschlüssel erst von rund 60 Prozent der Thüringer Kitas umgesetzt worden ist.
Es entstehe aktuell ein "Betreuungsmehrbedarf". Nun müsse es darum gehen, "eine entsprechende Lösung zu finden, die im Sinne unserer Kinder ist".
CDU-Fraktionschef Bühl: Ergebnisse bis Mitte 2026

Die Landesregierung hatte noch unter Rot-Rot-Grün mithilfe der CDU das Kindergartengesetz geändert und den Betreuungsschlüssel verbessert.
"Daran wollen wir festhalten", so die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Carolin Gerbothe. "Gleichzeitig müssen wir gemeinsam mit den kommunalen Vertretern ausloten, wo wir Einsparungen treffen können, um die Haushalte dauerhaft solide aufzustellen."
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Bühl spricht sich aus für "wohnortnahe Lösungen, die für alle Sinn ergeben". Notwendig sei ein koordinierter Transformationsprozess.
Ergebnisse fordert Bühl bis spätestens Mitte kommenden Jahres.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa