Wem gehören die Gewinne? Angebliche Mieter-Initiative greift WGJ an

Dresden - Eine angebliche Mieter-Initiative sorgt für Unruhe bei der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ). Aber: Vieles deutet darauf hin, dass hinter der Aktion nur ein einziger Mieter (31) steckt. Jetzt verklagt ihn die WGJ wegen Rufschädigung.

Häuser der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) an der Elsasser Straße.
Häuser der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) an der Elsasser Straße.  © Ove Landgraf

Alles begann mit einer Mitglieder-Umfrage im Herbst vergangenen Jahres. Wäre es nicht gut, dass alle Genossenschafter an den Gewinnen der WGJ beteiligt werden, hieß es in einer Wurfsendung. Schließlich sei eine Genossenschaft Gemeinschaftseigentum. Der Bilanzgewinn habe 2017 rund 8,8 Millionen Euro betragen.

Das ist laut WGJ-Vorstand Thomas Dittrich (58) eine Milchmädchenrechnung: "Der Großteil davon fließt in die Tilgung von Darlehen, Neubau-Investitionen und sorgt dafür, dass die Mieten niedrig bleiben", so Dittrich.

"Der tatsächliche Überschuss liegt bei Null." Darüber hinaus sei eine Dividenden-Ausschüttung laut Satzung nicht vorgesehen. Das haben die Genossenschaftsmitglieder einst gemeinsam beschlossen.

WGJ-Vorstand Thomas Dittrich (58) hat wenig Verständnis für die Meinungs-Umfrage aus mehr oder weniger anonymer Quelle.
WGJ-Vorstand Thomas Dittrich (58) hat wenig Verständnis für die Meinungs-Umfrage aus mehr oder weniger anonymer Quelle.  © Steffen Füssel

Damit ist die Forderung für die WGJ vom Tisch. Aber: Die Mieter-Umfrage hält sie für justiziabel. Briefkopf und Aufmachen des Schreibens erweckten den Anschein, als stamme die Umfrage von der Genossenschaft. Die hatte damit aber gar nichts zu tun.

Im Verdacht steht Mieter Marco K. (Name geändert). Beide Seiten sind nicht das erste Mal aneinander geraten. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe: "Ich habe nichts anonym verbreitet!"

Die Richterin legte Marco K. am Freitag nahe, sich eine andere Wohnung zu suchen: "Das Mietverhältnis dürfte zu zerrüttet sein." Der aber will nicht. Die WGJ hat ihm bereits gekündigt.

Dieser Fragebogen landete in den Briefkästen Hunderter WGJ-Mieter.
Dieser Fragebogen landete in den Briefkästen Hunderter WGJ-Mieter.  © privat
Marco K. (31) wurde vor der Vertreterversammlung 2018 von WGJ-Mitarbeitern an diesem Protest-Stand gesehen. Auf dem Plakat wird eine Beteiligung an dem angeblichen "Jahres-Überschuss" gefordert.
Marco K. (31) wurde vor der Vertreterversammlung 2018 von WGJ-Mitarbeitern an diesem Protest-Stand gesehen. Auf dem Plakat wird eine Beteiligung an dem angeblichen "Jahres-Überschuss" gefordert.  © privat

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