Alphaville-Sänger Marian Gold: "Man muss mit dem Unerwarteten rechnen"

Berlin/Görlitz - Am Sonntag feiert Marian Gold seinen 70. Geburtstag. Bis kurz vorm "Jahreswechsel" steht der Frontmann von Alphaville am Samstag noch auf der Bühne in Bernau, dort spielt die 1983 gegründete Band in der ausverkauften Sparkassen-Arena. Danach geht es am 31. Mai nach Görlitz in Sachsen. Bis August nächsten Jahres folgen mehr als 25 weitere Termine. Mit TAG24 sprach der Kult-Sänger über sein Leben auf der Bühne, die Energie bei Konzerten und die zwei schönsten Ereignisse, die ihm passiert sind.

Ruht sich selten aus: "Alphaville"-Frontmann Marian Gold (69).
Ruht sich selten aus: "Alphaville"-Frontmann Marian Gold (69).  © Helen Sobiralski

TAG24: Sie treten nächste Woche in Görlitz auf. Waren Sie schon mal dort und kennen die Stadt?

Marian Gold: Ja, Görlitz kenne ich, das ist eine sehr schöne Stadt. Auch geografisch gesehen ist sie sehr interessant, weil sie direkt an der polnischen Grenze liegt und ein sehr reger Austausch stattfindet.

TAG24: Sind Sie über eine der Brücken spaziert, die in Görlitz Deutschland und Polen miteinander verbinden?

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Gold: Nein, noch nicht. Wenn ich die Zeit habe, werde ich das machen, weil mich das tatsächlich interessiert. Übrigens finde ich auch, dass Görlitz eine wunderschöne Altstadt hat und alles sehr toll renoviert ist. Ich freue mich, dort bald wieder zu sein - nicht nur wegen des Konzertes.

TAG24: Sie haben bis ins nächste Jahr super viele Auftritte.

Gold: Wir sind seit Mitte der 90er Jahre nonstop auf Tour. Pro Jahr spielen wir um die 50 Gigs. 2023 war es besonders heftig, weil zusätzlich zu den regulären Auftritten noch eine Tournee mit Orchester dazukam. Das waren auch noch mal um die 50 Konzerte, die wir alleine in Deutschland hatten. Danach war ich doch etwas gerädert am Ende, muss ich zugeben.

Mein Leben besteht zu 50 Prozent aus Konzerten, die anderen 50 Prozent verbringe ich im Studio. In diesem Jahr spielen wir drei verschiedene Programme: Wir treten mit dem Orchester auf. Dann haben wir die regulären Rockshows. Und zum Jahresende gibt es eine "Alphaville Forever! Best of 40 Years Live!"-Tour. Dafür wird es wiederum ein eigenes Programm geben.

Marian Gold führt ein Leben zwischen Musikstudio und Bühne

Songs wie "Big in Japan", "Sounds Like a Melody" und eben "Forever Young" avancierten in den nationalen wie internationalen Charts zu Mega-Hits und sind es bis heute - längst gehören sie zu den ganz großen Klassikern des Pop.
Songs wie "Big in Japan", "Sounds Like a Melody" und eben "Forever Young" avancierten in den nationalen wie internationalen Charts zu Mega-Hits und sind es bis heute - längst gehören sie zu den ganz großen Klassikern des Pop.  © Anna Wyszomierska

TAG24: Wie halten Sie das alles kräftemäßig durch?

Gold: Ich bin das gewohnt. Es gehört zu meinem Dasein. So lebe ich seit 40 Jahren. Es ändert sich nur insofern, dass ich älter werde. (lacht) Bestimmte Dinge strengen mich mehr an, manchmal, ohne dass ich das merke. So ist das halt im Leben.

TAG24: Bei Ihren Auftritten kommt eine wahnsinnige Energie rüber, die Massen sind unglaublich begeistert. Was macht das mit Ihnen, oder ist es inzwischen normal?

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Gold: Als Musiker habe ich mich für einen Lifestyle entschieden, wo eigentlich nichts normal ist. Alles beruht auf Kommunikation und Austausch. Es ist ein Nehmen und Geben. Da ist nichts, woran man sich gewöhnen könnte.

Jedes Mal, wenn man ein neues Album rausbringt oder ein neues Konzert spielt, ist es anders. Man muss mit dem Unerwarteten rechnen und das ist das Tolle und Faszinierende daran. Wir hauen von der Bühne aus raus, ins Publikum rein und dann bekommen wir diese Energie von so vielen Menschen zurück. Und dann hauen wir wieder noch mehr raus und es steigert sich. So konzipiert man auch Konzerte.

Stücke werden in einer bestimmten Reihenfolge gespielt, um diesen Austausch von Energie in einer gewissen Weise zu nutzen. Man gibt sich dadurch gegenseitig mehr Vergnügen und Spaß an der Sache.

Marian Gold: "Die Welle von Emotionen werde ich mein Lebtag nicht vergessen"

Mit ihrem Debütalbum "Forever Young" eroberten Alphaville 1984 die Musikwelt im Sturm und wurden der bis dahin weltweit erfolgreichste Popact Made in Germany.
Mit ihrem Debütalbum "Forever Young" eroberten Alphaville 1984 die Musikwelt im Sturm und wurden der bis dahin weltweit erfolgreichste Popact Made in Germany.  © Oliver Walterscheid

TAG24: Sie werden in diesem Monat 70 Jahre alt. Gibt es eine Geschichte in Ihrem Leben, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Gold: Die Geburten meiner sieben Kinder! Das sind die sieben größten Ereignisse in meinem Leben.

In meinem Künstlerdasein war es einer der ersten Auftritte von Alphaville. Das war, glaube ich, 1993 in Beirut. Kurz nach dem Bürgerkrieg. Die Stadt lag komplett in Trümmern. Wir haben auf dem Gelände der Amerikanischen Universität, im Norden der Stadt, im christlichen Viertel, gespielt - vor einem Publikum, das diese Schrecken des Krieges gerade hinter sich hatte.

Vor diesen Menschen haben wir gespielt. Was uns da für eine Welle von Emotionen und menschlicher Hingabe entgegengeschlagen ist, das werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Das war völlig frei von irgendwelchen religiösen, dogmatischen, politischen oder sonstigen Erwägungen.

Sondern das war einfach der Hunger nach Frieden, nach Liebe, nach Ausgelassenheit und Freude. Das habe ich in dieser Intensität nie wieder auf einem Konzert gespürt.

Alle Termine für die Liveshows von Alphaville findet Ihr unter www.alphaville.earth, Tickets gibt's ebenfalls online. Für das Konzert in Görlitz am 31. Mai 2024 verlost TAG24 zweimal zwei Freikarten. Schickt dazu eine E-Mail mit Eurem Namen an gewinnspiel@tag24.de. Teilnahmeschluss ist am 27. Mai 2024 um 15 Uhr. Anschließend werden die Gewinner ausgelost und benachrichtigt.

Titelfoto: Montage: Helen Sobiralski, Oliver Walterscheid, PR

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