Geht's noch? Zwickau verbietet Kindern Ausflug in die Zuckertüten-Fabrik

Zwickau - Wie gemein ist das denn? Zwickau verbietet den städtischen Kindergärten Ausflüge in die Zuckertütenfabrik nach Lichtentanne - und macht damit eine beliebte Tradition platt.

OB Pia Findeiß (63, SPD) verbietet Kindern den Besuch der Zuckertüten-Produktion.  © Pro Picture/Ralph Köhler

Auf Nachfrage des Schultütenherstellers Roth hieß es aus dem Rathaus: "Im Auftrag der Oberbürgermeisterin, Frau Dr. Findeiß, teilen wir Ihnen mit, dass die Besuche ... aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht mehr stattfinden."

Die mittelständische Kartonagenfabrik (50 Mitarbeiter, 1 Mio. Zuckertüten jährlich) hatte von der Anordnung über Dritte erfahren: "Wir waren völlig überrascht. Es handelt sich um eine fast 15-jährige Tradition, die stets mit viel Liebe geplant wird", sagt Vertriebsleiter Jens Heinz (47).

Auch Geschäftsführer Lukas Roth (38) ist fassungslos: "Die Kinder können bei uns die Handfertigung der Schultüten beobachten. Mich ärgert, dass die Stadt Zwickau nicht einmal zum Telefon gegriffen hat, um mit uns Bedenken zu diskutieren. Wir sind nach wie vor gesprächsbereit."

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Die Stadtverwaltung Zwickau teilte am Dienstag mit, "dass durch die Besuche der Kitas möglicherweise eine Wettbewerbsverzerrung entsteht, da die Kinder danach vorzugsweise Zuckertüten der Firma Roth aussuchen".

Darüber schüttelt selbst die Konkurrenz den Kopf. Christiane Beck (31) von der Firma Nestler aus Ehrenfriedersdorf, die ebenfalls Zuckertüten herstellt: "Auch bei uns kommen jedes Jahr 500 Kinder zu Führungen. Das zu verbieten ist albern und nicht nachvollziehbar."

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Lukas Roth (38) darf Zwickauer Kinder nicht mehr durch seine Manufaktur führen.  © Sven Gleisberg
Die Fertigung von Zuckertüten ist noch Handarbeit. Klaudia Kovacic (31) beklebt die Rohlinge.  © Sven Gleisberg

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