Nicht in meiner Kirche! Pfarrer verhindert Impfaktion für Wohnungslose in Gotteshaus

Dresden - Die Nachtcafés sind für Dresdens Obdachlose in der Winterzeit eine wichtige Anlaufstelle. Das wollte die Diakonie Dresden am Montag nutzen und den Wohnungslosen in der Neustädter Dreikönigskirche ein Impfangebot machen.

Will nicht, dass in seiner Kirche geimpft wird: Pfarrer Matthias Kunze (63).  © Kirchspiel Dresden_Neustadt

Dabei hat sie die Rechnung aber ohne Pfarrer Matthias Kunze (63) gemacht. Der hatte was dagegen, dass in Räumen seiner Kirche geimpft wird.

"Wir haben geklärt, dass es woanders stattfinden soll", sagt Kunze und verweist für weitere Fragen an Superintendent Albrecht Nollau (58).

Der erklärt: "Der Pfarrer vor Ort hat gesagt, dass er das nicht möchte, weil das zu einer weiteren Polarisierung führen könnte." Kirche und Impfen seien getrennte Dinge.

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Dabei hatten die Evangelisch-Lutherische Landeskirche und das Bistum Dresden-Meißen doch noch am 1. Advent eine gemeinsame Impfaktion unter anderem in der Frauenkirche durchgeführt.

"Zusammen mit der Diakonie wurden andere Räume gesucht und wenige Meter entfernt gefunden. Das Impfteam war Gott sei Dank auch flexibel", sagt Nollau.

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Superintendent Albrecht Nollau (58) ist froh, dass die Aktion trotzdem stattfinden konnte.  © Thomas Türpe
Die Impfaktion musste vom Nachtcafé in der Dreikönigskirche in Räume der Diakonie verlegt werden.  © Ove Landgraf
Im Nachtcafé sollte Dresdens Obdachlosen am Montag ein Impfangebot gemacht werden (Symbolbild).  © Oliver Dietze dpa/lrs

Vorfall beschäftigt noch den Kirchenvorstand

An dieser Suche habe sich auch der Pfarrer beteiligt. Statt in der Kirche wurde die Aktion nun im Ambulanten Behindertenzentrum der Diakonie an der Albertstraße durchgeführt. "Der Ablauf verlief reibungslos. Insgesamt wurden an diesem Abend 23 Personen geimpft", teilt die Diakonie mit.

"Ich finde die Aktion gut und bin froh, dass sie stattgefunden hat", sagt Nollau. Die Durchführung in der Kirche anweisen konnte er als Superindentent nicht. Denn dabei handle es sich um eine verwaltungsrechtliche und nicht um eine theologische Frage.

Der Vorfall soll im Kirchenvorstand aber noch einmal diskutiert werden.

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