Uralter Manegen-Adel übernimmt den Dresdner Weihnachts-Circus: Jetzt verzaubert Familie Köllner

Dresden - Die Tinte ist trocken, der Vertrag wurde vorige Woche unterzeichnet. Mario (74) und Gisela Müller-Milano (73) haben den Dresdner Weihnachts-Circus verkauft. Die Brüder Leo (34), Sascha (46) und William Köllner (52) sind die neuen Besitzer.

Die neuen Circus-Inhaber: Leo (34, v.l.), Sascha (46) und William Köllner (52).
Die neuen Circus-Inhaber: Leo (34, v.l.), Sascha (46) und William Köllner (52).  © Steffen Füssel

Bereits im Vorjahr haben die Köllners den gesamten Technik-Bereich betreut - nun verantwortet das Trio das "Gesamtpaket" Zirkus. Und das hat in sechster Generation Tradition in der Familie.

"Unsere Ur-Ur-Urgroßeltern Arthur Wilhelm und Hedel Zuckermarie haben zu Drehorgelmusik getanzt - auf dem Hochseil und als Stelzenläufer", erzählt Leo.

"Unser Opa Robert und seine Frau Feodora gründeten 1928 den Zirkus Apollo, in dem alle ihre elf Kinder auch auftraten - als Clowns, Feuerschlucker, Zauberer, Akrobaten. Und obwohl der Opa Angst vor großen Tieren hatte, gab es im Zirkus natürlich auch Pferdenummern. Anfang der 50er-Jahre kaufte er sogar seinen ersten Elefanten, die Kuh Rekka."

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Auch der Vater der Brüder, Karl-Heinz Köllner (†2022), stand stolz als Direktor in der eigenen Manege.

Der "Dresdner Weihnachtsfeier-Circus" gehört zu den Höhepunkten Winterzeit.
Der "Dresdner Weihnachtsfeier-Circus" gehört zu den Höhepunkten Winterzeit.  © Foto Koch

Pemiere des diesjährigen Weihnachts-Circus am 15. Dezember

Die Wagen des Circus Apollo, vermutlich in den späten 20er oder Anfang der 30er Jahre.
Die Wagen des Circus Apollo, vermutlich in den späten 20er oder Anfang der 30er Jahre.  © Repro: Steffen Füssel

"Unser Vater reiste erst als Artist und Tierlehrer von Zirkus zu Zirkus - bis er mit unserer Mutter Hedwid Maria 1982 den Zirkus Pinocchio eröffnete", zeigt Sascha alte Fotos. "Mutter war gelernte Schusterin, arbeitete in der Kinderschuhfabrik elefanten."

Die echten Dickhäuter lernte sie in der Manege kennen, führte selbst eine Hunde-Dressur vor.

"Unser Vater war ein Mann von Welt, traf sich mit Politpromis von Gysi bis Biedenkopf. Was kaum einer glaubte und wusste: Er konnte weder lesen noch schreiben."

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Leo erklärt den Grund: "In der Nachkriegszeit kämpfte die Familie ums täglich Brot und ums Überleben. Vater musste auftreten, statt die Schule zu besuchen."

Während Leo heute als Event- und Zeltvermieter sein Geld verdient, William nach seiner Tierlehrer-Karriere das Hüpfburgenland "Jump City" betreibt, begeistert Sascha mit seiner Familie unterm Chapiteau des "Circus Piccolino".

"Den gebe ich natürlich auch nicht auf", sagt Sascha. "Aber mit dem Dresdner Weihnachts-Circus erfüllt sich für uns ein großer Traum. Wir fiebern der Premiere am 15. Dezember entgegen", sagen die glücklichen drei neuen Inhaber.

Großmutter Feodora hoch zu Pferd - sie begeisterte in der Manege des Circus "Apollo".
Großmutter Feodora hoch zu Pferd - sie begeisterte in der Manege des Circus "Apollo".  © Repro: Steffen Füssel
In der letzten Saison führte Elvis Errani drei Elefanten im "Dresdner Weihnachts-Circus" vor.
In der letzten Saison führte Elvis Errani drei Elefanten im "Dresdner Weihnachts-Circus" vor.  © Holm Helis

Mario Müller-Milano - Ihm hat die Zirkuswelt viel zu verdanken

Direktor Mario Müller-Milano 2022 bei der Premiere des 25. Dresdner Weihnachts-Circus.
Direktor Mario Müller-Milano 2022 bei der Premiere des 25. Dresdner Weihnachts-Circus.  © Holm Helis

Der "Dresdner Weihnachts-Circus" hat sich mit preisgekrönter Weltklasse-Artistik und Tierdressur einen internationalen Namen gemacht. Dies ist Verdienst und Lebenswerk von Mario Müller-Milano (74).

Der Ex-Drahtseilartist und Schausteller übernahm 2010 den Zirkus Busch-Roland, rettete ihn vorm Konkurs und brachte ihn auf Weltniveau.

Seit 1822 arbeitet Müller-Milanos Familie unterm Chapiteau.

Es wimmelt im Stammbaum vor Kraftakrobaten, Löwenbändigern & Co. Müller-Milano selbst ist ein Mann, der das Risiko nicht scheut. In den 80er-Jahren raste er im Zweierbob durch den Eiskanal, wäre zweimal fast tödlich verunglückt. Erst 2017 ging Müller-Milano wieder ein großes Wagnis ein, investierte mehr als eine Million Euro in neue Zelte für den Weihnachts-Circus.

Wegen langjähriger Krankheit verkaufte er den Zirkus. Doch sein Name bleibt als Präsentator des Dresdner Weihnachts-Circus sichtbar.

Titelfoto: Steffen Füssel

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