Tatort Schwimmbad: Nimmt die Gewalt wirklich zu?
Von Martin Oversohl
Stuttgart - Mit den steigenden Temperaturen und den Massen in den Freibädern werden die baden-württembergischen Schwimmbecken Jahr für Jahr zu Tatorten. Die Polizei wird auch in diesen Tagen immer wieder wegen Beleidigungen oder Bedrohungen, Handgreiflichkeiten und wegen sexueller Übergriffe an den Beckenrand gerufen.
Alles in Kürze
- Gewalt in baden-württembergischen Schwimmbädern nimmt nicht zu.
- 909 Straftaten in Freibädern im Jahr 2024 registriert.
- Zwei von drei Tatverdächtigen besitzen keinen deutschen Pass.
- Sexuelle Gewalt in Schwimmbädern ging im vergangenen Jahr zurück.
- 80 der 133 erfassten Verdächtigen kommen aus dem Ausland.

Zuletzt soll ein 27-Jähriger im Besigheimer Freibad zwei 14-jährige Mädchen belästigt haben. In Asperg masturbierte ein Mann (25) im Nichtschwimmerbecken des Freibades vor drei Jungs. Hinzu kommen Schlägereien, Bademeister werden beleidigt, es wird geklaut und betrogen.
Aber nimmt die Gewalt wirklich zu? Nicht wirklich, wenn man der Statistik des Innenministeriums folgt.
Laut Sicherheitsbericht ist die Zahl der Straftaten in Freibädern im Jahr 2024 und im Vergleich zum Jahr zuvor um 17,7 Prozent auf 909 Fälle gesunken. "Hierbei handelte es sich primär um Diebstahls- und Körperverletzungsdelikte", heißt es aus dem Ministerium.
Was aber bleibt, das sind die deutlichen Probleme mit oft jungen und aggressiven Besuchern und die überdurchschnittliche Zahl der Tatverdächtigen ohne einen deutschen Pass.
Zwei von drei Tatverdächtigen besitzen keinen deutschen Pass

Natürlich sei jeder Fall einer zu viel, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg (ARGE), Necdet Mantar. Mit Blick auf die vielen Millionen Besucher in allen baden-württembergischen ARGE-Bädern liege die Zahl der Straftaten aber noch im Rahmen.
Trotz der geballten Zahl der Fälle aus den vergangenen heißen Sommertagen ist auch auffällig, dass die Zahl der Fälle sexueller Gewalt in den Schwimmbädern zumindest im vergangenen Jahr wieder zurückgegangen ist. Wurden vor zwei Jahren noch 187 Straftaten in diesem Bereich und insgesamt in Hallen- und Freibädern registriert, so waren es im Jahr darauf 171.
Das Niveau liegt aber weiter deutlich über den Zahlen von 2022 (138 Fälle in Hallen- und Freibädern) und insgesamt noch sehr stark über den Werten aus den Jahren vor der Pandemie.
Auffällig ist allerdings, dass fast zwei von drei Tatverdächtigen in den Hallen- und Freibädern keinen deutschen Pass besitzen. Insgesamt kommen laut LKA 80 der 133 erfassten Verdächtigen aus dem Ausland. Während die Gesamtzahl der Tatverdächtigen um knapp 9 Prozent zurückgegangen ist, legte sie bei den Ausländern um 8 Prozent zu.
Titelfoto: Thomas Frey/dpa