Handwerk stirbt aus: Reifendreher bangt um Zukunft

Seiffen - Holzspielzeug von der Drehbank - das ist Reifendrehen. Christian Werner (61) im erzgebirgischen Seiffen brennt für das seltene Kunsthandwerk.

Christian Werner (61), einer der letzten Reifendreher, arbeitet in seiner Werkstatt in Seiffen an der Drehbank.  © Hendrik Schmidt

Mit Enthusiasmus und gegen alle Hindernisse will er das Handwerk vor einer Rückkehr ins Museum bewahren.

Seit 1985 gibt es den Familienbetrieb in Seiffen. "Weltweit sind wir der einzige Betrieb, der marktfähig produziert", sagt Werner stolz. Das Reifendrehen ist eine spezielle Art, Holzspielzeuge herzustellen, die es nur im Erzgebirge gibt.

Ein entrindeter Fichtenblock wird mit scharfen Flach- und Halbröhreneisen in eine dreidimensionale Form gebracht. Das Holz muss im Gegensatz zum Drechseln feucht und maximal ein Jahr zuvor geschlagen worden sein, damit es nicht splittert.

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Von einem alten Meister ließ sich Christian Werner in die Geheimnisse des Reifendrehens einweihen. "In den 80er Jahren war Reifendrehen schon tot." Werner hat das Handwerk quasi aus dem Museum geholt. Knapp 35 Jahre danach droht es erneut auszusterben: Kein Nachwuchs, schlechte Bezahlung. "Wir arbeiten Tag und Nacht und haben trotzdem Angst, dass uns die Leute weglaufen."

Zu gern würde der Seiffener einen Lehrling ausbilden. Doch den Beruf Reifendreher gibt es nicht. "Der Ausbildungsberuf dazu ist der Drechsler beziehungsweise Holzspielzeugmacher", heißt es von der Handwerkskammer Chemnitz.

Christian Werner appelliert an die Politik in Sachsen, den Erhalt des Reifendrehens zu fördern: "Wir arbeiten hier wie 1750 und können heute wirtschaftlich sein. Wir sind Träger eines Kulturgutes."

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Hier werden Reifentiere aus einem Fichtenreifen gespalten. Mit speziellen Drechslerwerkzeugen wird das Profil einer Figur in das nasse Holz gedreht.  © Hendrik Schmidt
Andreas Werner und Jacqueline Lorenz arbeiten an einer Pyramide, auf der sich die sogenannten Reifentiere wiederfinden.  © Hendrik Schmidt

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