Besonders viele Grippe-Impfmuffel in Baden-Württemberg: Fachleute warnen

Von Martin Oversohl

Stuttgart - Immer weniger Menschen im Südwesten lassen sich gegen Grippe impfen. Fachleute warnen: Die Impfmüdigkeit könnte in diesem Winter tödliche Folgen haben.

Die Impfung stellt eine sichere Präventionsmaßnahme dar. Empfohlen wird sie vor allem älteren und vorerkrankten Menschen. (Symbolbild)
Die Impfung stellt eine sichere Präventionsmaßnahme dar. Empfohlen wird sie vor allem älteren und vorerkrankten Menschen. (Symbolbild)  © Philip Dulian/dpa

Beim Grippeschutz hat Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern die rote Laterne. Das hat eine Auswertung der Techniker Krankenkasse ergeben. Demnach haben sich in der vergangenen Saison im Südwesten nur 24 Prozent der TK-Versicherten über 60 Jahre gegen Grippe impfen lassen.

Die Quote sei im Vergleich zum Jahr zuvor sogar noch um vier Prozentpunkte zurückgegangen und liege deutlich niedriger als in den anderen Bundesländern.

Nach Daten der Barmer haben sich im vergangenen Jahr altersübergreifend nur rund 710.000 gesetzlich Krankenversicherte oder zwölf Prozent aus Baden-Württemberg in einer Arztpraxis gegen Grippe impfen lassen - das sind zwölf Prozent weniger als im Jahr zuvor und fast 39 Prozent weniger als im Jahr 2020.

Warum ist die Impfquote im Südwesten so niedrig?

Im Bundesdurchschnitt erhielten in der letzten Saison 38 Prozent der TK-Versicherten über 60 Jahre den Piks gegen Grippe. (Symbolbild)
Im Bundesdurchschnitt erhielten in der letzten Saison 38 Prozent der TK-Versicherten über 60 Jahre den Piks gegen Grippe. (Symbolbild)  © Fabian Sommer/dpa

Fachleute beobachten im Land eine wachsende Impfmüdigkeit vor allem in der sensiblen Gruppe der älteren Menschen. Viele halten die Grippe für harmlos oder verwechseln sie mit einer Erkältung. Andere sagen, sie hätten noch nie Grippe gehabt – und unterschätzen das Risiko.

Dazu kommt: Nach dem Push durch die Corona-Impfkampagnen ist die allgemeine Bereitschaft gesunken, auch das Vertrauen in den Nutzen von Vorsorgeimpfungen ist nach Einschätzung von Ärzten zurückgegangen​.

"Influenza ist keine harmlose Erkältung", warnt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung in Stuttgart. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden in der vergangenen Grippe-Saison 2024/25 rund 390.000 Grippefälle erfasst, davon knapp 34.600 in Baden-Württemberg.

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Insgesamt starben 1754 Menschen mit Influenza, davon 90 Prozent im Alter von 60 Jahren und mehr. Die Zahl der Toten kann bei Grippewellen aber auch stark schwanken - von mehreren Hundert bis über 20.000.

Wann und wo kann man sich impfen lassen?

Am besten lässt man sich zwischen Oktober und Mitte Dezember impfen, weil sich eine Grippewelle meist Anfang des Jahres aufbaut. Der Schutz baut sich innerhalb von etwa zwei Wochen auf und hält in den meisten Fällen über die ganze Saison an.​

Impfungen bieten natürlich die Haus- und Betriebsärzte an, oft gibt es den Piks auch in Apotheken. Krankenkassen übernehmen die Kosten für alle empfohlenen Gruppen. Viele Kassen zahlen die Impfung auch für andere Versicherte auf freiwilliger Basis.​

Titelfoto: Philip Dulian/dpa

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